Obwohl das Wachstumstempo nachgelassen hat, schätzt der Teamviewer-Vorstand die Aussichten weiterhin als stabil ein und hebt die Jahresprognose für die in Rechnung gestellten Umsätze (Billings) leicht an. Die sogenannten "Billings" entsprechen dem Geld, das den Kunden in einer Periode tatsächlich in Rechnung gestellt wird. Wie Teamviewer-Chef Oliver Steil in Göppingen mitteilte, würden die Billings 2020 auf 450 bis 455 Millionen Euro klettern. In die Prognose sei der erste Firmenzukauf Ubimax noch nicht eingeflossen. Bisher standen rund 450 Millionen Euro im Plan. Im dritten Quartal legte der Wert im Vorjahresvergleich um 29 Prozent auf rund 106 Millionen Euro zu. Damit beliefen sich die Billings für die ersten neun Monate des Jahres 2020 auf 332,1 Millionen Euro, was einem Anstieg um 48 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert entspricht. Beim Umsatz und bei der Profitabilität behielt Teamviewer den Ausblick bei.

Der tatsächliche gebuchte Umsatz stieg im dritten Quartal um 15 Prozent auf 117,2 Millionen Euro. In den ersten neun Monaten tätigte TeamViewer hohe Investitionen in allen Bereichen, mit Fokus auf die Bereiche Vertrieb sowie Forschung & Entwicklung. Das Unternehmen steigerte außerdem seit Anfang des Jahres seine Mitarbeiterzahl um rund 370 (vollzeitäquivalent), darunter mehr als 120 Software-Entwickler und etwa 150 Vertriebsmitarbeiter über alle Kanäle hinweg. Dennoch stieg das bereinigte Betriebsergebnis (Ebitda) um 26 Prozent auf 58,2 Millionen Euro. Finanzchef Stefan Gaiser sprach von einem "vielversprechenden Start" in das vierte Quartal.

Mit diesen Werten schnitt Teamviewer etwas besser ab als von Analysten erwartet. Unter dem Strich stieg der Gewinn mit 31,6 Millionen Euro auf mehr als das Doppelte. In den ersten beiden Quartalen 2020 war Teamviewer allerdings deutlich schneller gewachsen. Grund dafür war die in der Pandemie stark gestiegene Nachfrage nach Home-Office-Lösungen. Gegenüber Reuters sagte Steil, dass Teamviewer im dritten Quartal von den grundsätzlichen Trends wie der Digitalisierung und Automatisierung profitiert habe und nicht mehr von der Corona-Pandemie. Teamviewer wird sich nun laut Steil auf das Großkundengeschäft konzentrieren und weiter in Asien und den USA expandieren.

"In unserem ersten Jahr als börsennotiertes Unternehmen haben wir unsere strategischen Wachstumsziele mehr als erreicht. Bis heute wurde unsere Software auf mehr als 2,5 Milliarden Geräten rund um den Globus installiert, was unsere führende Position im Bereich Konnektivität deutlich macht. Durch die erfolgreiche Übernahme von Ubimax haben wir unser Know-how und unser Portfolio an Lösungen deutlich vergrößert. Unser gemeinsames Angebot bietet eine starke Plattform für zukünftiges Wachstum. Dabei sehen wir dank der Entwicklung in den Bereichen Internet of Things und Augmented Reality insbesondere im Industriesektor großes Potenzial", erläuterte Steil die Chancen auf künftiges Wachstum. Wegen der "Unsicherheiten im Markt" will Steil sich bei weiteren Zukäufen aber erstmal zurückhalten.

Unsere Einschätzung:


Trotz der positiven Aussichten durch den zweiten Lockdown geriet die Aktie zuletzt unter Druck - und dann machte auch noch Permira Kasse. Der Finanzinvestor verkaufte Mitte Oktober 22 Millionen Aktien für insgesamt 930 Millionen Euro. Seine Beteiligung verkleinerte sich damit auf 28 Prozent.

Commerzbank-Analyst Florian Treisch hatte schon im Voraus eine mögliche Platzierung durch Permira als Kaufgelegenheit bezeichnet. In einer Studie schrieb er außerdem, dass der Markt das "margenstarke und Cash generierende Geschäftsmodell" nicht vollständig eingepreist habe. Teamviewer könne deshalb Wachstum durch Zukäufe anstreben. Den ersten Zukauf hat der MDax-Konzern dann bereits im Juli umgesetzt und den Datenbrillen-Hersteller Ubimax übernommen. Für Teamviewer würde sich der Zielmarkt damit um zehn Milliarden Euro auf 40 Milliarden Euro im Jahr 2023 ausdehnen.

Mit Bekanntgabe der Zahlen hat Teamviewer nun die Prognose leicht erhöht. Anleger reagierten dennoch enttäuscht - das Papier gab am Vormittag um zeitweise fast neun Prozent nach. Einen deutlichen Rückschlag erlitt die Aktie bereits am Montag, als Biontech und Pfizer einen möglichen Durchbruch bei einem Corona-Impfstoff bekanntgaben. Durch die verstärkte Nachfrage nach Homeoffice hatte Teamviewer die letzten Monate stark von der Corona-Pandemie profitiert.

Trotz einiger negativer Faktoren raten wir weiterhin zum Kauf. Durch die reduzierte Bewertung und die neuen Chancen durch die Ubimax-Übernahme dürfte es für die Teamviewer-Aktie weiter bergauf gehen.

Mit Material von rtr/dpa-AFX