Das Präsidium des VW-Aufsichtsrates berät Insidern zufolge nächste Woche erneut über die Aufarbeitung des Dieselskandals. Das Treffen finde am Mittwoch (3. Februar) statt, sagten mehrere mit der Situation vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Es ist die dritte Runde binnen drei Wochen. Dann dürfte den Kontrolleuren von der US-Kanzlei Jones Day ein weiterer Zwischenstand der eigenen Ermittlungen präsentiert werden. Das Treffen des sechsköpfigen Gremiums dürfte auch dazu dienen, erste Weichen für die Verarbeitung des Skandals in der Bilanz zu stellen.

Volkswagen hat bereits 6,7 Milliarden Euro für den millionenfachen Rückruf und die Umrüstung von manipulierten Diesel-Fahrzeugen zur Seite gelegt, der in den nächsten Tagen anlaufen soll. Erstmals seit mehr als 20 Jahren verbuchte der Konzern deshalb auf Quartalsbasis einen Verlust. Offen ist, wie viel Europas größtem Autobauer wegen drohender Geldstrafen und Schadensersatzforderungen in den USA zurückstellen muss. Eine Summe von bis zu 45 Milliarden Euro steht wegen einer Klage des US-Justizministeriums im Raum. Nach Einschätzung von Experten wird die von der US-Umweltbehörde EPA verlangte Strafe am Ende wahrscheinlich aber deutlich niedriger ausfallen, wie ähnliche Fälle in der Vergangenheit gezeigt haben.

MILLIARDEN-LASTEN



Marc-Rene Tonn vom Bankhaus M.M. Warburg rechnet damit, dass VW weltweit 12,5 Milliarden Euro für Strafen und Schadensersatz zahlen muss. Hinzu kämen vermutlich 8,5 Milliarden Euro für Rückrufe und Kundenbindungsmaßnahmen wie etwa Einkaufsgutscheine von je 1000 Dollar, die die Wolfsburger geschädigten Diesel-Kunden in den USA anbieten. Mögliche Auswirkungen auf das operative Geschäft etwa durch den Preisdruck und Verkaufseinbußen aufgrund des Imageverlusts seien darin noch nicht berücksichtigt, sagte der Autoexperte. Frank Schwope von der NordLB geht von bis zu 30 Milliarden Euro aus, die Dieselgate Volkswagen am Ende kosten dürfte.

Eigene Schätzungen über die Kosten wird der Aufsichtsrat voraussichtlich bei der Bilanz-Sitzung Ende Februar diskutieren und anschließend wohl erste Kennzahlen für das abgelaufene Jahr veröffentlichen. Dann dürfte klar werden, ob der Konzern auch im Gesamtjahr in die roten Zahlen geraten ist.

Konzernkenner erwarten, dass parallel der Druck auf Volkswagen zunehmen wird, die Aufklärung des Abgasskandals voranzutreiben. Weitere Beratungen im inneren Führungszirkel um Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch, Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, Betriebsratschef Bernd Osterloh und IG-Metall-Chef Jörg Hofmann seien wahrscheinlich. "Es würde der Sondersituation bei VW nicht gerecht, wenn das Präsidium lediglich alle sechs bis acht Wochen vor der Aufsichtsratssitzung tagen würde", sagte ein Insider.

Am 26. Februar tagt der 20-köpfige Aufsichtsrat, um die Hauptversammlung vorzubereiten. Dabei sollen auch die Investitionen erneut auf den Prüfstand gestellt werden. Beobachter rechnet mit einer turbulenten Versammlung am 21. April, bei der Volkswagen den Aktionären die Hintergründe und finanziellen Auswirkungen des Abgasskandals erläutern will.

Reuters