Die Nachwehen der jüngsten Notenbank-Entscheidungen in den USA und Japan haben den europäischen Börsen am Freitag zugesetzt. Dax und EuroStoxx50 lagen jeweils mehr als zwei Prozent im Minus bei 10.122 und 3055 Punkten. Für Verkaufsdruck sorgte die Anstieg des Euro über die Marke von 1,14 Dollar, was Waren europäischer Unternehmen auf dem Weltmarkt weniger wettbewerbsfähig macht.

Am Markt wirke die Enttäuschung über die japanische Notenbank nach, sagten Händler. Diese hatte am Donnerstag trotz der anhaltenden Konjunkturflaute auf eine weitere Öffnung der Geldschleusen verzichtet. Für starke Kursschwankungen sorgten zahlreiche europäischen Unternehmensbilanzen. "Wenn Firmen enttäuschen werden sie unverhältnismäßig abgestraft, während sie bei positiven Überraschungen hochschießen, was zeigt, dass die Märkte hochnervös sind und wenig Geduld haben", fasste Analyst Philippe Gijsels von BNP Paribas Fortis zusammen.

STARKER EURO DRÜCKT AKTIENKURSE



Dem Dollar macht nach wie vor zu schaffen, dass die US-Notenbank Fed zur Wochenmitte keine Signale für eine weitere Zinserhöhung im Juni geliefert hatte. Der Dollar-Index, der den Kurs zu Euro, Yen & Co. widerspiegelt, fiel um bis zu 0,6 auf ein Acht-Monats-Tief von 93,182 Punkten. Die europäische Gemeinschaftswährung gewann 0,8 Prozent auf 1,1444 Dollar. Noch kräftiger wertete die japanische Valuta auf. Der Dollar fiel zeitweise auf ein 18-Monats-Tief von 106,92 Yen.

Die jüngsten US-Wirtschaftsdaten zeichneten ein gemischtes Bild: Zwar stiegen die Einkommen in den USA etwas stärker als zuletzt, doch legten die Amerikaner mehr Geld beiseite anstatt es in den Geschäften auszugeben. An der Wall Street starteten Dow Jones & Co leicht schwächer. Ein überraschend großer Ergebnissprung beflügelten die Aktien von Amazon. Sie legten mehr als zehn Prozent zu.

Auf Seite 2: FLUGGESELLSCHAFTEN TIEFER





FLUGGESELLSCHAFTEN TIEFER



Zu den schwächsten Werten am deutschen Aktienmarkt zählten die Aktien der Deutschen Bank mit einem Minus von knapp vier Prozent sowie Autowerte. VW, BMW und Daimler verloren bis zu 3,4 Prozent.

Anleger warfen zudem vermehrt Aktien von Fluggesellschaften aus ihren Depots. Die Papiere der British-Airways-Mutter ICAG fielen um bis zu fünf Prozent. Wegen einer rückläufigen Nachfrage nach Geschäftsreisen schraubte die Fluggesellschaft ihre Expansionspläne zurück. Die Papiere der Lufthansa verloren bis zu 5,2 Prozent. Rechnet man den Dividendenabschlag heraus, lag das Minus bei immer noch 1,9 Prozent. Air France-KLM gaben in Paris 1,6 Prozent nach und die beiden Billig-Flieger Ryanair und EasyJet rutschten um jeweils knapp zwei Prozent ab.

VESTAS LIEFERT NORDEX RÜCKENWIND



Bei Linde reagierten Anleger erleichtert auf die Zwischenbilanz. Die Rückgänge bei Einnahmen und Erlösen seien geringer ausgefallen als erwartet, sagte Marktanalyst Heino Ruland vom Brokerhaus ICF. Die Papiere des Industriegase-Herstellers stiegen um 1,1 Prozent.

Ein überraschender Gewinnanstieg gab Vestas Auftrieb. Die Aktien des dänischen Windkraftanlagen-Bauers stiegen um 4,7 Prozent auf 466,10 Kronen. In ihrem Windschatten legten die Konkurrenten Nordex und Gamesa jeweils mehr als zwei Prozent zu.

Reuters