Krise, welche Krise? Weltweit bricht die Wirtschaft als Folge der Corona-­Pandemie ein - doch Amazon, Apple, Facebook und Co beeindruckt das nicht. Die Aktienkurse der US-Techgiganten steigen und steigen, der Technologie-Index Nasdaq 100 markiert ein Rekordhoch nach dem anderen. Kein Wunder, während das öffentliche Leben zum Erliegen kam, haben sich die Vorteile digitaler Geschäftsmodelle deutlich gezeigt.

Die Kehrseite des Hypes sind gestiegene Bewertungen. Amazon, Apple, Facebook, Microsoft und die Google-Mutter Alphabet, die fünf wertvollsten Techkonzerne der USA, bringen zusammen sechs Billionen Dollar auf die Börsenwaage - fast fünfmal mehr als alle DAX-Unternehmen. Anleger, die auf Kursrücksetzer hoffen, um günstiger einsteigen zu können, warten wohl vergeblich. Wer bei den Gestaltern des digitalen Wandels indes rechtzeitig an Bord war, ist fein raus. Wer 1997 zum Börsengang von Amazon Aktien im Wert von 1000 Euro gekauft hat, ist heute Millionär. Wer vor zehn Jahren dieselbe Summe in die Aktie des Grafikkartenherstellers Nvidia investierte, verfügt heute über ein Vermögen von fast 60 000 Euro. Zum Vergleich: Eine Investition in den DAX, etwa per ETF, hat sich im selben Zeitraum lediglich verdoppelt.

Doch wer sind die Überflieger von morgen? Die Redaktion von BÖRSE ONLINE hat vier Unternehmen herausgefiltert, die ähnlich großes Potenzial haben wie seinerzeit Amazon und Co. Zum Beispiel Crowdstrike, ein Spezialist für Internet­sicherheitssoftware. Konzernchef George Kurtz ist ehrgeizig: Seine Software soll nichts weniger als die Branche revolutio­nieren. Die Kalifornier bieten ihre Programme auf Cloud-Basis an. Eine Analyse­plattform in der Cloud wertet riesige Datenmengen von Hackerangriffen aus. Durch den Einsatz künstlicher Intelligenz lernt die Plattform ständig dazu. Je mehr Daten ausgewertet werden, umso schneller und genauer können Angreifer im Web identifiziert und ausgeschaltet werden.

"Pro Woche werten wir drei Billionen Ereignisse aus, mehr als Tweets auf Twitter in einem ganzen Jahr", sagt Kurtz. Für 2020 werden beim Umsatz 60 Prozent Zuwachs auf 770 Millionen Dollar erwartet.

Software für die Fabrik der Zukunft


Software fürs Design im Maschinenbau, Messtechnik, Sensoren sowie Hard- und Software für meteorologische Messungen auf Öl- und Gasplattformen sind das Spezialgebiet der schwedischen Firmengruppe Hexagon. Hervorragende Voraussetzungen, um sich auf dem milliardenschweren Zukunftsmarkt Industrie 4.0 behaupten zu können. Darunter versteht man Fabri­ken, in denen Maschinen und Produkte mit dem Internet vernetzt sind, wobei sie kontinuierlich Daten übermitteln.

Die Auswertung dieser Daten in Echtzeit ermöglicht eine effiziente, weitgehend autonome Fertigung und Wartung der Anlagen. Hexagon setzt im Vergleich zur Konkurrenz - etwa ABB oder Honey­well - deutlich stärker auf Software und Dienstleistungen. Diese Bereiche liefern 65 Prozent der Erlöse. Das macht sich bei der Rendite bezahlt. Hexagons operative Marge (Ebit) von 24 Prozent ist die höchste in der Branche. Mit dem Ausbau der Softwarekompetenz hat Konzernchef Ola Rollen die Profitabilität in zehn Jahren um fünf Prozentpunkte verbessert. Die operativen Renditen der meisten Konkurrenten liegen zwischen elf und 20 Prozent. Einnahmen aus Software und Dienstleistungen fließen zudem regelmäßig und stabilisieren das Geschäft.

Der US-Cloud-Anbieter ServiceNow hat seit 2019 einen Chef, der deutschen Anlegern gut bekannt ist: Bill McDermott, der SAP zum wertvollsten DAX-Konzern machte. Über die Plattform von Service­Now können Mitarbeiter großer Unternehmen mit anderen Abteilungen in Kontakt treten, interne Dienstleistungen anfordern oder Arbeitsprozesse automatisieren. Ziel ist es, Standardprozesse zu automatisieren und damit die Effizienz zu erhöhen. McDermott will bis 2024 die Erlöse von 3,5 Milliarden Dollar im Jahr 2019 auf zehn Milliarden Dollar knapp verdreifachen. Gelingen soll das, indem ServiceNow neue Branchen und Regionen erschließt. Die Voraussetzungen sind gut. Im zweiten Quartal stiegen die Erlöse um knapp ein Drittel. Für 2020 rechnen Analysten mit 4,4 Milliarden Dollar Umsatz, ein Viertel mehr als im Vorjahr. Der Nettogewinn dürfte erstmals die Marke von einer Milliarde Dollar übersteigen.

In der Cloud kennt sich Veeva Systems ebenfalls bestens aus. Die Kunden kommen vor allem aus den Bereichen ­Pharma, Life Science, Chemie und Konsumgüter, darunter Pfizer oder Danone. Den Biotech- und Pharmafirmen bietet Veeva eine Cloud-basierte Software, welche die Schritte von der Einleitung klinischer Studien über die Beurteilung bis hin zur Übermittlung der Ergebnisse an die Zulassungsbehörden beschleunigt. Konkurrenz muss die Firma nicht fürchten: In dieser Nische gibt es quasi keine Mitbewerber.

Die jüngsten Zahlen deuten darauf hin, dass die Corona-Pandemie dem Geschäft der Kalifornier weiteren Schub beschert. Gründer und Firmenchef Peter Gassner hält daher am Ziel fest, die Erlöse bis 2025 auf drei Milliarden Dollar zu steigern. Für das laufende Jahr rechnen Analysten mit einem Umsatzzuwachs auf 1,4 Milliarden Dollar. Das entspricht einem Plus von 25 Prozent. Die Erfolgsstory dürfte sich fortsetzen.