Der Stillstand der Welt aufgrund der Corona-Pandemie hat die Situation verschärft. In Europa wurde im zweiten Quartal rund ein Drittel weniger grafisches Papier benötigt. Eine Maßnahme für einigermaßen stabile Preise: Kapazitäten kürzen. Die finnische UPM-Kymmene schließt zwei Papierfabriken in Europa, ein Werk in England steht zum Verkauf.

UPM-Kymmene ist einer der größten Papier- und Zellstoffhersteller der Welt und eigentlich in einer komfortablen Situation. Die Firma ist der größte Landbesitzer in Finnland und bewirtschaftet eine Forstfläche etwa zweimal so groß wie Luxemburg. Holz aus dem eigenen zertifizierten Forst wird zu Bauholz, Papier, Zellstoff, Verpackungsmaterial, Etiketten und vielem mehr verarbeitet. Diese Wertschöpfungskette will UPM künftig stark erweitern. Das Ziel heißt "Beyond Fossil".

PET-Flaschen aus Holzabfall

Das wegweisende Projekt für die Wandlung des Papier- und Zellstoffherstellers entsteht in Deutschland am Chemiestandort Leuna in Sachsen-Anhalt. Schon 2021 startet der Probebetrieb der weltweit ersten Bioraffinerie. Im Jahr darauf sollen bereits bis zu 220 000 Tonnen Biochemikalien auf Basis von Holz produziert werden. UPM setzt dabei bewusst auf Reststoffe aus der Sägeindustrie sowie auf Durchforstungsholz aus nachhaltig bewirtschafteten und zertifizierten Wäldern in Zentraleuropa.

Mit den Biochemikalien steigt das Unternehmen in völlig neue Märkte mit hohem Wachstumspotenzial ein. Die aus Holz gewonnene Chemikalie Glykole hat eine breite Anwendungspalette, die von Kraftstoffen über Textilien, PET-Flaschen und Verpackungen bis hin zu Arzneimitteln, Kosmetika und Waschmitteln reicht. Der weltweite Markt für Glykole umfasst rund 30 Millionen Tonnen und wächst jährlich um vier Prozent. Derzeit wird nahezu die gesamte Nachfrage auf Basis fossiler Rohstoffe wie Öl, Erdgas und Kohle bedient. In Leuna sollen zudem Funktionsfüllstoffe aus Holz als Alternative zu Industrieruß und Silikaten produziert werden. Auch das ist ein Wachstumsmarkt mit einem jährlichen Bedarf von 15 Millionen Tonnen, den UPM-Kymmene erobern will.

Die Umweltdebatte wird zunehmend wichtiger an der Börse. Als künftiges Beyond-Fossil-Unternehmen rückt die Aktie in den Kreis nachhaltiger Investments. Aber auch ohne grünes Label spricht einiges für den Titel. UPM beeindruckt mit einem hohen freien Cashflow, einer soliden Bilanz und der Dividendenrendite. Investitionen in Biochemikalien und Biokraftstoffe sind der Wachstumskick der Value-Aktie.