Die Rekordfahrt der Börsen hat sich auch nach den Osterfeiertagen fortgesetzt. So markierten diese Woche der deutsche Leitindex DAX wie auch der US-Index S & P 500 und der europäische Index Stoxx 600 neue Bestmarken.

Schon vor Ostern hatte der DAX eine regelrechte Rekordserie hingelegt. Treiber für den Markt waren erneut vor allem starke Wirtschaftsdaten aus den USA sowie das Riesen-Konjunkturprogramm von Präsident Joe Biden. Zudem könnten die USA das Thema Corona wohl bald abhaken, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer gegenüber €uro am Sonntag. Anders als in Europa ist dort bereits ein Drittel der Bevölkerung geimpft, und bis 19. April soll jeder Erwachsene ein Impfangebot erhalten. "Die Aussicht auf eine Überwindung der Pandemie könnte auch den DAX in den kommenden Wochen weiter nach oben treiben", glaubt Krämer. Der schleppende Verlauf der Impfungen in Europa würde dabei ignoriert.

An der Wall Street rückt zudem ab nächster Woche die Bilanzsaison für das erste Quartal in den Vordergrund. Die größte US-Bank J.P. Morgan Chase eröffnet am kommenden Mittwoch den Reigen der Zwischenberichte der großen US-Geldhäuser.

Gewinne treiben Kurse

Die Unternehmensgewinne sind ein wichtiger Treiber für die Aktienkurse, und angesichts der Fortschritte im Kampf gegen Corona rechnen viele US-Großkonzerne mit steigenden Gewinnen. Die Analysten, so heißt es, kämen derzeit kaum noch damit nach, ihre Prognosen für die im S & P-500-Index gelisteten Unternehmen anzuheben. Für das Gesamtjahr 2021 wird derzeit an der Wall Street im Schnitt mit einem Gewinnzuwachs von rund 25 Prozent gerechnet.

Der Datenanbieter Factset berichtet, dass die Gewinnprognosen im ersten Quartal so stark angehoben wurden wie noch nie seit Beginn der Erfassung vor zwanzig Jahren. Analysten wie Unternehmen zeigten sich deutlich optimistischer als sonst, heißt es bei Factset. Allein die Tatsache, dass die Prognosen angehoben und nicht wie sonst eher tiefgestapelt wurden, sei bemerkenswert und ein Signal für wachsende Zuversicht. Dies betreffe vor allem zyklische Unternehmen aus den Bereichen Energie, Finanzen und Industrie.

Kritiker warnen allerdings, dass viel Positives in den Kursen bereits enthalten und die Bewertungen schon relativ hoch seien. Beim US-Leitindex S & P 500 beispielsweise liegt derzeit das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) bei 23 auf Basis der Erwartungen für die kommenden zwölf Monate. Im langjährigen Durchschnitt liegt das KGV bei 16. Das heißt, die Aktienkurse der im S & P 500 notierten Unternehmen sind derzeit im Schnitt 23-mal so hoch wie die für die nächsten zwölf Monate erwarteten Unternehmensgewinne.

Wann die Kurse wieder fallen

"Das größte Risiko ist derzeit, dass die Aktienmärkte teuer sind", warnt Jörg Krämer. "Das ist auch deshalb bedenklich, weil die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen US-Staatsanleihe deutlich gestiegen ist - auf mittlerweile 1,7 Prozent." Diese Risiken könnten die Kurse besonders von der Jahresmitte an fallen lassen, wenn sich die Anleger an eine Überwindung der Pandemie gewöhnt hätten. Ähnlich sieht es Berenberg-Chefstratege Bernd Meyer. "Bis Juni könnte der DAX auf 15 800 Punkte steigen", so Meyer. "Hat der Markt die Corona-Öffnungen auch in Europa eingepreist, könnten die Sommermonate zäher für Aktien werden".