Die US-Berichtsaison ging zwar erst vor gut zwei Wochen so richtig los, doch der Berichtsreigen drehte sich zuletzt so schnell, dass bereits wieder mehr als die Hälfte vorbei ist. Zum Ende der Vorwoche hatten jedenfalls schon 56 Prozent der S&P 500 Index-Vertreter ihre Ergebnisse für das abgelaufene Quartal präsentiert.

Das Gute dabei ist, dass laut dem US-Finanzdienstleister Factset 82 Prozent davon mit einer positiven Überraschung beim gemeldeten Gewinn je Aktie aufwarten konnten und 75 Prozent beim Umsatz positiv überraschten.

Für das dritte Quartal 2021 beträgt den weiteren Angaben zufolge die Gewinnwachstumsrate für den S&P 500 36,6 Prozent. Bleibt es dabei, wäre dies die dritthöchste (im Jahresvergleich) Gewinnwachstumsrate seit 2010. Zum Vergleich: Am 30. September lag die geschätzte Gewinnwachstumsrate noch bei 27,4 Prozent. Für das vierte Quartal 2021 haben außerdem bisher 25 S&P 500-Unternehmen eine negative und 15 eine positive Prognose zum Ergebnis je Aktie abgegeben.

Der insgesamt somit positive Ergebnistrend ist zum einen deshalb wichtig, weil die Wall Street nach wie vor die Leitbörse für die restlichen Aktienmärkte weltweit ist. Zum anderen stehen die US-Aktien ständig unter dem Druck, ihre erhöhten Bewertungsrelationen mit guten Nachrichten zu rechtfertigen. Factset beziffert jedenfalls das Kurs-Gewinn-Verhältnis für den S&P 500 auf Basis der Schätzungen für die kommenden zwölf Monate auf 21,1. Das vergleicht sich mit einem Fünfjahres-Durchschnitt von 18,3 und einem Zehnjahres-Durchschnitt von 16,5.

Damit der Kursmotor weiter rund läuft, kommt es natürlich auch sehr auf das Abschneiden der US-Schwergewichte an. Dazu zählen gemessen am Börsenwert unter anderem mit Tesla, Amazon und Microsoft drei Konzerne, die ihre aktuellen Geschäftszahlen bereits vorgelegt haben. Da dieses Trio auch bei BÖRSE ONLINE-LeserInnen sehr gefragt sind, werfen wir nachfolgend einen Blick darauf, wie diese Titel abgeschnitten haben, wie die Bewertungen sind, wie die Chartbilder aussehen und was Analysten zu diesen Werten zu sagen haben.

Microsoft-Aktie



Mit den Ergebnissen bereits zu Wort gemeldet hat sich wie bereits zuvor erwähnt Microsoft. Hier sind die Zahlen so gut ausgefallen, dass die anschließenden verbuchten Kursgewinne ausreichten, um mit einem Anstieg der Marktkapitalisierung auf 1,997 Billionen Dollar in der Rangliste wieder am bisherigen führenden Schwergewicht Apple vorbeizuziehen.

Das heißt, das größte Softwareunternehmen der Welt ist erneut die Nummer eins. Bekannt ist der Konzern vor allem für das Betriebssystem "Windows" und die Büroanwendung "Office"., zudem expandiert man rasch in den Bereich der Cloud-Dienste wie Azure. Zum Portfolio gehören ansonsten unter anderem Server-Software, die Spielekonsole "Xbox", die Suchmaschine "Bing", Tablet-PC ("Surface"), das Karriere-Netzwerk Linkedin sowie die Kollaborationslösung "Teams".

