Dank Plastikfolie profitiert Technotrans von der Corona-Krise. Seit Ausbruch der Pandemie wächst mit dem boomenden Onlinehandel der Verbrauch des Verpackungsmaterials. Diese Folien werden produziert von Maschinen, die Technotrans-Technik kühlt. Im Segment Kunststoffverarbeitung legte der Umsatz des Maschinenbauers nach den ersten neun Monaten des Jahres damit um zehn Prozent zu. Das Wachstum der Sparte und ein solides drittes Quartal mindern die Folgen der Pandemie für Technotrans. Dennoch werden Umsatz und operatives Ergebnis laut unternehmenseigener Prognose 2020 erneut zurückgehen.

Ab nächstem Jahr wollen die Münsterländer allerdings wieder wachsen. Bis 2025 soll der Umsatz um über die Hälfte auf 300 Millionen Euro steigen und die operative Gewinnspanne mit zehn Prozent mehr als verdoppelt werden. Diese Ziele sind Teil der bisherigen Mittelfriststrategie. Nachdem dieses Jahr das 50-jährige Firmenbestehen gefeiert wurde, will der neue Unternehmenschef Michael Finger "die nächste Evolutionsstufe einläuten". Was genau er plant, wird Finger bei der Strategievorstellung am 17. Dezember erläutern. Firmenkenner halten es für unwahrscheinlich, dass die Messlatte sinkt. Spekuliert wird eher über das Gegenteil.

Nur kein Druck

Einen Mangel an Wachstumsmärkten hat Technotrans nicht. Einst ein reiner Druckzulieferer, sorgt die Firma heute für die Kühlung von Lasern, Werkzeugmaschinen, Laborausrüstungen sowie elektrisch fahrenden Bussen und Zügen. Dank eines Pilotprojekts mit ZF Friedrichshafen könnten auch Lastwagen hinzukommen. Gleichzeitig geht es an neue Märkte. So wurde etwa in einer exklusiven Partnerschaft eine Maschine zur Blutkühlung entwickelt oder eine Lösung erdacht, um Datenzentren erstmals mittels Flüssigkühlung vor dem Überhitzen zu schützen. Als wahrscheinlich gilt, dass der Mittelständler besonders im Schienenverkehr weiter Fuß fassen will. Immerhin rollen auf den 40 Prozent nicht elektrifizierten Schienen in Deutschland nach wie vor mehr als 3000 Dieselloks. Werden sie mittels Akkus wie in Großbritannien oder den Niederlanden zu Hybridzügen, hat Technotrans das Kühlmanagement dazu. Die Sparte für Elektromobilität und Medizin- sowie Scannertechnik steuerte zuletzt 16 Prozent der Umsätze bei.

Doch auch die Kunststoffverarbeitung dürfte Chancen bieten. Das Segment steht für gut ein Viertel der Einnahmen, litt 2019 jedoch unter Schwierigkeiten, etwa bei einer SAP-Umstellung. Die Probleme sind aber behoben, während die Synergien zwischen den zugekauften Firmen GWK und Reisner laut Chef Finger "noch großes Potenzial" bieten. Der Mix aus Effizienzgewinnen, Einsparungen aus 2020 und steigender Auslastung dürfte wiederum die Hoffnung auf steigende Margen speisen. Auch nach der Corona-Krise sollten sich Technotrans damit genug Trends bieten, von denen das Unternehmen profitieren kann.