Der Bankier und Unternehmer Carl Ferdinand Oetker soll als neuer Stada -Aufsichtsratschef für Kontinuität bei dem hessischen Arzneimittel-Hersteller sorgen. Das Kontrollgremium wählte den 43-Jährigen aus der Bielefelder Unternehmerfamilie nach einer turbulenten Hauptversammlung zu seinem Vorsitzenden, wie Stada in der Nacht zum Samstag mitteilte. Zuvor hatten die Aktionäre den bisherigen Aufsichtsratschef Martin Abend gestürzt. Oetker war dessen Stellvertreter. Er ist der einzige von sechs Aktionärsvertretern, der dem Aufsichtsrat von Stada schon vorher angehört hatte.

Stada selbst hatte auf Druck des streitbaren Aktionärs Active Ownership Capital (AOC) die Verjüngung des Aufsichtsrats forciert. Drei Apotheker und ein Arzt, die dem Gremium zum Teil seit Jahrzehnten angehörten, stellten sich nicht mehr zur Wahl. Sie wurden durch Kandidaten mit Management- und Branchenerfahrung ersetzt. AOC selbst brachte nur einen seiner vier alternativen Kandidaten für den Aufsichtsrat durch: den ehemaligen Novartis -Manager Eric Cornut, der nach den Vorstellungen des Investors auch Aufsichtsratschef hätte werden sollen. Abend zeigte sich zufrieden, dass die von Stada nominierten Kandidaten das Rennen machten: "Das war mir wichtig, dafür habe ich gekämpft, auch wenn ich nicht mehr Teil des Teams sein kann."

Während sich 56 Prozent der Aktionäre für den Antrag von AOC auf Abwahl von Abend aussprachen, wollten 79 Prozent Oetker im Aufsichtsgremium behalten. AOC hatte beiden vorgeworfen, sie hätten Vetternwirtschaft und Gehaltsexzesse im Vorstand um den langjährigen Stada-Chef Hartmut Retzlaff zugelassen.

Der neue Aufsichtsratschef bot allen Aktionären einen "konstruktiven Dialog" an. "Wir sind uns einig, dass wir im Interesse des Unternehmens auf dem Weg der Erneuerung konsequent weiter voranschreiten wollen - und das im richtigen Maß und Tempo", erklärte er nach seiner Wahl. Zum Stellvertreter Oetkers wählte der Aufsichtsrat Jens Steegers, der dort die Arbeitnehmer vertritt.

Oetker sitzt seit 2009 im Aufsichtsrat von Stada, seit 2014 war er Abends Stellvertreter. Hauptberuflich hatte er bis 2015 für das familieneigene Bankhaus Lampe gearbeitet, an dem er auch beteiligt ist. Heute führt er die private Vermögensverwaltung der Familie, die zu den reichsten in Deutschland gezählt wird.