Die Meldung kam einem Paukenschlag gleich: Der kanadische Branchenriese Cameco wird die Uranproduktion seiner McArthur-River-Mine vorübergehend einstellen. Weil die Produktion vor dem Hintergrund der am Boden liegenden Uranpreise derzeit aus betriebswirtschaftlicher Sicht schlichtweg sinnlos ist, werden die Förderbänder ab Januar 2018 für zunächst zehn Monate ruhen. Zusammen mit der drastischen Dividendenkürzung um 80 Prozent spart Cameco im kommenden Jahr geschätzte 225 Millionen kanadische Dollar ein.

Die gegenwärtig größten Uranförderländer sind Kasachstan, Kanada und Australien. Sie erzeugen einen Großteil der weltweiten Produktion. Bereits vor rund einem Jahr hatte Kasachstan, der weltweit größte Produzent, eine Produktionskürzung um zehn Prozent beschlossen. Allerdings hatte die staatseigene Kazatomprom in den Monaten zuvor den Uranmarkt mit Material auch förmlich überschwemmt - um Marktanteile um jeden Preis zu gewinnen. Mit Erfolg: Kazatomprom ist vor Cameco die Nummer 1, was Marktanteile angeht.

Camecos Schritt besitzt indes eine ganz andere Sprengkraft. Brancheninsider sprechen vom größten positiven Katalysator für den Sektor, seit der Uranpreis mit der Fukushima-Katastrophe 2011 seine Talfahrt begann. Denn McArthur River ist nicht irgendeine Produktionsstätte, sondern die größte in Betrieb befindliche Uranmine der Welt, die für mehr als zehn Prozent des globalen Angebots steht.

Der weltweite Bedarf steigt



Der Angebotsüberhang auf dem Weltmarkt hat in den vergangenen Jahren jeden Erholungsversuch des Uranpreises im Keim erstickt, die erwartete Unterversorgung auf der Zeitachse immer wieder nach hinten verschoben. Über die Marktentwicklung der kommenden Jahre lässt sich streiten. Dass der Bedarf an Uran angesichts des konsequenten Ausbaus der Uranenergie in vielen Teilen der Welt in den kommenden Jahren zunehmen wird, steht außer Frage. Die vergangenen beiden Jahre brachten das größte Wachstum nuklearer Kapazitäten in den vergangenen 25 Jahren. Allein China will bis zum Jahr 2030 weitere 99 Meiler bauen, auch Länder wie Indien, Russland oder Saudi-Arabien bauen ihre Kapazitäten in den kommenden Jahren massiv aus. Auf der anderen Seite ist die Pipeline neuer Uranprojekte gut gefüllt.

Das kanadische Researchhaus Cantor Fitzgerald rechnet ab dem Jahr 2020 erstmals mit einer Angebotslücke, während die Kollegen von BMO Capital bereits ab dem kommenden Jahr eine Unterversorgung des Uranmarkts ausmachten, der sich in den Folgejahren kontinuierlich ausweiten werde.

Dagegen sehen die Experten von TD Securities noch auf Jahre hinaus ausreichend Material auf dem Markt, was allerdings nicht gegen eine Erholung des Uranpreises spricht. Denn nur bei einem deutlich höheren Preisniveau würden die in der Entwicklung befindlichen Projekte überhaupt bis zur Produktionsreife gebracht, viele der Uranprojekte in Afrika mit vergleichsweise großen Vorkommen, aber niedrigen Mineralisierungsgraden benötigen laut Branchenkennern einen Uranpreis von 80 Dollar je Pfund.

"Keine Mine auf diesem Planeten kann bei einem Uranpreis von 20 Dollar Geld verdienen", bringt es Scott Melbye auf den Punkt. Der 55-Jährige war über 20 Jahre für Cameco tätig und gehört zu den bekanntesten Uranexperten der Welt. Seit September 2014 ist er Executive Vice President von Uranium Energy.

Auf Seite 2: Uranium Energy, Nexgen Energy und der Global X Uranium ETF





Uranium Energy, Nexgen Energy und der Global X Uranium ETF



Sein Unternehmen verfügt über ein Portfolio von zehn Uranprojekten, die dem Unternehmen ein signifikantes Produktionswachstum ermöglichen. Beobachter erwarten, dass die Projekte in Texas unter ökonomischen Aspekten ab einem Uranpreis von 40 Dollar binnen zwölf Monaten in Produktion gehen dürften. Ab einem Uranpreis von 50 Dollar wird wohl auch beim Reno-Creek-Projekt in Wyoming und den Assets in Paraguay die Produktion starten.

In dem südamerikanischen Land hält Uranium Energy zudem die Rechte an Alto Parana, dem größten bekannten und bislang noch nicht entwickelten Titanvorkommen der Welt. Vorstand Amir Adnani kündigte bereits an, dieses Projekt 2018 nun energischer forcieren zu wollen, was im Markt Spekulationen um einen bevorstehenden Spin-off ausgelöst hat. Dabei könnte das Titanprojekt ausgegliedert und als eigenständige Gesellschaft an die Börse gebracht werden.

Beste Chancen auf eine zukünftig profitable Uranproduktion dürfte Nexgen Energy haben. Das kanadische Unternehmen hat in diesem Sommer eine vorläufige Wirtschaftlichkeitsstudie (PEA) für das Arrow-Uranvorkommen vorgelegt, in der man mit einer der weltweit niedrigsten Kostenstrukturen kalkuliert.

Mit einer jährlichen Produktion von 27,6 Millionen Pfund Uran in den ersten fünf Jahren würde Arrow zudem zur größten Uranmine der Welt und Nexgen Energy zum weltweit zweitgrößten Uranproduzenten nach Kazatomprom aufsteigen. "Das ist die beste Uran-PEA, die wir jemals gesehen haben", kommentierte Cantor Fitzgerald die Studie und bestätigte seine Kaufempfehlung für die Aktie.



Die größten Unternehmen in einem ETF



Zusammen mit Cameco bildet Nexgen Energy die beiden größten Positionen im Global X Uranium ETF ab, mit dem Investoren breit gestreut an einem möglichen Comeback der Branche partizipieren können. Notierte der ETF vor der Fukushima-Katastrophe Anfang 2011 noch bei über 130 Dollar, werden die Anteile derzeit für rund 16 Dollar gehandelt.

Die drittstärkste Gewichtung innerhalb des ETFs weist derzeit Uranium Participation aus. Die Firma investiert direkt in den Rohstoff sowie in Uranprodukte und reagiert besonders sensibel auf jede Veränderung des Uranpreises. Und die Aussichten stehen nicht schlecht, dass sich dieser aufgrund des verknappten Angebots wieder erhöht.