Hand in Hand: Roboter und Mensch. Mit Sensoren ausgestattet, reagieren sogenannte Cobots auf Bewegungen und Positionen von Menschen. Sie sind zunehmend smarter, günstiger und einfacher zu bedienen. Anders als klassische Industrieroboter arbeiten die kollaborativen Helfer nicht mehr hinter Gittern. Es eröffnet sich eine völlig neue Form der Zusammenarbeit. Zweibeinern nehmen sie schweißtreibende und teils gefährliche Arbeiten ab. Sie stemmen schwere Teile, übernehmen aber auch feinmotorische Tätigkeiten. Mit dem Menschen soll die Maschine in einer Art Symbiose leben.

Hierzulande sinken die Geburtenraten, die Bevölkerung wird immer älter, und letztlich fehlen vor allem dem Mittelstand viele Fachkräfte. Nach neuesten Branchenangaben sind im Pflegedienst 100 000 Stellen in Deutschland nicht besetzt. Teile der Aufgaben könnten künftig Roboter übernehmen.

Siegeszug kaum aufzuhalten



Allerdings ist die Gefahr, dass Arbeitsplätze durch die Roboter substituiert werden, durchaus real. Eine aktuelle Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ergab, dass jeder vierte Arbeitsplatz in Deutschland durch Roboter ersetzt werden könnte. Acht Millionen sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse wären dann in Gefahr. Bei der jüngsten Erhebung im Jahr 2013 waren es noch 15 Prozent. Klar ist: Der Siegeszug der Roboter ist kaum aufzuhalten.

Experten gehen von einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von rund 50 Prozent für Cobots in den kommenden Jahren aus. Sie schätzen, dass bereits in einigen Jahren der Markt so groß sein wird wie der für klassische Industrieroboter. Sukzessive sind die Kosten für die smarten Helfer in den vergangenen Jahren gesunken, gleichzeitig stiegen die für die Automation so wichtigen Rechnerkapazitäten. Ab 2020 könnte dann der neue Mobilfunkstandard 5G für weitere Impulse sorgen. Die Roboter sind massentauglich geworden, auch bei Mittelständlern.

Ein Vorreiter ist die dänische Firma Universal Robots (UR). Gegründet 2005, brachte sie vier Jahre später das erste Produkt auf den Markt: einen sechsachsigen Roboterarm, der den Markt für Industrieroboter aufmischte. Bereits sechs Jahre danach übernahm Teradyne die Dänen. Stolze 285 Millionen Dollar blätterte der US-amerikanische Hersteller von Testsystemen für Mikroprozessoren auf den Tisch. Eine weitere Nachzahlung soll es bei Erfüllung von Leistungszielen geben. Dass diese fällig wird, gilt als wahrscheinlich.

UR war in den vergangenen Jahren extrem erfolgreich: 2017 legte der Umsatz der Skandinavier um über 70 Prozent auf 151 Millionen Euro zu, operativ kletterte das Ergebnis von neun auf 19 Prozent. Im Nachhinein stellt sich der vermeintlich teure Kauf als Schnäppchen heraus. Auch 2018 dürfte der Umsatz um mehr als 50 Prozent zulegen. Selbst wenn der Anteil der Dänen am Gesamtunternehmen lediglich knapp zehn Prozent ausmacht, sollten Anleger zugreifen. Teradyne profitiert vom Megatrend Automation und der Robotersparte. Der Kurs notiert auf einem Mehrjahreshoch. Die Chancen auf weitere Kursgewinne stehen gut.



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Gesunder Rücksetzer



Die Unternehmen in der Branche sind jedoch tendenziell hoch bewertet: Die Kurse kletterten in den zurückliegenden Jahren steil nach oben. Abzulesen ist das etwa am Robotics Fonds von Pictet. Seit Auflage im Oktober 2015 legte er um mehr als 50 Prozent zu. Dass es auch schnell mal bergab gehen kann, wurde Anlegern Ende Januar bewusst: In wenigen Tagen verlor der Fonds knapp zwölf Prozent. In einem wachstumsstarken Markt mit teuren Unternehmen kann es immer auch Rückschläge geben. "Eine Korrektur ist wünschenswert und notwendig", sagt Walter Liebe, Senior Investment Advisor bei Pictet Asset Management. "Ein mittelfristiger Rücksetzer von 20 Prozent in diesem Sektor wäre durchaus gesund."

Sicher ist er sich allerdings, dass das Thema wichtig bleibt. Der Markt, in dem Cobots einsetzbar sind, wird sich künftig vervielfachen. "Macht es klick, wird die Robotertechnologie zum Massenphänomen, ähnlich wie beim Smartphone", sagt Liebe. Anwendungen in der Medizin, im Haushalt oder für das autonome Fahren entstehen eben erst. Das investierbare Universum wird immer größer. Das liegt zum einen an Start-ups, andererseits an alteingesessenen Unternehmen, die sich bereits jahrelang mit Robotertechnik auseinandersetzen und sie sukzessive weiterentwickeln.

