Der Startschuss für die Feriensaison ist nah. Hebt dazu auch die TUI-Aktie ab? Charttechnisch wird es nun spannend.
Sommerzeit, Reisezeit. Wer an die Urlaubsplanung denkt, landet oft genug bei Europas Touristikmarktführer: TUI. Und wer die Aktie schon länger verfolgt, blickt auf eine Kursentwicklung, die wilder kaum sein könnte: Von himmelhohen Bewertungen in der Dotcom-Euphorie bei Kursen von über 150 Euro bis zum rezessionsbedingten Fast-Totalschaden im Jahr 2023 bei Kursen unter 5 Euro.
Und nun? 2025 sendet die Aktie neue Signale. Der jüngste Anstieg auf gestern 7,75 Euro – den höchsten Stand seit Februar – wirkt wie der Auftakt zu einer neuen Etappe. Nun dürfte sich entscheiden, ob der lang ersehnte Breakout gelingt oder nur ein kurzes Zwischenhoch markiert wurde.
Der große Sommer-Showdown
Das Sommerquartal, über das die Hannoveraner am 13. August Rechenschaft ablegen, ist traditionell das stärkste im TUI-Kalender – und könnte 2025 das Zünglein an der Waage werden. Erwartet wird ein einstelliges Umsatzplus auf 6,15 Milliarden Euro und ein Gewinn je Aktie von 0,13 Euro.
Rückenwind kommt von überbuchten Resorts, einer boomenden Kreuzfahrt-Sparte und Fluggesellschaften, die vom anhaltenden Reisedrang profitieren. Schon im Halbjahr lag der Umsatz bei +8 Prozent, die Verluste wurden deutlich eingedämmt, die Verschuldung abgebaut. Auch die Liquidität wurde gestärkt auf nun über 2 Milliarden Euro.
Die dunklen Wolken am Horizont
Doch der Himmel ist nicht nur wolkenlos. Der Nahost-Konflikt drückte zuletzt auf das Sentiment, steigende Kerosinpreise auf die Kostenstruktur. Tarifstreitigkeiten bei TUIfly oder verschobene Ferienzeiten könnten ebenfalls zu Turbulenzen führen.
Verglichen mit Booking oder Expedia wirkt TUI schwerfällig. Die Online-Giganten glänzen mit Margenstärke, Skalierung und geringerer Volatilität. Auch Low-Cost-Airlines wie Ryanair fliegen im Vergleich oft rentabler. TUI punktet hingegen mit vertikaler Integration – vom Hotel bis zum Rückflug – was in Boomphasen enorme Preissetzungsmacht verleiht, aber in Krisenzeiten zur Hypothek wird.
Die charttechnische Zitterpartie
Die Aktie befindet sich unterdessen an einer entscheidenden Marke. Tatsächlich haben die Anteilsscheine seit dem August-Tief 2024 bei 5,35 Euro über 40 Prozent zugelegt – doch die Dynamik ist fragil. Noch immer bleibt der Abstand zum 52-Wochen-Hoch bei 8,88 Euro deutlich.
Doch die 200-Tage-Linie bei rund 7,20 Euro wurde jüngst zurückerobert und bei 7,75 Euro nun der höchste Stand seit Ende Februar markiert. Ein echtes Kaufsignal entstünde bei einem klaren Ausbruch über diese Marke – mit Zielbereichen bei 8,00 bis 8,20 Euro.
Analysten sind vorsichtig optimistisch
Viele Bankhäuser – von Barclays über Jefferies bis zur Deutschen Bank – empfehlen die Aktie, wenn auch mit angezogener Handbremse. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 10,45 Euro – fast 36 Prozent über dem aktuellen Kurs. Barclays-Analyst Andrew Lobbenberg sieht TUI – gemeinsam mit Ryanair – als Gewinner der Rückkehr zum Kurzstreckentourismus.
Die UBS bleibt vorsichtiger (Ziel: 8,00 Euro), verweist aber auf das stabile Marktumfeld. Langfristig (bis 2028) liegen die Prognosen der Analysten gar bei 17 bis 21 Euro – getrieben von Digitalisierung (50 Prozent Onlineumsatz binnen drei Jahren) und ESG-Offensive.
Für Investoren mit Risikobewusstsein bleibt die Aktie ein spannender, wenn auch nervenaufreibender Reiseschein. Wer dabei sein will, hat den möglichen Breakout in Richtung der 8-Euro-Marke im Blick. Denn wie bei einer Fernreise gilt auch an der Börse: Timing ist alles.
Übrigens: Luxus geht immer? Die Redaktion von BÖRSE ONLINE macht den Megatrend per Index investierbar. Der Aktienkorb des "Luxus Index" enthält 20 aussichtsreiche Aktien aus insgesamt vier Luxuskategorien.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Preis der Finanzinstrumente wird von einem Index als Basiswert abgeleitet. Die Börsenmedien AG hat diesen Index entwickelt und hält die Rechte hieran. Mit dem Emittenten der dargestellten Wertpapiere hat die Börsenmedien AG eine Kooperationsvereinba-rung geschlossen, wonach sie dem Emittenten eine Lizenz zur Verwendung des Index erteilt. Die Börsenmedien AG erhält insoweit von dem Emittenten Vergütungen.