Trotz Flaute im Anleihegeschäft und anhaltendem Ärger mit den Justizbehörden haben einige US-Banken für das zweite Quartal überraschend hohe Gewinne ausgewiesen und damit weitere positive Akzente für die laufende Berichtssaison in den USA gesetzt. In der vergangenen Woche schon konnte der Aluminiumhersteller Alcoa zum Auftakt der US-Berichtssaison die Börsianer mit einem dreistelligen Millionengewinn überzeugen. Der weltgrößte Chiphersteller Intel nährte mit einer optimistische Jahresprognose Hoffnungen auf eine Stabilisierung des PC-Marktes. Die positive Stimmung griff auch auf DAX-Werte wie Deutsche Bank und Infineon über. Salz in die Suppe streute allerdings Yahoo. Dem einstigen Internet-Pionier brechen weiter Umsatz und Gewinn weg.

Mit Quartals-Nettogewinnen von sechs beziehungsweise zwei Milliarden Dollar hatten die beiden Branchengrößen JPMorgan und Goldman Sachs dagegen am Dienstag die Erwartungen der Analysten deutlich übertroffen. Dabei konnten die Geldhäuser Einbußen im Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren durch andere Bereiche überkompensieren, etwa im florierenden Geschäft mit Fusionen und Übernahmen. Darauf legte auch der Aktienkurs der Deutschen Bank deutlich zu, die am 29. Juli ihre Quartalszahlen veröffentlicht.

Das Geldhaus hat bereits vor zu hohen Erwartungen gewarnt. Die größte deutsche Bank setzt weiter auf den derzeit schwachen Anleihehandel und ist zudem in zahlreiche Rechtstreitigkeiten verwickelt. Wie durchwachsen die Lage ist, zeigt auch die Bank of America, die einen Gewinneinbruch um 42 Prozent auf zwei Milliarden Dollar hinnehmen musste. Hier belasten schwindende Einnahmen im Hypothekengeschäft das Ergebnis.

Vor allem wegen der heftigen Kältewelle war die US-Wirtschaft im ersten Quartal um 2,9 Prozent eingebrochen - der schlechteste Wert seit fünf Jahren. Das Wachstum hatte sich in den Folgemonaten aber wieder stabilisiert; für das Gesamtjahr wird ein Plus von 2,0 bis 2,5 Prozent erwartet. Vor allem die Lage auf dem Arbeitsmarkt hat sich aufgehellt: Mit 6,1 Prozent war die Arbeitslosenquote im Juni so niedrig wie 2008 vor Beginn der Finanzkrise.

"Die Erholung der Wirtschaft im zweiten Quartal sollte sich in einer robusten Gewinnsituation widerspiegeln, und die negativen Gewinnrevisionen sollten auslaufen", erläuterte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer gegenüber BÖRSE ONLINE. "Bereits im vergangenen Quartal haben die Analysten für 15 der 30 Unternehmen im Dow-Jones-Index ihre Gewinnerwartungen für das Geschäftsjahr 2014 nach oben angepasst. Zum Vergleich: Im EuroStoxx 50 haben immer noch 40 der 50 Unternehmen fallende Gewinnprognosen." Krämer erwartet vor allem im Technologiesektor weitere positive Überraschungen, da die Unternehmen hier von steigenden Investitionen ausgingen.

Einige Beobachter warnen allerdings auch davor, dass angesichts der anhaltenden Rally bei den Aktienkursen die Volatilität und damit die Gefahr von Kursrückschlägen wachse. So hatte der Dow-Jones-Index erst vor wenigen Tagen die Marke von 17000 Punkten überschritten; auch der S&P-500-Index markierte Allzeithochs.

Für M.M.Warburg-Chefvolkswirt Carsten Klude ist vor allem die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt die wichtigste Voraussetzung für eine nachhaltige Erholung der US-Wirtschaft. Neben Technologie-Konzernen könnten deshalb insbesondere Konsumwerte wie Procter & Gamble oder Colgate mit besonders starken Gewinnzuwächsen glänzen.

Nach Berechnungen von Postbank-Aktienstratege Heinz-Gerd Sonnenschein sollten die im breiter gefassten S&P-500-Index gelisteten Unternehmen im zweiten Quartal den Gewinn je Aktie auf aggregierter Basis um knapp zehn Prozent gesteigert haben, nach plus 4,6 Prozent im ersten. Für den aggregierten Umsatz erwartet Sonnenschein einen Zuwachs von fünf Prozent gegenüber Vorjahr nach zwei Jahren mit Erlössteigerungen von durchschnittlich lediglich 2,5 Prozent.

Mit Unternehmen wie Apple, Boeing, Coca-Cola und Microsoft legen in der kommenden Woche weitere Schwergewichte aus dem Dow-Jones-Index ihre Zwischenberichte vor.