Kurzinfos zu den Quartalsergebnissen: Der US-Software-Riese ist mit einem neuen Rekord in sein neues Geschäftsjahr gestartet, berichtete die Nachrichtenagentur Dow Jones zu den vorgelegten Zahlen. Der Konzern verdiente dabei erstmals in einem Quartal mehr als 20 Milliarden Dollar. Im ersten Geschäftsquartal per Ende September im Geschäftsjahr 2021/22 erreichte der Nettogewinn konkret 20,51 Milliarden Dollar bzw. umgerechnet 2,71 Dollar je Aktie. Das war deutlich mehr, als Analysten mit im Mittel 2,08 Dollar je Aktie erwartet hatten.

Microsoft räumte zwar ein, dass rund 3,3 Milliarden Dollar auf einen einmaligen Steuervorteil zurückzuführen sind, und der Gewinn je Aktie bereinigt um diesen Sonderfaktor bei 2,27 Dollar lag, doch auch damit übertraf Microsoft die Konsensschätzung locker. Der Umsatz kletterte im Auftaktquartal auf 45,3 von 37,15 Milliarden US-Dollar. Von Factset befragte Analysten hatten im Mittel mit Erlösen von 44 Milliarden Dollar gerechnet.

Analystenstimmen: Raiffeisen Research hält fest, dass Microsoft für das laufende Quartal einen Gesamtumsatz zwischen 50,15 und 51,05 Milliarden Dollar erwartet, Im Mittel von 50,6 Milliarden Dollar liege das rund 3,7 Prozent über den bisherigen Markterwartungen. Die Ergebnisse hätten die Umsatz- und Gewinnschätzungen der Analysten komfortabel überschritten und zeigten angesichts der weltweiten Digitalisierungsbemühungen der Unternehmen ungebrochen starkes Momentum. Folglich bleibt man bei einer Kaufempfehlung für den Wert.

Für die DZ Bank meistert Microsoft das herausfordernde Umfeld (COVID-19, Lieferkettenunterbrechungen, Teilemangel) und wächst in den meisten Geschäftsfeldern deutlich. Die zuständigen Analysten haben den fairen Wert nach der Ergebnispräsentation von 335 Dollar auf 360 Dollar erhöht. Im Rahmen einer bestätigten Kaufempfehlung bezeichnet man die Aktie als "IT-Fels in der Brandung".

Zur Begründung für das positive Anlagevotum führt die DZ Bank aus, dass das Wachstum im Bereich der Cloud-Computing-Lösungen ("Office 365", "Azure") sehr hoch ist. Positiv wertet man den Gewinn zahlreicher Großaufträge im Cloud-Bereich, das hohe Kundenwachstum bei der Kollaborationslösung "Teams" und die Übernahme des KI-Spezialisten Nuance. Zudem sprächen die starke Bilanz, der hohe operative Cashflow, erwartete Dividendenerhöhungen und umfangreiche Aktienrückkäufe für den Titel.

Man geht von einer anhaltend hohen Wachstumsdynamik bei Cloud-Produkten und -Services aus. Microsoft sollte zu den Gewinnern einer Arbeitswelt gehören, die künftig stärker auf "Home-Office/Learning" setzt, so das Urteil.

Die Analysten beim US-Finanzdienstleister CFRA nennen als Kursziel sogar 388,00 Dollar. Die Kaufempfehlung basiert den Angaben zufolge in erster Linie auf der laufenden und bisher sehr erfolgreichen Umstellung auf die Cloud, mit starker Zugkraft für die Cloud-Versionen von Office ("365"), Dynamics, Teams und natürlich den Azure-Cloud-Services. Die Umsätze aus Cloud-basierten Geschäften umfassten auch LinkedIn, Bing und Xbox-Live und machen jetzt rund 65 Prozent des Gesamtumsatzes aus.

Da Microsoft größere Skaleneffizienzen erziele, prognostiziert man für 2022/23 eine operative Marge von 50 Prozent gegenüber 42 Prozent in 2020/21. Man rechnet damit, dass der Umsatz von Windows (rund zwölf Prozent des Umsatzes) bis 2022/23 nicht wachsen wird, erwartet gleichzeitig aber dennoch einen höheren Beitrag zum Nettogewinn durch diese Cash Cow.

