Am Freitag rutschte der Aktienkurs von Thyssenkrupp zeitweise um über zwölf Prozent auf 16,70 Euro ab - das war der höchste Tagesverlust seit Juni 2016. Seit Jahresbeginn hat der Börsenwert des gesamten Konzerns mehr als 20 Prozent eingebüßt, er liegt inzwischen unter den 15 Milliarden Euro, die Analysten allein für die lukrative Aufzugsparte aufgerufen haben. "Der Wert des gesamten Mischkonzerns könnte ein Konsortium von Finanzinvestoren anlocken", sagte einer der Insider. Die Aufzugssparte hatte bereits das Interesse des finnischen Konkurrenten Kone angelockt. Spartenchef Andreas Schierenbeck steht vor der Ablösung, wie Reuters erfahren hat. Die Aufzüge und Fahrtreppen sind zwar die Ertragsperlen des Konzerns, die Renditen der Konkurrenz sind aber teilweise besser.

INSIDER: KONKURRENTEN SCHIELEN AUF DAS FAHRSTUHLGESCHÄFT

Nicht nur Kone, auch die Konkurrenten Otis und Schindler hätten Thyssens Aufzugssparte im Visier, sagten die Insider. Für das Geschäft mit Autoteilen und den Anlagenbau hätten sie aber nichts übrig. Dies will Kerkhoff jedoch ebenfalls in die künftige Industrial AG abspalten, während in der Materials AG unter anderem die Beteiligung an dem geplanten Stahl-Joint-Venture mit Tata Steel landen soll. Leicht wäre eine solche Spartenübernahme nicht: Die Struktur mit dem lukrativen Aufzugsgeschäft neben der weniger profitablen Autozulieferersparte und dem schwächelnden Anlagenbau stelle im Prinzip eine Giftpille dar, sagte ein Experte.

"Was die Frage eines Zusammenschlusses der Aufzugssparte mit dem Konkurrenten Kone betrifft, so glaube ich, dass das kartellrechtlich ganz schwierig würde", sagte der Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Thomas Hechtfischer, der Nachrichtenagentur Reuters. Ein niedriger Aktienkurs reize aber natürlich alle. "Ich könnte mir vorstellen, dass Cevian weiter aufstockt." Der Finanzinvestor aus Schweden ist mit rund 18 Prozent der zweitgrößte Thyssenkrupp-Einzelaktionär hinter der Krupp-Stiftung mit rund 21 Prozent.

Die Krupp-Stiftung gilt als Bollwerk gegen eine feindliche Übernahme. Sie müsste ebenso wie die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen und wohl auch der Bund von einem Angreifer auf den Gesamtkonzern überzeugt werden. In NRW sind mehrere zehntausend Mitarbeiter von Thyssenkrupp beschäftigt. Der Bund wiederum dürfte das sensible Rüstungsgeschäft mit dem U-Boot-Bau nicht jedem überlassen.

rtr