Thyssenkrupp einigte sich mit dem weltgrößten Eisenerz-Konzern Vale auf eine Übernahme des Anteils von 26,87 Prozent, wie das Unternehmen in der Nacht zum Dienstag mitteilte. Thyssenkrupp muss sich nun nicht mehr mit dem Partner abstimmen: "Damit reduziert Thyssenkrupp Komplexität und Risiken und erhöht gleichzeitig den Handlungsspielraum für die weitere Entwicklung von CSA."

Die Übernahme der Anteile erfolge zu einem symbolischen Preis in Kombination mit einem Besserungsschein für den Fall eines Verkaufs von CSA, hieß es weiter. Die Transaktion führe bei ThyssenKrupp nicht zu Finanzierungsbedarf und habe keinen Einfluss auf die bilanzielle Bewertung des Werks.

Für Vale bedeutet der Rückzug eine weitere Konzentration auf das Bergbaugeschäft. ThyssenKrupp kann im Gegenzug allein über das Werk bestimmen - in der Vergangenheit hatte es geheißen, die komplexen Strukturen des umfangreichen Vertragswerks mit Vale stünden einem Verkauf im Weg. Der Konzern hatte mit dem Werk in Brasilien kein Glück und in der Vergangenheit bereits versucht, es loszuwerden. Schon der Bau war von Verzögerungen und einer Kostenexplosion überschattet. Seit dem Start 2010 gab es dann immer wieder Verluste und technische Probleme.

Aber nicht nur hausgemachte Probleme belasten Thyssenkrupp. Wie der gesamten Branche machen dem Konzern in seinem Stahlgeschäft Überkapazitäten, Preisdruck und Billigimporte aus China zu schaffen. Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2015/16 war im europäischen Stahlgeschäft der operative Gewinn um gut ein Drittel auf 51 Millionen Euro geschmolzen. Die amerikanische Stahlsparte mit dem Werk in Brasilien verzeichnete einen Fehlbetrag von 74 Millionen Euro nach einem ausgeglichenen Ergebnis im Vorjahreszeitraum. Die Krise in der Branche erhöht auch den Konsolidierungsdruck.

Mit Blick auf das europäische Stahlgeschäft befindet sich Thyssenkrupp einem Insider zufolge bereits seit längerer Zeit in Gesprächen mit der indischen Tata Steel. Es sei aber noch völlig offen, zu welchen Ergebnissen diese führen würden. Im Aufsichtsrat war eine gemeinsame Zukunft des Stahlgeschäfts mit Tata zudem noch kein Thema, hatte eine weitere mit dem Vorgang vertraute Person gesagt. Hiesinger hat seine Bereitschaft betont, aus einer Position der Stärke an einer Konsolidierung der europäischen Stahlbranche teilzunehmen. Kein Geheimnis ist, dass Fusionen in der gebeutelten Branche immer wieder sondiert werden. "Jeder spricht mit jedem", sagte ein Insider.

Thyssenkrupp könnte mit der Entscheidung in Brasilien nun einen weiteren Schritt weg vom Stahlgeschäft einleiten. Hiesinger hatte bereits über einen Verkauf des dortigen Werks verhandelt. Er hatte angekündigt, den Umbau des Traditionskonzern zu einem stärker auf die Technologiegeschäfte wie Maschinen, Aufzüge und Autoteile ausgerichteten Unternehmen voranzutreiben.

Reuters