Die Unabhängigkeitsbestrebungen Kataloniens haben zwar nicht zum großen Crash geführt - unterm Strich hat die Börse in Madrid seit dem Referendum am 1. Oktober nur minimal eingebüßt -, doch die Kurse waren schon vorher gebröckelt. Wegen der drohenden Spaltung des Landes hoben die Experten der Ratingagentur Standard & Poor’s auch nicht, wie zunächst erwartet, das Rating für Spanien an, sondern verwiesen ausdrücklich auf die Spannungen und warnten, dass ein anhaltender Konflikt Spaniens Wirtschaft belasten könnte.

Selbst wenn sich die Lage in Katalonien, der wirtschaftlich stärksten Zone der Iberischen Halbinsel, kurzfristig nicht beruhigen sollte, lohnt ein Blick auf spanische Aktien. Vor allem global agierende Unternehmen dürften den Konflikt gut wegstecken können. Und der spanische Leitindex IBEX 35 ist eines der wenigen Börsenbarometer, die das Niveau von vor der Finanzkrise noch längst nicht wieder erreicht haben. Stolze 16 000 Punkte zählte der IBEX anno 2007. Heute dümpelt er bei 10 000. Für antizyklische Investoren ein interessantes Einstiegsniveau, denn an Qualitätsaktien herrscht kein Mangel.

Bei Repsol sprudeln die Gewinne wieder



Der Öl- und Energiekonzern Repsol erntet die ersten Früchte seines Strategie- und Sparprogramms, das bis 2020 angelegt ist. Deutlich sichtbar wird dies an den Quartalszahlen, die Anfang November präsentiert wurden. Per Ende September wurde der Nettogewinn um 41 Prozent auf 1,58 Milliarden Euro gesteigert. Die gestiegenen Preise für Rohöl sorgen in der gesamten Industrie für Aufwind (siehe auch Branchenreport Seite 22). Bei Repsol aber waren sie nur einer von mehreren Gründen für die positiven Zahlen. Das Fördergeschäft erzielte zwar den größten Gewinnzuwachs, doch mit 1,4 Milliarden Euro (ein Plus von acht Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2016) erwirtschaftete das Segment für weiterverarbeitete Produkte den größten Anteil am Gewinn.

Die positive Entwicklung zeigt sich auch in der Bilanz. Der Energiekonzern verminderte die Nettofinanzschulden in den vergangenen zwölf Monaten um fast ein Drittel von nahezu zehn auf knapp unter sieben Milliarden Euro. Die Analystenmeinungen tendieren in der Mehrheit noch zu einem "Halten"-Rating. Doch die angegebenen Kursziele sind zum Teil schon überschritten. Aus diesem Grund passt etwa Sven Diermeier, Aktienexperte von Independent Research, in einer aktuellen Studie das Kursziel von 14,60 auf 16,10 Euro an. Wir halten mehr für möglich.

Inditex setzt aufs Onlinegeschäft



Bei Inditex aber sind die rosigen Zeiten vorbei. Die Mehrheit der Analysten senkt derzeit den Daumen für das Papier. So reduzierte Simon Bowler, Analyst bei Exane BNP Paribas, die Einschätzung auf "Neu-tral" und das Kursziel von 36 auf 33 Euro. Bowler begründete die Herabstufung mit der Entwicklung an den Devisenmärkten, die das Gewinnwachstum in den nächsten beiden Jahren bremsen könnte - eine Gefahr, die der Konzern selbst bestätigt hat.

Der Silberstreif am Horizont: Die Unternehmenseinheit Fashion Retail ist auf dabei, den Onlinehandel weiter auszubauen. Kern der Idee: Der klassische Handel und der Verkauf via Internet sollen keine konkurrierenden, sondern integrierte Systeme sein. Durch die Integration soll der Kundenservice erweitert werden - für alle Vertriebskanäle der Marken Zara, Massimo Dutti, Bershka, Pull & Bear, Stradivarius, Uterqüe und Oysho. Da die Aktie jedoch unter unseren zuletzt auf 29,50 Euro nachgezogenen Stoppkurs gefallen ist, wollen wir vor einer Neubewertung die Zahlen abwarten, die Mitte Dezember veröffentlicht werden sollen.



Amadeus IT hebt ab



Eines der weltweit führenden Reisereservierungssysteme ist Amadeus IT. Der Anbieter von IT-Lösungen für die Touristikbranche wächst stetig. In den ersten neun Monaten steigerten die Madrilenen den Umsatz um 8,9 Prozent auf knapp 3,7 Milliarden Euro. Der Nettogewinn belief sich auf 846,7 Millionen - eine Steigerung von 14,7 Prozent. Das Plus ist zum einen den gestiegenen Reisebüro-Flugbuchungen um sechs Prozent auf 434,4 Millionen zu verdanken, zum anderen erhöhte sich im Bereich IT-Lösungen die Zahl der abgefertigten Passagiere um knapp ein Fünftel auf 1,228 Milliarden.

Damit genießt das Unternehmen Marktführerstatus. Weltweit werden 95 Prozent der Sitzplätze der Airlines über Amadeus gebucht.

Mapfre hisst die Segel



Beim Volvo Ocean Race, der härtesten Regatta der Welt, segelt die Crew von Mapfre vorn mit. Analysten hingegen rudern mit ihren Einschätzungen zum Papier des Finanz- und Versicherungskonzerns mit Sitz in Majadahonda, einem Vorort von Madrid, eher zurück. Von zwölf Experten rät die Hälfte zum Verkauf.

Die Zahlen sprechen dafür. Das Neunmonatsergebnis sank, unter anderem wegen Problemen in Brasilien, von 572 Millio-nen (2016) auf 444,6 Millionen Euro. Der Umsatz stieg von Januar bis September nur leicht von 20,96 auf 21,29 Milliarden Euro. Doch langfristig verdient die Aktie möglicherweise eine bessere Bewertung. In einer aktuellen Studie urteilt Standard & Poor’s: "Unserer Ansicht nach ist Mapfre gegenüber dem sehr niedrigen Zinsumfeld in Europa weniger empfindlich als einige Länder der Eurozone." Und das, schreibt S & P, dank des signifikanten Anteils an Aktivitäten und Investitionen in amerikanischer Währung. Für die USA sieht die Ratingagentur wachsende Ergebnisbeiträge. Zudem prognostiziert S & P weiterhin starke Margen im Neugeschäft.

Der Konzern ist breit aufgestellt. So hat die Gruppe Versicherungen, Rückversicherungen und Finanzdienstleistungen im Portfolio. Der Konzern agiert vor allem in Spanien, Europa, den USA und Lateinamerika. Mit einem Netzwerk von über 5800 eigenen Geschäftsstellen sowie über Bankinstitute und Agenturen ist die Unternehmensgruppe in mehr als 100 Ländern aktiv und betreut über 30 Millionen Kunden.