Krise war gestern. An Spaniens Börsen herrscht Fiesta-Stimmung. Und das bereits seit einem Jahr. Der Aktienkurs von Fluidra beispielsweise hat sich binnen zwölf Monaten nahezu verdoppelt. Die familiengeführte Firma aus Barcelona entwickelt und verkauft Schwimmbäder, Poolreiniger, Filter, Polyestertanks und Technik für die Gartenberegnung. Das Unternehmen zählt zu Spaniens Hidden Champions, spielt also in seiner Marktnische ganz vorn mit. Dank der regional breit gefächerten Absatzmärkte ist es Nutznießer der anziehenden Weltkonjunktur.

Schon 2016 war ein Rekordjahr für Fluidra, im ersten Quartal 2017 hat sich der Aufwärtstrend fortgesetzt. Die für 2018 gesetzten Zielmarken bei Umsatz, operativem Ergebnis und Gewinn dürfte das Unternehmen bereits in diesem Jahr erreichen. Zwischen 2014 und 2016 erhöhte sich das Nettoergebnis fast um das Vierfache, die Eigenkapitalrendite schnellte um mehr als das Dreifache auf 9,8 Prozent.

Immer mehr Branchen im Aufschwung



Fluidra ist nur ein Beispiel für die starke Performance der spanischen Märkte in den vergangenen zwölf Monaten. Auslöser für den Zuspruch der Investoren ist der neue Aufschwung in der spanischen Wirtschaft, der immer mehr Branchen erfasst. So wuchs das Bruttoinlandsprodukt 2016 um 3,2 Prozent. Diese Wachstumskurve wird sich in diesem Jahr zwar etwas abschwächen (siehe Tabelle "Wachstum" rechts), was aber nichts daran ändert, dass Spanien unter den Volkswirtschaften der Eurozone weiterhin die größte Dynamik entfaltet.

Aus diesem Grund hat Andreas Hauser diesen Markt in seinem Aktienfonds Südeuropa UI zurzeit mit 35 Prozent am höchsten gewichtet. "Anders als Italien hat Spaniens Wirtschaft wieder das Vorkrisenniveau erreicht. In erster Linie haben zyklische und nichtzyklische Konsumbranchen, Industrie und Pharma vom konjunkturellen Aufschwung profitiert sowie, abhängig vom Ölpreis, auch Versorger und Energiekonzerne. Dagegen meiden wir Banken, Finanzdienstleiter und Versicherer - Branchen, die von ihren Bewertungskennziffern und Kreditrisiken weiter schwierig zu fassen sind", erklärt der Fondsmanager der Vermögensverwaltung Habbel, Pohlig & Partner.

Wie Hauser sieht auch Fabio Riccelli, der bei Fidelity den Iberia Fund managt, den spanischen Konsumsektor als günstig bewertet. Darüber hinaus setzt er vor allem auf erneuerbare Energien: "Der strukturelle Wandel, den die Branche durchläuft, ist gerade in der Windenergie noch längst nicht eingepreist."

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Bluechips und Nebenwerte streuen



An den spanischen Börsen finden sich eine Reihe von Unternehmen mit Alleinstellungsmerkmalen in ihren Geschäftsmodellen. Darüber hinaus glänzen sie mit steigenden Margen und einem Gewinnwachstum, das höher liegt als das Kurs-Gewinn-Verhältnis für das kommende Jahr. Weitere Qualitätsmerkmale sind eine niedrigere Verschuldung sowie ein hoher Cashflow, mit dem sich Investitionen besser ohne Fremdfinanzierung stemmen lassen.

Angesichts ihres Aufholeffekts sind spanische Bluechips größtenteils noch günstiger als ihre Pendants im Rest Europas bewertet. Allerdings kommen manche Qualitätsaktien teilweise schon auf sportliche Bewertungen. Zum Beispiel Inditex. Der Modekonzern mit Topmarken wie Zara oder Massimo Dutti hat sein Geschäftsmodell perfektioniert. Vom Design bis zur Auslieferung in die eigenen Läden vergeht in der Regel kein Monat. Dieses Tempo kann Inditex nur halten, weil ein Großteil der Kleidung und Accessoires nahe der wichtigsten Absatzmärkte produziert wird. Zudem hat der Konzern bereits vor zehn Jahren mit dem Aufbau des Onlinehandels begonnen. Zuletzt gingen vor allem in Südostasien neue Onlineshops an den Start. Die Umsatzrendite für 2016 lag bei 13,5 Prozent - und hängte damit Wettbewerber H & M (9,7 Prozent) deutlich ab.

Auch bei Amadeus IT Holding rechtfertigt die führende Marktposition eine höhere Bewertung. Die Softwarefirma hat sich auf Programme für die Abwicklung von Onlinebuchungen spezialisiert. Amadeus kassiert für jede Transaktion bei Urlaubs- und Geschäftsreisen eine Gebühr. Mit der jüngsten Übernahme der US-Firma Navataire will Amadeus das Tempo beschleunigen, um zur globalen Nummer 1 bei IT-Lösungen für den Luftfahrt- und Reisesektor aufzusteigen.



Langfristig ein Kauf bei den Nebenwerten bleiben unsere Empfehlungen Vidrala, ein Hersteller von Glasflaschen, und Viscofan, seines Zeichens Produzent von künstlichen Wurstpellen. Hinsichtlich der Bewertung glänzen andere Firmen zurzeit aber mit günstigeren Kaufkursen.

Dazu zählt Almirall, ein Spezialpharmakonzern, der Therapeutika gegen Hauterkrankungen verkauft. Für dieses Jahr erwartet das Management bei Umsatz und operativem Gewinn ein Plus im mittleren einstelligen Prozentbereich. Neuen Schwung sollen in Zukunft zwei Produkte gegen Schuppenflechte bringen, deren Zulassungsantrag läuft.

Und bei Fluidra erwarten die Analysten zwischen 2016 und 2018 einen Gewinnanstieg von 0,22 auf 0,37 Euro je Aktie - was dem Kurspotenzial weiteren Spielraum nach oben lässt.



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