Ein Lockdown schadet nicht allen Branchen. Zu den Profiteuren zählt vor allem die Videospieleindustrie. Wachsendes Interesse erfahren vor allem Anbieter von E-Sports ("electronic sports"), die sportliche Ereignisse simulieren. Für das Jahr 2020 prognostiziert das Analysehaus Newzoo dem Segment Videospiele und E-Sports Erlöse in Höhe von 159 Milliarden US-Dollar. Im Vergleich zum Vorjahr wäre das ein Plus von über neun Prozent. Das Momentum werde auch nach einer möglichen Überwindung der Pandemie anhalten. Ende des Jahres 2023 kann Newzoo zufolge das globale Marktvolumen mehr als 200 Milliarden Dollar betragen.

Die Begeisterung für Onlinegames erklärt sich nicht nur daraus, dass Phasen sozialer Isolation gefüllt werden wollen und der Besuch von Sporteinrichtungen derzeit nur eingeschränkt möglich ist. Die Spiele werden auch anspruchsvoller. Sie kommen damit dem wachsenden Bedürfnis der geschätzt weltweit 495 Millionen Spielern nach, sich auch künstlerisch und kreativ auszudrücken. Zudem werden verstärkt Spiele mit pädagogischen Inhalten nachgefragt. Das japanische Unternehmen Nintendo bietet beispielsweise "Numbala" an: Das Spiel vermittelt Schülern - visuell ansprechend - mathematische Grundkenntnisse.

Täglich 80 Millionen Shooter


Wie Nintendo ist auch Tencent ein großer Player. Das chinesische Unternehmen bietet unter anderem Shooter-Games an, die hohe Aufmerksamkeit und schnelle Reaktionsfähigkeit erfordern. Zu den Topspielen des Anbieters zählt unter anderem "Honour of Kings". Via Smartphone können sich die User in diesem Spiel für eine Fantasiefigur, etwa Omega oder Yorn, entscheiden, die sich dann in Kämpfen bewähren muss.

Auch Sea Limited ist gut im Geschäft. Das Spiel "Garena Free Fire" wurde im vergangenen Jahr weltweit am häufigsten auf Smartphones heruntergeladen und wird aktuell täglich von 80 Millionen Usern gespielt. Alle zehn Minuten findet sich ein Gamer auf einer einsamen Insel wieder, auf der er sich gegen 49 Gegner behaupten muss.

Die starken Perspektiven der Branche motivierte die US-Gesellschaft VanEck im Juni vergangenen Jahres den mittlerweile 620 Millionen Dollar schweren VanEck Video Gaming and eSports ETF aufzulegen. Der Exchange Traded Fund bildet den MVIS Global Video Gaming and eSports Index ab. Dieser enthält 25 Unternehmen. In den Index schaffen es nur Firmen, die mindestens 50 Prozent des Umsatzes mit Videospielen oder E-Sports erzielen. Auf die zehn Topwerte, zu denen auch der Hardwareproduzent Nvidia und der Chipentwickler Advanced Micro Devices zählen, entfallen 62 Prozent der Mittel. Alle drei Monate wird die Indexzusammenstellung überprüft und gegebenenfalls angepasst. Mit aktuell 33 Prozent bilden US-Unternehmen das größte Gewicht im Index, japanische Konzerne sind mit 23 Prozent und chinesische Unternehmen mit 16 Prozent gewichtet.

Bislang hat der der VanEck Video Gaming and eSports nicht enttäuscht: Seit Jahresanfang legte er um 52 Prozent zu. Auf Jahressicht spielte er über 70 Prozent Gewinn ein.