Enormes Aufwärtspotenzial sieht CFRA im Bereich Artificial Reality/Virtual Reality, sowohl für Spiele als auch für eine wachsende Zahl industrieller Anwendungsfälle, die sich gut für die Hololens-Brille und die Entwicklungsplattform von Microsoft eigneten. Die Analysten sehen ein geringeres Abwärtsrisiko - sowohl in Bezug auf die Wahrscheinlichkeit als auch auf das Ausmaß - für das Unternehmen im Vergleich zu vielen der schneller wachsenden Konkurrenten, insbesondere angesichts einer sehr starken Bilanz, die mehr Abwärtspuffer biete als die meisten Large-Cap-Aktien in jedem anderen Sektor.

Bewertung: Blickt man auf die durchschnittlichen Analystenschätzungen, dann sehen diese bei Microsoft beim Gewinn je Aktie vom Geschäftsjahr 2020/21 bis 2025/26 von einem Anstieg von 7,77 Dollar auf 18,14 Dollar aus. Auf letztgenannter Basis errechnet sich daraus gemessen am Schlusskurs am Freitag von 331,62 Dollar ein geschätztes KGV von rund 18. Angesichts der erwarteten guten Gewinnaussichten ist das durchaus nach wie vor zu vertreten.



Charttechnik: Der Aktienkurs von Microsoft befindet sich auf einer anscheinend endlos anhaltenden Rekordjagd. Die Charttechniker bei der Bank Julius Bär verweisen darauf, dass Microsoft auf dem besten Weg hin zur neunten jährlichen Outperformance gegenüber dem S&P 500 Index in Folge ist. Angesichts des damit verbundenen langfristigen Aufwärtstrends rät man dazu, den Titel weiter zu halten. Denn es sehe ganz so aus, als ob der Wert seine langfristige Outperformance und seinen Aufwärtstrend fortsetzen sollte.

Wie es weiter heißt, habe Microsoft einen unglaublichen Lauf hinter sich. Schließlich ist der Kurs seit 2013 um 33 Prozent pro Jahr gestiegen. Das langfristige Chartbild erinnere einem als Anleger daran, dass die größte Herausforderung beim Kauf einer Aktie, die sich in einem Aufwärtstrend befinde und den Gesamtmarkt übertreffe, darin bestehe, sie nicht zu verkaufen. Zweitens werde deutlich, dass man bei der Auswahl von Aktien auf die Gewinner setzen müssen, denn sonst sei man dazu verdammt, dem Markt hinterherzuhinken.



Amazon-Aktie



Die Berichtspflichten für das abgelaufene Quartal bereits hinter sich hat auch Amazon. Hier kam der Ergebnisausweis an der Börse nicht so gut, weshalb es Kursverluste setzte. Und wegen der damit verbundenen Enttäuschung sowie der Annahme, dass die derzeitigen geschäftlichen Probleme zunächst anhalten dürften, spricht das für zunächst auch weiterhin fehlenden positiven Kurselan.

Geschäftlich gesehen handelt es sich bei Amazon bekanntlich um einen der weltweit führenden Onlineversandhändler mit einer breiten Produktpalette. Über die eigene integrierte Verkaufsplattform Marketplace können auch Privatpersonen und andere Unternehmen im E-Commerce neue und gebrauchte Produkte anbieten. Daneben vertreibt das Unternehmen eigene Marken. Eine Vorreiterrolle besitzt Amazon auch im Geschäftsfeld Amazon Web Services (AWS), mit denen Kunden Zugang zu Rechnerleistungen und Speicherkapazitäten geboten wird. Das Unternehmen wächst sowohl organisch als auch über Zukäufe, erklärt die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).

