Siemens profitiert in den neuen Kernsparten stark von der wirtschaftlichen Erholung und legt exzellente Quartalszahlen vor. "Die Industrieproduktion zieht weltweit an und liegt in China deutlich über dem Niveau vor der Pandemie. Bei Siemens schlägt sich das in profitablem Wachstum nieder", sagte Siemens-Chef Roland Busch bei Vorlage der Zahlen für die Monate Januar bis März. Der Umsatz zog demnach um neun Prozent auf 14,7 Milliarden Euro, der Auftragseingang sogar um elf Prozent auf 15,9 Milliarden Euro an. Siemens steigerte den operativen Gewinn im industriellen Geschäft (Ebita) um fast ein Drittel auf 2,1 Milliarden Euro und erreichte eine starke Marge von 15,1 Prozent. Der Nettogewinn verdreifachte sich im Quartal gegenüber dem Vorjahr auf 2,4 Milliarden.

Messlatte nach oben geschraubt


Die Dynamik soll laut Busch auch in der zweiten Geschäftsjahreshälfte anhalten. Der Industriekonzern hob deshalb seine Prognose für die Periode bis Ende September deutlich an. Demnach soll der Umsatz jetzt zwischen neun und elf Prozent wachsen, bislang wurden bis zu neun Prozent erwartet. Auch für den Nettogewinn legten die Münchner die Messlatte ein Stück höher. Siemens will jetzt 5,7 bis 6,2 Milliarden Euro Gewinn schreiben, zuvor waren fünf bis 5,5 Milliarden angepeilt. Allerdings sind hier die Effekte der Übernahme des US-Konzerns Varian noch nicht enthalten, die die Medizintechnik-Tochter Siemens Healthineers erst kürzlich abgeschlossen hatte. Hieraus resultiere nach derzeitiger Einschätzung ein negativer Effekt von 300 bis 500 Millionen Euro, der das Nettoergebnis von Siemens mindere, so Finanzvorstand Ralf Thomas.

Die auf gut 15 Prozent deutlich gestiegene operative Marge des Konzerns, im Vorjahr kam Siemens noch auf rund zwölf Prozent, schrieb Chef Busch zum Teil Basiseffekten und Reisekosteneinsparungen zu. Die Pandemie habe jedoch die Digitalisierung auch in der Industrie beschleunigt. "Wir sind so gut positioniert wie niemand sonst, die reale und digitale Industriewelt zu verbinden", sagte Busch. Hinzu kämen Impulse durch den weltweiten Trend zum Klimaschutz, der es für Kunden attraktiver mache, durch Investitionen Effizienz- und Energieeinsparpotenziale zu heben.

Besonders gut läuft es im nach Umsatz und Gewinn größten Kernbereich, der Industrieautomatisierungs- und Digitalisierungssparte Digital Industries (DI). Das Geschäft profitiert besonders stark von der Erholung im Automobil- und Maschinenbau sowie vom Aufschwung in China. Im Reich der Mitte verbuchten die Bayern hier einen Umsatzanstieg um 45 Prozent im Quartal. Laut Finanzchef Thomas laufen die kurzzyklischen Geschäfte mit Automatisierungstechnik hervorragend. Hohe Nachfrage sieht Thomas auch bei Software etwa für das Design von Industrieprozessen. Insgesamt wuchs DI um 14 Prozent beim Umsatz.

Die Profitabilität zieht hier stark an, wobei sich, wie im gesamten Konzern, Einsparungen durch Covid-bedingte Reisebeschränkungen bemerkbar machen. Die operative Marge kletterte von knapp 16 auf gut 20 Prozent, sie soll im Gesamtjahr bis zu 21 Prozent erreichen. Laut Thomas lieferte DI alleine rund eine Milliarde der insgesamt 1,2 Milliarden Euro an freien Mitteln, die dem Konzern nach Abzug von Investitionen im ersten Quartal zuflossen.

Sparte Smart Infrastructure profitiert vom Ausbau des Ladenetzes


Die Sparte Smart Infrastructure (SI), die etwa Gebäude- und Verteilnetztechnik herstellt, verzeichnete mit zehn Prozent noch einen etwas höhere Auftragseingang als DI mit acht Prozent. Die Sparte profitiert auch vom Ausbau etwa des Ladenetzes für Elektroautos, Siemens liefert hier wichtige elektronische Bauteile. Viele Kunden füllten auch ihre Lager mit Komponenten, weil sie durch Knappheiten etwa bei Chips sensibilisiert seien, so Thomas. Hier erwartet der Vorstand im weiteren Jahresverlauf ebenfalls eine leichte Steigerung der operativen Marge von derzeit elf auf bis zu zwölf Prozent.

In der Verkehrstechnik hätten sich teils Aufträge verzögert, sodass der Auftragseingang um acht Prozent geschrumpft ist. Thomas rechnet jedoch damit, dass im zweiten Halbjahr noch der ein oder andere Großauftrag aus der Pipeline in die Bücher wandere.

Unser Fazit zur Siemens-Aktie


Siemens profitiert von der neuen Fokussierung auf den Kernbereich Digitalisierung in Industrie- und Infrastrukturtechnik. Operative Gewinnarge und Umsatz sind im Aufwind. Zudem läuft es in der Medizintechnik bei der 75-Prozent-Tochter Healthineers rund. Siemens ist ein Profiteur der globalen Konjunkturerholung. Die Aktie nimmt Anlauf auf ein neues Allzeithoch und bleibt attraktiv.