Der Werbe-Vermarkter Ströer will sich zukünftig auf sein Kerngeschäft, den Verkauf von Werbeflächen, konzentrieren. Jetzt haben die Kölner ihre Online-Apotheke Vitalsana verkauft. "Der Vitalsana-Verkauf ist nach dem Erwerb des Dialogmarketing-Spezialisten Avedo Gruppe und des Außendienst-Spezialisten Ranger Gruppe in diesem Jahr ein weiterer Schritt im Zusammenhang mit der Strategie, sich mehr auf das Kerngeschäft zu fokussieren", sagt Lucas Boventer, Analyst bei Warburg Research. Ströer soll nach dem Verkauf weiter Medienpartner bleiben.

Die ehemalige Schlecker-Apotheke hatte das MDAX-Unternehmen im Oktober 2016 für 4,5 Millionen Euro gekauft. Jetzt geht sie an die Versandapotheke Zur Rose-Gruppe. Der Kaufpreis wird nicht genannt, Vitalsana soll sich im vergangenen Jahr aber "herausragend" weiterentwickelt haben, heißt es bei Ströer. Laut Co-Chef Christian Schmalzl sei das Handelsgeschäft unter der Marke "gewinnbringend" veräußert worden. Bei Warburg Research gehe man von einem "niedrigen bis mittleren zweistelligen Millionenbetrag" aus, sagt Boventer.

Im Kerngeschäft läuft es in diesem Jahr bisher insgesamt gut für den Werbevermarkter.¬ Von Januar bis September steigerten die Kölner den Umsatz um 19 Prozent auf rund 910 Millionen Euro - damit übertrafen Sie die Erwartungen von Analysten. Das organische Wachstum, das Wachstum ohne Zukäufe, betrug 8,5 Prozent. Das bereinigte Konzernergebnis kletterte auf 107,1 Millionen Euro - ein Plus von 20 Prozent.

Auch im dritten Quartal verbuchten die Kölner zweistellige Zuwachsraten. Der Umsatz legte um 18,5 Prozent auf 312,1 Millionen, das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (operational Ebitda, eine von Ströer intern definierte Ergebnisgröße) um 17 Prozent auf 73 Millionen Euro zu. Beim bereinigten Überschuss verzeichneten die Kölner einen Anstieg um mehr als 30 Prozent auf 37 Millionen Euro.

Das wichtigste Segment - das Digital-Geschäft - stieg dabei am stärksten. Das Kölner Unternehmen steigerte den Umsatz im dritten Quartal hier im Vergleich zum Vorjahresquartal um 35,5 Prozent auf knapp 167 Millionen Euro. Das operational Ebitda wuchs um rund 12,5 Prozent auf fast 40 Millionen Euro. Auch im Bereich Außenwerbung in Deutschland geht es voran, beim Umsatz ging es um acht Prozent auf rund 128 Millionen Euro nach oben, beim operativen Ebitda um gut neun Prozent auf 34,5 Millionen.

Unter Druck geriet Ströer beim Außenwerbegeschäft im Ausland, dem dritten Segment, das allerdings deutlich weniger zu Umsatz und Ergebnis beiträgt. Hier belastete besonders das aktuelle wirtschaftliche Umfeld in der Türkei die Entwicklung. Die Umsätze litten in den ersten neun Monaten unter dem schwierigen Werbemarkt und der schwachen türkischen Lira, die zu negativen Währungseffekten führte. Im dritten Quartal ging der Umsatz um mehr als 14 Prozent auf gut 24 Millionen Euro zurück. Dazu trug auch ein im Juni aufgegebener unprofitabler Vermarktungsvertrag bei. Das operative Ebitda stieg von dem niedrigen Niveau bei 0,6 Millionen Euro im dritten Quartal 2016 auf 3,6 Millionen Euro.

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Einschätzung der Redaktion



Für das Gesamtjahr erwartet Ströer weiterhin einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro. Im Vorjahr erlöste das Unternehmen 1,1 Milliarden Euro. Zwischen fünf und zehn Prozent wollen die Kölner dabei organisch wachsen. Das operational Ebitda, das 2016 bei 285,2 Millionen Euro lag, soll in der Spanne von 320 bis 330 Millionen Euro liegen.

Auch im kommenden Jahr soll es weiter aufwärts gehen: Die Erlöse sollen 2018 um 200 Millionen auf 1,5 Milliarden Euro zulegen, das Ebitda soll um 40 bis 50 Millionen auf 370 Millionen Euro wachsen. Organisch will der Vermarkter wie in diesem Jahr den Umsatz um fünf bis zehn Prozent steigern. Bis einschließlich 2019 gehen Experten von meist zweistelligen Zuwachsraten bei Umsatz und Gewinn aus. Die Aktie ist in diesem Jahr bereits sehr gut gelaufen, das Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2018 liegt nach BÖRSE ONLINE-Schätzungen bei 17,9 und ist angesichts des Ergebniswachstums im grünen Bereich.

Auch das Chartbild der Ströer-Aktie sieht gut aus. Von dem Shortsellerangriff im Frühjahr 2016 hat sich die Aktie erholt: Der Kurs stieg seit Dezember vergangenen Jahres kontinuierlich an und erreichte am Dienstag ein neues Zweijahreshoch bei 63,30 Euro. Aufgrund der überkauften Indikatoren ist die leichte Konsolidierung aktuell nicht verwunderlich. Nach dem Kräftetanken sollte ein neuer Vorstoß zum Hoch sowie nachfolgend zum Allzeithoch bei 64,49 Euro aus dem Jahr 2015 erfolgen. Wird diese letzte Hürde genommen, wäre der Weg in charttechnisches Neuland frei. Mittelfristig liegt dann das nächste Etappenziel bei rund 73 Euro. Bei einem Abprall am Widerstandsband 63/64 Euro würde die Konsolidierungsphase ausgedehnt. Ausgeprägte Unterstützungen liegen bei 58 sowie 54 Euro. Unterhalb dieser trübt sich das aussichtsreiche Bild deutlich ein. Konservative Anleger setzen den Stoppkurs etwas tiefer bei 51 Euro an.

Empfehlung: Kaufen

Kursziel: 70 Euro

Stoppkurs: 51 Euro