Kurzinfos zu den Quartalsergebnissen: Amazon hat im dritten Quartal einen stärker als befürchteten Gewinneinbruch erlitten und einen trüben Ausblick auf das wichtige Weihnachtsquartal gegeben, berichtete die Nachrichtenagentur Dow Jones zur jüngsten Ergebnisvorlage. Das Ergebnis des E-Commerce- und Cloud-Computing-Riesen sackte demnach um knapp die Hälfte ab, das war der stärkste Rückgang seit mehr als vier Jahren.

Der Umsatz des Konzerns stieg um 15 Prozent auf 110,8 Milliarden Dollar. Analysten hatten mit 111,6 Milliarden Dollar gerechnet. Der Gewinn sank auf 3,2 Milliarden Dollar oder auf umgerechnet 6,12 Dollar je Aktie nach 12,37 Dollar je Anteil im Vorjahreszeitraum. Analysten haben im Schnitt mit einem Gewinn je Aktie von 8,90 Dollar je Aktie gerechnet. Das Wachstumstempo verlangsamte sich, weil die Corona-Beschränkungen größtenteils aufgehoben wurden, und immer mehr Menschen ihre Einkäufe auch wieder im stationären Handel erledigen. Hinzu kommen Lieferprobleme und hohe Personalkosten.

Auch der Ausblick für das vierte Quartal, dass das wichtige Weihnachtsgeschäft umfasst, verfehlte die Erwartungen klar: Amazon prognostiziert laut Dow Jones einen Umsatz von 130 bis 140 Milliarden Dollar und einen operativen Gewinn von null bis 3 Milliarden Dollar. Der Analystenkonsens lag beim Umsatz bei 142 Milliarden Dollar und beim operativen Ergebnis bei 7,7 Milliarden Dollar.

Analystenstimmen: Die Analysten bei der Erste Bank bestätigten trotz allem ihre Kaufempfehlung für den Wert. Zur Begründung heißt es, Amazon baue seine global führenden Positionen im Internet-Handel und insbesondere bei Cloud-Dienstleistungen sehr rasch aus. Das Potenzial für die Expansion von Amazon Web Services sei sehr groß. Vorerst belasteten aber Kostenerhöhungen und Arbeitskräftemangel das Einzelhandels-Segment., doch das hält man offenbar für temporäre Probleme.

Die LBBW hält fest, dass sich das Handelsgeschäft auch beim weltgrößten Online-Händler normalisiert hat. Hinzu kommte, dass Amazon wie andere Händler auch unter Lieferkettenproblemen, Arbeitskräftemangel und höheren Logistikkosten leide. Der Trend zum stärkeren Online-Einkauf sei damit aber nicht vorbei. Zudem habe AWS gewohnt gute Ergebnisse geliefert und die Aussichten blieben weiterhin gut.

Im vierten Quartal dürften sich aber höhere Kosten negativ niederschlagen. Hierzu zählten unter anderem höhere Durchschnittslöhne in den US-Lagern, um ausreichend Arbeitskräfte zu rekrutieren oder auch höhere Investitionen in die Logistik des Unternehmens. Die LBBW-Analysten haben ihre Umsatz- und Gewinnprognosen gesenkt und ermitteln auf der Basis abgezinsten Cashflow-Berechnungsmodelle für die Aktie im Rahmen einer Kaufempfehlung einen fairen Wert von 3.800 Dollar.

Wie es ansonsten allgemein heißt, gebe es für Amazon Chancen durch die sehr gute Markenbekanntheit und das hohe Umsatzwachstum. Hinzu kämen hohe Margen im Segment Web Services sowie führende Marktpositionen im Online-Handel und bei Web Services. Risiken stellten dagegen schwankende Margen im Segment Online-Handel dar, der intensive Wettbewerb in Schlüsselsegmenten und staatliche Untersuchungen könnten die Geschäftsstrategie beeinflussen.

Der US-Finanzdienstleister Morningstar wiederum hat den fairen Wert für die Aktien von Amazon von 4.200 Dollar auf 4.100 Dollar gesenkt. Zu tun hat das vor allem mit dem derzeitigen Margendrucks, der sich aus den Herausforderungen bei der Personalbeschaffung und dem Versand ergibt und der die Rentabilität kurzfristig und in geringerem Maße auch langfristig beeinträchtigen könnte. Dennoch hält man den Titel weiter für attraktiv.