Japanische Branchenriesen



Längst haben die japanischen Roboterriesen Fanuc und Yaskawa den Trend zu Cobots erkannt. So führen bei Stihl die Fanuc-Helfer etwa die Schüttelprüfung für Trennschleifer durch. Anschließend setzt der Roboter die Geräte in einen Versandkarton. Fanuc ist der Hersteller mit den höchsten Margen in der Branche und sollte auch in volatilen Zeiten robust bleiben. Mittlerweile produziert der weltgrößte Hersteller insgesamt mehr als 500 000 Roboter. Der Branchenriese bringt es inzwischen auf eine Marktkapitalisierung von 43 Milliarden Euro. In der Produktion setzen die Japaner selbst 2000 eigene Roboter ein. Vor allem das Geschäft in China läuft glänzend.

Noch führen Länder wie Korea, Japan und Deutschland die Liste mit der höchsten Roboterdichte an. Doch die Chinesen holen stark auf. Bereits 2020 dürften 40 Prozent aller Industrieroboter dort verkauft werden. Dafür kaufen sie sich die unermüdlichen Helfer ein, oder sie schlucken gleich ganze Unternehmen. Wie den deutschen Roboterhersteller Kuka: Mehr als 4,5 Milliarden Euro blätterte der Haushaltsgerätehersteller Midea für die Augsburger auf den Tisch. Für Kuka ist es die Chance, sich im riesigen chinesischen Markt auszubreiten, Midea dient dabei als Türöffner. In Shanghai will Kuka seine Roboterproduktion verdoppeln. Mittlerweile hält Midea 95 Prozent der Anteile. Anleger können lediglich auf noch auf höhere Kurse bei einem etwaigen Squeeze-out wetten.

Vom chinesischen Run auf Roboter sollte der etwas kleinere Fanuc-Konkurrent Yaskawa Electric Corporation profitieren: Rund ein Viertel des Umsatzes erzielen die Japaner mittlerweile im Reich der Mitte. Auch das Geschäft mit dem Verkauf einzelner Komponenten für Roboterarten, die das Unternehmen nicht selbst herstellt, soll ausgebaut werden. Vor allem weil die chinesische Zentralregierung lokale Hersteller fördern will. Sie sollen mehr eigene Roboter bauen, um nicht mehr so stark von Ausländern abhängig zu sein.

Die Ziele von Yaskawa sind jedenfalls ambitioniert: Mit dem Verkauf von Robotern und Komponenten wollen sie den Marktanteil von zehn auf 30 Prozent steigern. Neben Fanuc, Kuka und ABB gehört das Unternehmen zu den großen Vier in der Roboterindustrie. Die Aktie kletterte steil nach oben, verlor zuletzt allerdings etwas an Boden. Gute Einstiegsmöglichkeit für Anleger.

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Operierende Roboter



Ähnlich rasant ist der Aufstieg von Intuitive Surgical. Das Unternehmen ist führend mit Robotern, die für die minimal-invasive Chirurgie eingesetzt werden. Das Unternehmen hat weltweit bereits über 2500 Roboter an Krankenhäuser verkauft. Mehr als 1,5 Millionen Operationen haben sie bereits durchgeführt - allerdings nicht ganz allein. Ein Chirurg kontrolliert die Bewegungen an einer Konsole. Der Umsatz kletterte 2017 um 16 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro. Zahlreiche Patente könnten dafür sorgen, dass große Unternehmen wie Johnson & Johnson auf Abstand gehalten werden. Die Aktie kletterte zuletzt auf ein neues Allzeithoch bei 360 Euro.

Nicht direkt in Deutschland investierbar, aber im Pictet Fonds und im Robotics-ETF von iShares enthalten, ist die Aktie von Daifuku. Zuletzt stufte Goldman Sachs den Titel auf "Kaufen" hoch. Das Unternehmen ist Japans größter Hersteller von Logistiksystemen. Es bietet etwa selbstfahrende Paletten, Lager- und Sortiersysteme an. In Flughäfen wie Chicago, Peking und London sind die automatisierten Fördersysteme im Einsatz und sorgen zum Beispiel dafür, dass Reisende schneller an ihr Gepäck kommen. Auch im E-Commerce steigt die Nachfrage nach Automationslösungen für die Auslieferung - ob mit oder ohne Mensch.



Einige interessante Unternehmen aus der Robotik- und Automatisierungsbranche sind nicht in Deutschland handelbar. Wer sich breiter aufstellen möchte und am Wachstum teilhaben will, legt sich den Robotics Fonds von Pictet oder den ETF Automation & Robotics von iShares ins Depot. Dieser enthält mindestens 80 Titel und wird einmal im Jahr neu justiert. Das Fondsvolumen ist inzwischen auf über zwei Milliarden Euro angewachsen. Seit der Auflage im September 2016 legte der Kurs um mehr als 50 Prozent zu. Beide Produkte eignen sich nur für spekulative Anleger, die auch einmal eine Durststrecke überbrücken können.

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