Während US-Tech-Giganten Milliarden in Künstliche Intelligenz investieren, stagnieren in Deutschland Wachstum und Investitionen. Ohne eine radikale Kursänderung droht der Standort, vom Innovationsmotor zum reinen Anwender zu werden, warnt Tech-Investor Frank Thelen

Deutschlands Wirtschaft steht am Scheideweg: Während der Sachverständigenrat für die kommenden Jahre nur ein mageres Wachstum von 0,2 bis 0,9 Prozent prognostiziert, investieren amerikanische Tech-Giganten wie Meta, Microsoft und Amazon dreistellige Milliardenbeträge in den Ausbau ihrer KI-Infrastruktur. Für Frank Thelen, Gründer, Tech-Investor und CEO seiner Investmentgesellschaft TEQ Capital, ist das ein klares Warnsignal: „Deutschland verwaltet den Status quo – andere Länder kaufen sich gerade die Zukunft“, sagte Thelen gegenüber „Fonds professionell“.

Deutschland verharrt in der „analogen Epoche“

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Nach zwei Jahren Rezession steckt Europas größte Volkswirtschaft in der Stagnation fest, während in den USA eine historische Investitionswelle rollt. Allein Meta plane, in den nächsten drei Jahren rund 600 Milliarden US-Dollar in Rechenzentren, Energieinfrastruktur und spezialisierte KI-Technik zu stecken, rechnet Thelen vor. Es gehe dabei nicht „um ein paar zusätzliche Serverhallen, sondern um eine weltweite Investitionswelle", die die industrielle Landkarte neu zeichne.

In seinem aktuellen Jahresgutachten warne der Sachverständigenrat die Regierung, Chancen nicht zu verspielen. Doch genau diese Chancen drohe Deutschland zu verpassen, so Thelen. Bürokratie, hohe Energiekosten und Genehmigungsverfahren aus der „analogen Epoche“ lähmten den Standort. Bei Rechenzentren, die auf günstige Energie und schnelle Entscheidungen angewiesen sind, zeige sich diese Schwäche besonders.


Der KI-Boom kommt – „ob mit oder ohne Deutschland“

Für Investoren sei die Lage dagegen: Der KI-Boom kommt – die Frage sei nur, „ob mit oder ohne Deutschland“. Die wahren Gewinner würden dort entstehen, wo es verlässliche Rahmenbedingungen gebe, sagt Thelen. Dazu zählt er günstige Energie, schnelle Genehmigungen und klare Regeln. „Einige Länder liefern das bereits – und genau dort werden die nächsten Gewinner entstehen.“

Langfristig attraktive Chancen, auch für Anleger, sieht der Tech-Investor etwa bei Chipfertigern, Spezialmaschinenbauern oder Anbietern von Energie- und Kühltechnik.


Meta (WKN: A1JWVX)

Industrielle Basis, „um die uns viele Länder beneiden“

In Thelens Augen hat Deutschland eigentlich beste Voraussetzungen, im internationalen Wettbewerb mitzuspielen: starke Exportbranchen, spezialisierte Zulieferer und eine industrielle Basis, „um die uns viele Länder beneiden“. Doch ohne klar priorisierte Zukunftsinvestitionen bleibe dieses Potenzial ungenutzt.

Der kommende Produktivitätssprung werde entscheiden, „wer die neuen Standards setzt und wer sie nur importiert". Deshalb brauche eine klare Entscheidung: „Nutzen wir den KI-Boom, um unsere Rolle als führende Industrienation neu zu definieren? Oder reagieren wir darauf mit Nullwachstum, hoher Energiebelastung und einem bürokratischen Überbau, der Innovation ausbremst?“


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