Es läuft gerade nicht so gut für Südkoreas Präsidenten Moon Jae-in. Von der Euphorie nach der Annäherung mit Nordkorea vor einem Jahr etwa ist nur wenig geblieben. Stattdessen testet dort Präsident Kim Jong-un wieder Raketen, und die Staatsmedien bezeichnen Moon als "frechen Kerl". Außerdem musste gerade sein Protegé, Justizminister Cho Kuk, nach wochenlangen Protesten zurücktreten. Seine Familie soll in Aktienmarktmanipulationen verwickelt sein. Und dann sind da noch die immensen Probleme mit Japan. Es war Ende Juli, als die Regierung des Nachbarlands beschloss, Südkorea von der "weißen Liste" jener Länder zu streichen, für die es eine Vorzugsbehandlung im Handel gibt. Für die Börse in Busan, im Südosten der ko­reanischen Halbinsel gelegen, war das ein Schock. Der Kospi, Index aller gelisteten Unternehmen des Landes, gab innerhalb weniger Tag um zehn Prozent nach.

Der Streit zwischen Seoul und Tokio wird äußerst emotional geführt. Es geht vor allem um Entschädigungsansprüche von Koreanern, die im Zweiten Weltkrieg Zwangsarbeit leisten mussten, oder die von Japans Armee zur Prostitution gezwungen wurden. Zu einem Kompromiss scheint derzeit keine Seite bereit, Vermittlungsversuche der USA sind gescheitert. Immerhin hat aber die größte Oppositionspartei in Südkorea dem Parlament einen Vorschlag zur Beilegung des Streits vorgelegt. Ein Fonds soll geschaffen werden, in den beide Länder einzahlen. Ob der Nachbar darauf eingeht?

Export unter Druck


Die Börse hat sich derweil erholt, liegt aber seit Jahresbeginn deutlich hinter den meisten anderen asiatischen Märkten. Immerhin hat der Kospi wieder das Niveau von vor dem August-Absturz erreicht - obwohl die Restriktionen noch bestehen. Etwa Japans Exportbeschränkungen für Materialien, die von der koreanischen Halbleiterindustrie benötigt werden. Folgen des Streits zeigen sich auch im Alltag: In Südkorea ist der Absatz von zuvor gefragten japanischen Konsumgütern rückläufig, ebenso leidet der Tourismus - auf beiden Seiten. Und generell sind die Ausfuhren Koreas, die auch ein guter Gradmesser für den Zustand der globalen Konjunktur sind, im Vergleich zum Vorjahr um über zehn Prozent zurückgegangen.

Samsung vorneweg


Trotzdem sollte man nicht zu negativ sein. Politisch muss und wird sich die Lage beruhigen. Auch weil beide Seiten mit einer Abkühlung der Wirtschaft zu kämpfen und viel zu verlieren haben. Japan sollte sich auch nicht allzu sehr auf China als mächtigen Handelspartner verlassen. Und in Südkorea gibt es im nächsten Frühjahr Neuwahlen für die Nationalversammlung. Moon muss darum in Sachen Wirtschaft dringend etwas vorweisen können.





Fast spurlos sind derweil die Querelen an Koreas Vorzeige-Unternehmen vorbeigegangen: an Samsung Electronics. Weil im Smartphone-Markt aber eine gewisse Stagnation eingetreten ist und die chinesischen Konkurrenten aufholen, hat Samsung einen umfassenden Investitionsplan für die Bildschirmtechnologie QD-OLED angekündigt. Elf Milliarden Euro will man in den kommenden fünf Jahren investieren. Es geht dabei um großformatige Bildschirme - womit man LG Display, dem bislang einzigen Hersteller von OLED-Panels für Fernseher, richtig Druck macht. Es muss sich auch was tun bei Samsung, denn der Umsatz fiel im dritten Quartal zum Vorjahr um 5,3 Prozent und das operative Ergebnis um 56 Prozent. Allerdings ist der Smartphone-Absatz mit dem Galaxy Note 10 recht gut. Und der Startschuss für 5G-Mobiltelefone ist ebenfalls gefallen.

Auch der Autobauer Hyundai entwickelt neue Pläne. Mit der "Urban Air Mobility Division" will man sich dem Thema Flugtaxis widmen. Zudem hat Hyundai eine Vereinbarung über eine Partnerschaft mit dem US-Motorbauer Cummins unterzeichnet, um die Entwicklung von Brennstoffzellenantrieben anzukurbeln. Gleichzeitig warnte der Hyundai-Beirat aber, dass man wohl die eigene Belegschaft in den nächsten sechs Jahren um 20 bis 40 Prozent reduzieren müsse, um wettbewerbsfähig bleiben zu können. Aktuelle Quartalszahlen stehen noch aus.

Etwas für Spezialisten ist KB Financial, einst Kookmin Bank, das größte Finanz-institut in Südkorea. Konkurrenz gibt es wenig, der Sektor ist ein Oligopol, dem noch drei weitere Banken angehören. Positiv: Koreas Finanzinstitute sind anders als etwa in Japan oder China kaum mit schlechten Krediten belastet. Trotzdem sind die Bewertungen niedrig, und die Dividendenrenditen hoch - aktuell gibt es bei KB Financial 4,5 Prozent. Zudem expandiert KB stark in anderen südostasiatischen Märkten.