Während die anderen Edelmetalle seit der Ankündigung von Impfungen Anfang November eine Schwächephase durchlaufen, ist Platin gegen den Trend um gut 20 Prozent über die wichtige Marke von 1.000 US-Dollar gestiegen.

Hauptgrund für den Preisanstieg war, dass in Südafrika Probleme auftraten, die ein Angebotsdefizit auslösten. Am Kap werden etwa drei Viertel des Metalls weltweit gefördert. Im Frühjahr gab es einen Lockdown, von dem auch viele Platinminen betroffen waren.

Hinzu kam noch, dass es Anfang März eine heftige Explosion beim Rohstoffkonzern Anglo American Platinum gab, bei der die wichtigste Anlage zur Verarbeitung von Rohplatin in Südafrika stark beschädigt wurde.

Weniger als 2014 gefördert

Nach der Wiederöffnung der Bergwerke und der erneuten Inbetriebnahme der Verarbeitungsanlage im späten Frühjahr lief die Platinproduktion aber weitgehend in normalen Bahnen. Anfang November fiel bei Anglo American Platinum aber dann wegen Wasserschäden die Verarbeitungsanlage erneut aus. Daher stauen sich dort nun die Platinvorräte so lange, bis der Betrieb wieder funktioniert.

Die Produktionsstörungen in Südafrika dürften bis zum Jahresende zu einem geringeren Angebot des Rohstoffs vom Kap von rund 1,3 Millionen Unzen führen. "Die Fördermenge in Südafrika liegt in diesem Jahr sogar noch unter der von 2014, als das Land von Bergarbeiterstreiks erschüttert wurde", sagt Carsten Fritsch, Edelmetallanalyst bei der Commerzbank. Weltweit wird 2020 das Angebotsdefizit bei etwa 1,2 Millionen Unzen liegen, was fast ausschließlich auf die Förder- und Verarbeitungsstörungen am Kap zurückzuführen ist.

Hohes Interesse der Anleger

Der zweite bedeutende Treiber des Platinpreises ist 2020 die hohe Investmentnachfrage nach Barren, Münzen und ETFs, die auf 1,66 Millionen Unzen kletterte, ein Anstieg von 400.000 Unzen im Vergleich zu 2019. Dabei spielte unter anderem auch die hohe Preisdifferenz zu Gold eine wichtige Rolle. "Viele Anleger, denen Gold zu teuer war, griffen zu Platin", so Fritsch.

Damit wurde der schwache Bedarf aus der Industrie- und Schmuckbranche überkompensiert. So ging die Nachfrage aus der Autoindustrie, dem wichtigsten Einsatzgebiet von Platin, um 16 Prozent zurück, bedingt durch die Corona-Krise. Auch der Bedarf aus dem Schmucksektor sank um 13 Prozent.

Der rasche Preisanstieg dürfte sich in diesem Tempo nicht fortsetzen. Zuletzt korrigierte das Metall leicht nach der Hausse. Christian Brenner, Geschäftsführer des Edelmetallhandelshauses Philoro Edelmetalle, rechnet bestenfalls mit stagnierenden Preisen, da er 2021 mehr Angebot erwartet.

Verhalten optimistisch ist dagegen die Commerzbank, die mit einem Platinpreis von 1.200 Dollar je Unze bis Ende 2021 noch Aufwärtspotenzial sieht. Da die schon 15 Jahre alte defekte Verarbeitungsanlage von Anglo American Platinum zum Jahresanfang durch eine neue ersetzt werden soll, sollten 2021 von dieser Seite keine Schwierigkeiten mehr drohen. Daher sollte sich die globale Angebot-Nachfrage-Situation entspannen.

Zudem dürfte es auch aus der Schmuckbranche verstärkt Käufe geben, da China die Rezession hinter sich gelassen hat und die Einkommen dort anziehen. Der immer noch günstige Preis verglichen mit Gold spricht für ein Wiederaufleben des Interesses an dem lange vernachlässigten Platin.

Überdies nimmt die Zahl der Autokonzerne zu, die das teure Palladium in Katalysatoren durch das erheblich billigere Platin ersetzen. Auch charttechnisch sieht es nach dem Überwinden der bedeutenden Marke von 1.000 Euro vorerst nach einer Fortsetzung des Aufwärtstrends aus. Mit dem zum Dollar währungsgesicherten Physical Platinum ETC von Xtrackers (ISIN: DE 000 A1E K0H 1) partizipieren Anleger daran. Die Absicherung kostet 0,3 Prozent jährlich, die Gesamtkosten betragen 0,75 Prozent jährlich.