Zu Beginn des Wahljahrs in den USA bleibt der Leitzins somit in der Spanne von 1,5 bis 1,75 Prozent: "Es zeigt sich wieder einmal, wie segensreich die Unabhängigkeit einer Zentralbank ist", meinte Ökonom Friedrich Heinemann vom Mannheimer Institut ZEW.

Der seine Wiederwahl im November anstrebende Präsident hätte jetzt gerne "ein heftiges, geldpolitisch erzeugtes Konjunktur-Strohfeuer", so die Einschätzung des Forschers: "Fed-Chef Jerome Powell und die Mehrheit im Offenmarktausschuss der Fed werden sich dieser Wahlkampfhilfe verweigern." Trump drängt die Fed immer wieder, die Zinsen zu senken. Zuletzt holte er in Davos auf dem Weltwirtschaftsforum gegen die Währungshüter zum Rundumschlag aus: Die USA hätten seit seiner Wahl einen beispiellosen Wohlstand erreicht und eine Welle von Firmengründungen erlebt, sagte er in dem Schweizer Skiort: "Und dies, obwohl die Fed die Zinsen zu schnell angehoben und zu langsam gesenkt hat."

Powell zeigte sich nun mit Blick auf die Konjunkturaussichten vor der Presse recht zuversichtlich: Die mit dem Zollkonflikt verbundene Unsicherheit habe sich verringert. Für die Weltwirtschaft bestehe Grund zu "vorsichtigem Optimismus". Die Fed hatte 2019 den Leitzins drei Mal gesenkt - zuletzt im Oktober, auch wegen der durch den Handelskonflikt erzeugten Unsicherheiten. Eine Teileinigung zwischen China und den USA sorgte mittlerweile für Erleichterung.

Auch wenn die Fed den Leitzins nicht antastete, justierte sie beim Schlüsselsatz für die bei ihr deponierten Überschussreserven der Banken nach: Der im Fachjargon IOER genannte Satz wurde leicht von 1,55 auf 1,60 Prozent erhöht. Die Maßnahme gilt als Versuch, den am Interbankenmarkt fälligen Preis des Geldes stärker an die Mitte der angepeilten Leitzins-Spanne anzunähern. Zuletzt lag er eher im unteren Bereich des Korridors.

CORONAVIRUS-SORGEN


Powell hat signalisiert, dass die Fed auf Sicht fahren will, solange die Wirtschaft rund läuft und die Inflation im Rahmen bleibt. Angesichts der Furcht vor einer Ausbreitung des in China erstmals aufgetretenen Coronavirus gab es zuletzt jedoch eine Schrecksekunde am US-Anleihenmarkt: Erstmals seit Oktober drehte sich die Zinskurve um, da zehnjährige Staatsanleihen kurzfristig niedriger rentierten als Papiere mit drei Monaten Laufzeit. Dieses ungewöhnliche Phänomen gilt Experten als frühes Anzeichen für eine drohende Rezession. Denn üblicherweise rentieren länger laufende Anleihen höher als kürzer laufende.

Powell sagte, es sei noch zu früh, über die Auswirkungen des Coronavirus-Ausbruchs zu spekulieren: "Doch wir beobachten die Lage sehr sorgfältig." Chefvolkswirt Uwe Burkert von der LBBW sieht die Notenbank derzeit noch nicht in Alarmbereitschaft: "Bevor die Fed sich durch die Virussorgen beirren lässt, müsste die Epidemie globale Dimensionen annehmen beziehungsweise müssten die Finanzmärkte stärker als bisher in Mitleidenschaft gezogen werden. In diesem Fall würde die Notenbank gewiss erneut ihren Absicherungsschirm aufspannen."

Die US-Notenbank greift bereits ständig aktiv am Geldmarkt ein, nachdem es dort Ende 2019 gelegentlich zu Engpässen gekommen war. Sie stellt zu bestimmten Bedingungen Liquidität zur Verfügung und kauft zudem aktiv Staatsanleihen - im Umfang von rund 60 Milliarden Dollar pro Monat. Seit die Fed im Herbst damit begonnen hat wieder Anleihen zu erwerben, nehmen die Überschussreserven der Banken wie von der Notenbank gewünscht wieder zu.

Mit den noch mindestens bis ins Frühjahr andauernden Maßnahmen wird die rund vier Billionen Dollar schwere Bilanz der Fed weiter aufgebläht. Ökonom Franck Dixmier von Allianz Global Investors verweist darauf, dass seit Oktober jeder Anstieg der Fed-Bilanz um ein Prozent mit einem Anstieg des Börsenindex S&P 500 um ein Prozent einhergegangen sei. Powell betonte vor der Presse, die Maßnahmen dienten nur dazu, die Reserven auf ein ausreichendes Niveau zu hieven: "Das ist unsere einzige Absicht."

rtr