Das Unternehmen baue seine Kapazitäten weiterhin zügig aus, um die Kundennachfrage zu befriedigen und die Lieferung am selben Tag zu ermöglichen, wobei man die Produktionsfläche in den letzten zwei Jahren ungefähr verdoppelt habe. Man sieht keine Probleme mit der langfristigen Anlagestory, da Amazon weiterhin gut positioniert sei, um von der säkularen Verlagerung hin zum E-Commerce und der öffentlichen Cloud in den nächsten zehn Jahren zu profitieren. Allerdings unterstellt man einen bescheidenen Rücksetzer in Bezug auf Wachstum und Rentabilität in den nächsten Quartalen.

Morningstar hält es aber für einen wichtigen Vorteil, dass Amazon aufgrund von Netzwerkeffekten, Kostenvorteilen, immateriellen Vermögenswerten und Umstellungskosten über einen breiten wirtschaftlichen Schutzgraben verfüge. COVID-19 habe den Wandel im Einzelhandel beschleunigt, und angesichts seiner technologischen Fähigkeiten, seiner enormen Größe und seiner Beziehung zu den Verbrauchern glauben die Analysten, dass Amazon seinen Vorsprung vergrößert hat, was in den kommenden Jahren zu wirtschaftlichen Renditen führen werde, die weit über den Kapitalkosten liegen dürften.

Charttechnik: Die Amazon-Aktien können weiterhin mit einem langfristig betrachtet wirklich sehr beeindruckenden Anstieg aufwarten. Konkret ist die Notiz von Mai 1997 bis Juli 2021 von 1,40 Dollar auf 3,731,41 Dollar gestiegen. Daraus ergibt sich ein sagenhaftes Plus von 266.429 Prozent.

Allerdings ist auch zu konstatieren, dass der Titel unter dem Strich nun schon seit Juli 2020 in einem Seitwärtstrend steckt, nachdem der unternommene Ausbruchsversuch im Juli dieses Jahres nicht von Erfolg gekrönt war. Und nachdem die neuen Quartalszahlen keine positiven Impulse brachten, scheint die Seitwärtsbewegung bis auf weiteres zementiert zu sein. Die untere Begrenzung bewegt sich bei rund 2.652 Dollar und die obere Begrenzung beim zuvor erwähnten Rekordhoch. Erst ein Ausbruch aus dieser Range wäre mit der Generierung nachhaltig neuer Handlungssignale verbunden.



Aufstellung/Strategie: Insbesondere durch die marktführende Stellung im Suchmaschinenbereich profitiert Alphabet von der unverändert steigenden Bedeutung des Internets im privaten und geschäftlichen Bereich, konstatieren die LBBW-Analysten. Dank der hohen Cashflow-Stärke des Kerngeschäfts könne Alphabet zahlreiche kostenlose Angebote subventionieren und die Basis seiner potenziellen Werbeempfänger stetig ausbauen.

Zudem investiert das Unternehmen auch in die verschiedensten, nicht-werbefinanzierten Technologien. Am bedeutendsten ist hier sicherlich das Cloudgeschäft. Alphabet ist nach Einschätzung der LBBW mittlerweile so gut positioniert, dass die weiterhin steigende Nutzung internetbasierter Anwendungen auch zukünftig ein hohes Wachstum ermöglichen sollte. Risiken für diesen Investmentfall seien vor allem potenzielle regulatorische Maßnahmen.

Bewertung: Geht es nach dem Analystenkonsens, dann es das Unternehmen dabei, den Gewinn je Aktie von 2020 bis 20245 von 41,84 Dollar auf 147,62 Dollar zu steigern. Auf letztgenannter Basis wäre das gemessen an der Schlussnotiz am Freitag von 3.372,43 Dollar gleichbedeutend mit einem geschätzten KGV von 22,8. Das ist eine Bewertung, die sich angesichts der guten Geschäftsperspektiven rechtfertigen lässt.



