Der Versicherer Talanx hat die Anleger mit einer Gewinnwarnung enttäuscht. Der mittlerweile im SDax gelistete Konzern erwartet für 2018 nur noch einen Überschuss von rund 700 Millionen Euro. Zuvor hatten 850 Millionen Euro im Plan gestanden.

Grund für die Prognosesenkung seien dem Unternehmen zufolge hohe Schäden in der Industrieversicherung. Großschäden schlugen mit 260 Millionen Euro zu Buche, wie der Hannover-Rück-Mutterkonzern am Montagabend mitteilte. Damit sei bereits nach neun Monaten das Großschadenbudget für das Gesamtjahr in der Sparte überschritten. So musste Talanx etwa für die Schäden durch den Einsturz der Autobahnbrücke in Genua im August tief in die Tasche greifen. Auch ein Zwischenfall bei einem Staudamm-Projekt in Kolumbien - der Damm war fast durchgebrochen - belastete das Ergebnis der Hannoveraner. Allein im dritten Quartal steht in der Industrieversicherung ein Verlust vor Steuern von mehr als 100 Millionen Euro.

Die Sparte Industrieversicherung gilt schon länger als Sorgenkind. Insbesondere im Deutschland-Geschäft mit der Industrie-Feuerversicherung reichen die Einnahmen durch Prämien nicht aus, um die Ausgaben für Schäden, Verwaltung und Vertrieb zu decken - die sogenannte Schaden-Kosten-Quote stieg zuletzt über die kritische 100-Prozent-Schwelle. Je geringer dieser Wert, desto profitabler ist die Versicherung. Ist die Schaden-Kosten-Quote größer 100, schreibt das Unternehmen im eigentlichen Versicherungsgeschäft Verluste. Nun will Talanx die Preise anheben - durchschnittlich um 20 Prozent. Bis Mitte Oktober habe Talanx eigenen Angaben zufolge bereits mehr als 60 Prozent der geplanten Preiserhöhungen durchgesetzt.

Die gute Nachricht für Aktionäre: Die Dividende - mindestens 1,40 Euro je Aktie - sei jedoch nicht in Gefahr. Das entspricht einer Dividendenrendite von derzeit rund 4,8 Prozent. Und auch für das kommende Jahr ist der seit Mai amtierende Chef Torsten Leue optimistisch: Die gemessen an den Prämieneinnahmen drittgrößte deutsche Versicherungsgruppe peilt an, den Gewinn auf rund 900 Millionen Euro zu steigern. 2017 hatte Talanx noch 672 Millionen Euro eingefahren. Belastet hatte die Hurrikan-Serie in den USA.



Die genauen Zahlen für das dritte Quartal wird Talanx am 12. November vorstellen.

Auf Seite 2: Einschätzung der Redaktion





Einschätzung der Redaktion



Anleger reagierten enttäuscht auf die Gewinnwarnung. Der Kurs stürzte am Dienstag um zeitweise rund fünf Prozent ab und fiel auf den tiefsten Stand seit Ende 2016. Seit Jahresbeginn steht damit mittlerweile ein Minus von rund 14 Prozent.

Wir bleiben wegen der schönen Dividende, der Aussicht auf Besserung im Geschäft mit der Industrieversicherung und der niedrigen Bewertung der Aktie bei unserer Kaufempfehlung. Langfristig orientierte Anleger nutzen das niedrige Niveau zum Einstieg, ziehen aber einen engen Stoppkurs.

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 35,00 Euro
Stoppkurs: 28,00 Euro