Viele Jahre später, 1797, erhielt Martin Heinrich Klaproth Proben der Erze aus Siebenbürgen. Der angesehene Chemiker hatte bereits die Elemente Chrom, Uran und Zirconium entdeckt. Ihm gelang es, das Rätsel um das "problematische Metall" zu lösen, indem er das unbekannte Element isolierte. Er nannte es Tellur, abgeleitet vom lateinischen Namen "tellus" für Erde.

Tellur ist in der gesamten Erdkruste vorhanden. Doch in tausend Tonnen Gestein befindet sich gerade einmal ein Gramm des Elements. Es gibt Vorkommen von tellurhaltigen Mineralien in Kanada, Schweden, Peru, China, Japan und Mexiko. Allerdings ist der Abbau dieser Mineralien wirtschaftlich nicht rentabel. Stattdessen nutzt die Industrie den Umstand, dass sich Tellur gern mit Metall­erzen, vornehmlich mit Nickel und Kupfer, aber auch mit Silber und Gold vergesellschaftet. So wird reines Tellur ausschließlich als Beiprodukt gefördert und mit der industriellen Herstellung der Bunt- und Edelmetalle gewonnen. Die Kupferproduzenten wie beispielsweise Aurubis oder BHP Billiton liefern den Löwenanteil der jährlichen Produktionsmenge, die auf rund 180 Tonnen reines Tellur geschätzt wird. Das silber-weiße, glänzende Metall ist weich und spröde. Deswegen lässt es sich leicht pulverisieren. Dennoch ist Tellur beständig und löst sich weder in Wasser noch in Salzsäure auf.

Das Element ist ein Multitalent und wird von vielen Industrien nachgefragt. In der Gummiproduktion hilft es beim Härten. Als Legierungsbestandteil vor allem für Kupfer und Stahl sorgt es für eine Verbesserung der Bearbeitbarkeit. Gläser aus Tellurdioxid haben hohe Brechungsindizes und werden zur Herstellung von Lichtwellenleitern eingesetzt. Hauptanwendungsgebiet für Tellur ist die Herstellung von Cadmium-Tellurid für die Solarindustrie. Ein hohes Potenzial wird in diesem Bereich vor allem den Dünnschicht-Solarzellen zugeschrieben.