RWE waren gut gewesen. Die Essener haben in den ersten neun Monaten des Jahres das bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) um 13 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro gesteigert. Offenbar leidet der Konzern bisher kaum unter der Corona-Pandemie. Das hat Finanzvorstand Markus Krebber dazu bewogen, die Prognose für das Gesamtjahr zu bestätigen: Er erwartet ein bereinigtes Ebitda für das Gesamtjahr zwischen 2,7 und drei Milliarden Euro.

Krebber, der im Sommer 2021 die Nachfolge von Rolf Martin Schmitz als RWE-Chef antreten wird, hat die Vorlage der jüngsten Geschäftszahlen dazu genutzt, seinen Konzern in Richtung Wasserstoff zu positionieren. "Es ist ein Hype entstanden. Und wir wollen dabei eine wichtige Rolle spielen", zitiert die "Börsen-Zeitung" den 47 Jahre alten Finanzvorstand. Dabei arbeitet der Konzern mit verschiedenen Partnern zusammen, etwa mit dem Energieriesen BP, dem Spezialchemie-Unternehmen Evonik oder dem Industrie-Konzern Thyssen-Krupp.

Der künftige RWE-Chef sieht dabei sein Unternehmen als besonders gut positioniert, weil es entlang der gesamten Wasserstoff-Wertschöpfungskette aufgestellt sei. So produziert es Ökostrom, der unabdingbar für die Erzeugung von grünem Wasserstoff ist. Auf grünem Wasserstoff liegt angesichts des Klimawandels der Fokus in vielen Ländern. Zudem verfügt RWE laut Krebber auch über die Möglichkeit, Wasserstoff in Gasspeichern zu lagern oder durch Gasleitungen zu transportieren.

"Wasserstoff hat ein enormes Potenzial für die Energiewende und damit für RWE. Als eins der wenigen Unternehmen engagiert sich der Konzern in Projekten entlang der gesamten Wertschöpfungskette für Wasserstoff. Neben der Errichtung von Anlagen, die Strom aus Erneuerbaren Energien für grünen Wasserstoff liefern, hat RWE auch das Know-how, um ihn in großen Elektrolyseuren zu produzieren, in eigenen Gasspeichern zu lagern und bedarfsgerecht an Industriekunden zu liefern. Perspektivisch werden auch die eigenen Gaskraftwerke potentielle Abnehmer" so RWE in einer Pressemitteilung. Und Krebber sagt laut "Börsen-Zeitung": "Es steht heute nicht fest, welcher Bereich der für uns erfolgversprechendste sein wird. Deshalb stellen wir durch die Beteiligung an unterschiedlichen Projekten sicher, in allen Technologien dabei zu sein und alle Optionen wahrnehmen zu können".

RWE ist nach eigenen Aussagen weltweit Nummer 2 bei der Offshore-Windkraft und europaweit Nummer 3 bei den regenerativen Energien insgesamt. Im Gegenzug zum Ausbau der erneuerbaren Energien setzt das Unternehmen weniger auf Stromerzeugung aus Kohle und Atomkraft. "Braunkohle und Kernenergie haben die Basis geschaffen, auf der wir die neue RWE errichten. Die Mitarbeiter, die gestern, heute und morgen in konventionellen Bereichen arbeiten, genießen unseren allergrößten Respekt. Aber jede Energie hat ihre Zeit" so RWE-Chef Schmitz vor gut einem Jahr.