Tesla-Aktie



Die Nachrichtenlage rund um Tesla gestaltet sich derzeit sehr vorteilhaft und das gilt auch mit Blick auf die präsentierten aktuellen Quartalszahlen. Wie rund es läuft, lässt sich auch am Börsenwert ablesen, der sich inzwischen auf 1,119 Milliarden Dollar beläuft. Damit gehärt Tesla nach Alphabet, Microsoft, Apple, Amazon und Facebook nun zu den Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von über einer Billion Dollar.

Hinter der Erfolgsstory steckt der führende Anbieter von Elektro-Automobilen im hochpreisigen Segment und Innovationstreiber bei weiteren mobilen Zukunftsthemen wie dem autonomen Fahren und der Batteriefertigung. Der automobile Massenmarkt soll laut DZ Bank in den nächsten Jahren mit weiteren elektrogetriebenen Modellen im Einstiegssegment erschlossen werden. Zudem sind leichte und schwere Nutzfahrzeuge geplant.

Kurzinfos zu den Quartalsergebnissen: Der Elektrobauer hat laut der Berichterstattung der Nachrichtenagentur Dow Jones im dritten Quartal den Störungen der globalen Lieferketten getrotzt, den dritten Quartalsgewinn in Folge eingefahren und dabei ein Rekordergebnis erzielt. Konkret ergab sich ein Nettogewinn von 1,6 Milliarden Dollar nach 331 Millionen Dollar im Vorjahr. Analysten hatten mit rund 1,3 Milliarden Dollar gerechnet. Der Umsatz kletterte auf 13,8 Milliarden von 8,8 Milliarden Dollar. Hier hatten die Analysten 13,6 Milliarden Dollar prognostiziert.

Nicht unterschlagen wollen wir auch eine andere Meldung zu Tesla, weil diese einfach zu bedeutsam ist. Gemeint ist damit, dass der US-Autovermieter Hertz eine Bestellung von 100.000 Elektrofahrzeugen von Tesla bis Ende 2022 aufgegeben hat. Laut Hertz werden Elektrofahrzeuge nach Lieferung dieser Bestellung mehr als 20 Prozent der weltweiten Flotte ausmachen. Hinzu kommt nachrichtlich gesehen außerdem auch noch, dass das Model 3 des Unternehmens im September laut dem Analyse-Unternehmen Jato Dynamics das meistverkaufte Fahrzeug in Europa war.

Analystenstimmen: Analysten gefällt bei Tesla ganz allgemein, dass das Unternehmen vertikal stärker integriert ist als andere Autobauer, weshalb der Konzern bisher besser als die Konkurrenz durch die Chipkrise gekommen ist.

Wie dynamisch es bei Tesla zugeht, zeigt sich daran, dass Analysten teilweise mit dem Anheben der Kursziele hinterherkommen. So erhöhte beispielsweise die DZ Bank zuerst in Reaktion auf das Quartalsergebnis den fairen Wert von 790 Dollar auf 985,00 Dollar, nur um dann wenige Tage später noch einmal nachzulegen und die Vorgabe auf 1.220 Dollar anzuheben, was wiederum ein Reflex auf die Hertz-Massenbestellung war.

Zum letztgenannten Punkt etwa erklärte die DZ Bank, dass die Aussage des Autovermieters "Elektroautos treffen den Massengeschmack" die dynamische Nachfrage nach Elektroautos im Allgemeinen und im Besonderen für Tesla-Fahrzeuge zeige. Man hält weitere Großaufträge für möglich.

Der Titel sei nach fundamentalen Maßstäben zwar sehr hoch bewertet. Das zu beobachtende hohe Absatzwachstum und erwartete damit einhergehende ansteigende Softwareverkäufe rechtfertigten aber zumindest langfristig die hohe Bewertungsprämie.

