Europas größter Wohnimmobilienkonzern Vonovia bleibt von größeren Auswirkungen der Pandemie weiterhin verschont. "Wir gehen davon aus, dass Corona auch in den kommenden Monaten keine signifikanten Auswirkungen auf unser Geschäft haben wird", sagte Chef Rolf Buch bei der Vorstellung der Bilanz für die ersten neun Monate des Jahres.

Die Mieteinnahmen des Bochumer DAX-Konzerns legten bis Ende September um fast zwölf Prozent auf gut 1,5 Milliarden Euro zu. Der operative Gewinn (FFO) erhöhte sich um knapp neun Prozent auf eine Milliarde Euro. Zuwächse bringen der Kauf des schwedischen Wohnungsunternehmens Hembla, aber auch der Neubau und die Modernisierung von Wohnungen. Vonovia besitzt 415.000 Quartiere in Deutschland, Österreich und Schweden, davon gut 350.000 in der Bundesrepublik. Wegen der hohen Wohnungsnachfrage und Vonovias Investitionen in den Bestand erhöhte sich der Wert des Gesamtportfolios im ersten Halbjahr um 17 Prozent auf 56 Milliarden Euro. Bis Jahresende wird eine weitere Steigerung erwartet.

Beim FFO für 2020 stellt Vonovia 1,28 Milliarden bis 1,33 Milliarden Euro in Aussicht. Das ist das obere Ende der eigenen Prognose. Ein Wermutstropfen bleibt Berlin: Dort wird das Mietwachstum durch die geringere Fluktuation in den Wohnungen und den Mietendeckel gebremst. Dieser koste Vonovia auf ein volles Jahr gerechnet zehn Millionen Euro, klagt Buch. Allerdings haben die Bochumer nur zehn Prozent ihres Portfolios in der Hauptstadt. Beim Gewinn will Vonovia auch im nächsten Jahr zulegen. Der FFO soll auf 1,415 bis 1,465 Milliarden Euro steigen, um bis zu elf Prozent gegenüber 2020.

Perspektiven beflügeln

An der Börse legte die Aktie in einem schwierigen Umfeld zu. Auch weil der Vorstand für das Geschäftsjahr bereits jetzt zwölf Prozent mehr Dividende pro Aktie in Aussicht stellt, 1,69 Euro je Anteilschein. Chef Buch, dessen Konzern im europäischen Bluechip-Index Euro Stoxx 50 jüngst den Gesundheitskonzern Fresenius ersetzte, sieht die wachsende Größe von Immobilienunternehmen hierzulande als notwendige Voraussetzung für die Industrialisierung der Wohnungswirtschaft.

Derzeit bremst die Pandemie das Geschäft mit Übernahmen. Dennoch prüft Vonovia Zukäufe, überwiegend im europäischen Ausland. Vor Kurzem sicherte sich der Konzern über eine Privatplatzierung eine Milliarde Euro Kapital zur Refinanzierung von Verbindlichkeiten und für Zukäufe. Vor wenigen Monaten stiegen die Bochumer beim niederländischen Immobilieninvestor Vesteda ein. Im Ausland habe der Konzern bessere Wachstumschancen, sagt Buch.

Auch wenn er große Portfolios überwiegend im Ausland anvisiert, sieht der Manager ebenso hierzulande Möglichkeiten. Bestände aus dem Besitz von Finanzinvestoren zum Beispiel. Analyst Kai Klose von der Berenberg Bank sieht Vonovia jedoch nicht unter Druck, das Wachstum mit Übernahmen zu beschleunigen. Das Portfolio des Konzerns zum Bau von 41.000 Wohnungen biete schließlich viel Potenzial.

Impuls: Die Aktie nähert sich dem charttechnischen Widerstand bei 60 Euro. Mit der Dynamik im Geschäft ist das keine große Barriere.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 70,00 Euro
Stoppkurs: 43,00 Euro