"Auf die Belegschaft werden weitere große Veränderungen zukommen. Ich gehe aber davon aus, dass es weder neue Abspaltungen noch einen großen Stellenabbau geben wird", sagte Steinborn der "Süddeutschen Zeitung" (Donnerstagausgabe) in einem gemeinsamen Interview mit Jürgen Kerner, der für die IG Metall im Aufsichtsrat des Münchner Technologie-Konzerns sitzt. Viele Mitarbeiter seien aber noch skeptisch. "Wenn die Wachstumsstrategie des Vorstands fliegt, dann wird man alle Ressourcen brauchen", sagte Steinborn der Zeitung.

Kerner und Steinborn forderten, die Arbeitnehmervertreter eher als bisher einzubeziehen. "Ich glaube, dass wir bei Siemens gute Chancen haben, die Leute mitzunehmen", sagte Kerner, der im Vorstand der Gewerkschaft sitzt. "Deswegen wollen wir als Arbeitnehmervertretung nicht immer erst dann ins Boot kommen, wenn Stellen gestrichen werden. Wir wollen die Veränderung mitgestalten."

Der neue Siemens-Chef Roland Busch hatte vor einer Woche seine Strategie für die nächsten fünf Jahre vorgestellt, in der er die Verbindung von Maschinen und Anlagen mit Software in den Vordergrund gerückt hatte. "Ich fand es da schon sehr positiv, dass wir eine Strategie bekommen haben, ohne dass gleich wieder ein Kostensenkungsprogramm verkündet wurde", sagte Kerner. Das habe es bei Siemens lange nicht gegeben. Der Gewerkschafter lobte Buschs Führungsstil. "Er ist authentisch, und das hilft in dieser Lage." Die Beschäftigten schauten sehr genau auf ihren Chef. Der Kulturwandel müsse bei vielen nachgeordneten Managern aber erst noch ankommen, sagte Betriebsratschefin Steinborn.

rtr