Der Dax rauschte unter die psychologisch wichtige Marke von 11.000 Punkten und lag per Freitagmittag auf Wochensicht 3,3 Prozent im Minus. Das war der höchste Wochenverlust seit zwei Monaten.

Die Festnahme der Finanzchefin des chinesischen Elektronikkonzerns Huawei hatte die Kapitalmärkte massiv verunsichert. "Die neue Konfrontation hat das Potenzial, die anstehenden Handelsgespräche zu belasten", urteilen die Analysten der LBBW. Laut Insidern erfolgte die Festnahme der Managerin Meng Wanzhou im Zusammenhang mit US-Ermittlungen, weil es den Verdacht gebe, dass Huawei mit Hilfe der britischen Großbank HSBC Geschäfte getätigt habe, die gegen Iran-Sanktionen verstoßen. Gegen diese Darstellung wehrten sich chinesische Staatsmedien vehement - und holten zum Gegenschlag aus: Es sei "zweifelsohne wahr und bewiesen", dass die USA alles versuchten, um Huaweis Expansion in der Welt einzudämmen, schrieb die englischsprachige "China Daily".

Besonders nervös warten die Anleger auch darauf, wie es beim Brexit weitergeht. Am Dienstag soll das britische Parlament über den von Premierministerin Theresa May ausgehandelten Vertragsentwurf für den Austritt aus der EU abstimmen. Experten halten eine Ablehnung für wahrscheinlich, da die getroffenen Vereinbarungen weitgehend den Vorstellungen der EU entsprächen. "Danach dürfte genauso wenig Klarheit darüber herrschen, wie die zukünftigen Beziehungen des Vereinigten Königreiches zur EU aussehen werden, wie jetzt", sagt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Das Abstimmungsergebnis könne aber Hinweise liefern, ob May im Amt bleiben könne.

Fällt der Entwurf durch, könnte May erst einmal erneut mit der EU verhandeln und kleinere Änderungen erwirken, stellen die Analysten des Finanzhauses Marcard, Stein & Co fest. "Auf Basis dieses nachgebesserten Entwurfs könnte es Mitte Januar eine zweite Parlamentsabstimmung geben."

ITALIENISCHES DRAMA ZIEHT SICH HIN



Auch den italienischen Haushaltsstreit mit der EU-Kommission haben Anleger weiterhin im Nacken. Die populistische Koalition in Rom will Regierungskreisen zufolge am Mittwoch in Brüssel - und damit einen Tag vor dem EU-Gipfel - einen abermals überarbeiteten Etatentwurf vorlegen, um ein Defizitverfahren zu vermeiden.

Die Regierung aus rechter Lega und populistischer Fünf-Sterne-Bewegung ist mit ihrem Haushaltsentwurf auf Konfrontationskurs zur EU-Kommission gegangenen. Die Brüsseler Behörde dringt auf eine Verringerung der Neuverschuldung und droht mit milliardenschweren Strafen. Doch Insidern zufolge will die Regierung trotzdem kaum von dem avisierten Fehlbetrag von 2,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes abweichen. Italien ist bereits extrem hoch verschuldet, was an den Börsen Sorgen vor einer neuen Euro-Krise ausgelöst hat.

DRAGHI DÜRFTE SCHLUSSSTRICH UNTER ANLEIHEKÄUFE ZIEHEN



Am Donnerstag wird der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, im Mittelpunkt stehen. Die Zentralbanker dürften endgültig beschließen, dass die billionenschweren Anleihenkäufe zum Jahreswechsel eingestellt werden. Zudem wird der Schwerpunkt auf den Leitlinien für die Wiederanlage von Geldern aus fällig gewordenen Anleihen und den Wirtschaftsprognosen der EZB-Ökonomen liegen.

Insidern zufolge nimmt die Debatte über den besten Weg aus der ultralockeren Geldpolitik allmählich Fahrt auf. In der Diskussion sei unter anderem eine Auflage neuer Langfristkredite und eine gestaffelte Abfolge künftiger Zinserhöhungen, sagten mehrere Personen aus dem Umfeld der Währungshüter.

Auf der Konjunkturagenda stehen in der neuen Woche nur wenige relevante Daten. Am Freitag werden Anleger vor allem die Einzelhandelsumsätze in den USA im Auge behalten, zudem stehen Daten zur Industrieproduktion an.

rtr