Zuvor hatte man nach den Quartalszahlen gesagt, man rechne für die nächsten Quartale mit deutlich ansteigenden Absatzzahlen, was durch Kapazitätsausweitung, einem baldigen Produktionsstart in Austin/Texas und im deutschen Grünheide und dem deutlichen Nachfrageanstieg nach E-Autos begründet sei. Aussichtsreich erscheint zudem die Entwicklung einer neuen Batteriegeneration, welche die Fertigungskosten erheblich reduzieren sollte. Der Titel sei im derzeitigen und insbesondere im zukünftigen Produktmix (inklusive stärkerer Gewichtung auf Softwareverkäufe) nicht mehr mit anderen Automobiltiteln vergleichbar.

Für den US-Finanzdienstleister Wedbush Securities sind bei Tesla im Idealfall sogar Kurse von 1.500 Dollar drin, statt wie bisher 1.300 Dollar. Wie die dort zuständigen Analysten ausführen, sollten die lange erwarteten Giga-Fabriken in Austin und Berlin in den kommenden Monaten eingeweiht werden und die Kapazität von Tesla in den nächsten 18 Monaten auf etwa zwei Millionen Einheiten pro Jahr erhöhen. Das sollte dabei helfen, die Margen im Laufe der Zeit deutlich zu erhöhen und den derzeitigen Lieferengpass zu lindern.

China sei nach Gegenwind zu Beginn dieses Jahres momentan der Star der Show. Man glaubt, dass Tesla allein im September rund 150.000 Fahrzeuge ausgeliefert habe, was ein klarer Indikator dafür sei, dass die grüne Flutwelle für Musk & Co. auf breiter Front greife. Man geht davon aus, dass die Nachfrage aus China wieder angezogen hat und dass dies ein klarer Indikator für die weltweit steigende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen sei, wobei China den Weg anführe.

Obwohl es viele Konkurrenten im Bereich der Elektrofahrzeuge gebe, dominiere Tesla weiterhin den Markt. Für 2022 schätzt man, dass mehr als 40 Prozent der weltweiten Auslieferungen von Tesla auf China entfallen werden. Dies zeige, wie wichtig diese Region für die längerfristige Hausse-These für diese Aktie und die allgemeine Nachfrage nach Elektrofahrzeugen sei.

Bewertung: In Sachen Bewertung ist es so, dass der Analystenkonsens bei Tesla von 2020 bis 2025 den Gewinn je Aktie von 2,24 Dollar auf 18,84 Dollar steigen sieht. Auch auf letztgenannter Basis ergibt sich damit gemessen am Freitags-Schlusskurs von 1.114,00 Dollar ein noch immer optisch hohes KGV von gut 59. Doch die als stark beurteilten Wachstumsaussichten und die gute Aufstellung scheinen das aus der Sicht vieler Marktteilnehmer zu relativieren.



Charttechnik: Die Kursentwicklung der Tesla-Aktien ist ein Phänomen. Denn alleine von Juni 2019 bis heute ist die Notiz von 35,79 Dollar auf 1.114,00 Dollar gestiegen. Das entspricht einem Plus von fast 3.013 Prozent, was viele investierte Anleger reich gemacht hat.

Der zuvor genannte Rekordkurs ist auch taufrisch, so dass sich ein völlig intakter Aufwärtstrend ergibt. Kurzfristig scheint der Wert zwar etwas überkauft zu sein, insgesamt sieht das Chartbild aber einfach überzeugend aus. Wobei noch zu erwähnen ist, dass die Kursreise nach oben ursprünglich im Juli 2010 bei damals im Tief noch gültigen Kursen von 3,16 Dollar begann. Und das bedeutet nichts anderes, als dass der Wert in nur etwas mehr als elf Jahren einen Anstieg von 35.153 Prozent eingefahren hat.