Stagnierende Umsätze und ein Gewinneinbruch im vergangenen Jahr sorgen beim Online-Modehändler Zalando nicht für Jubelstürme. An der Börse dreht die Zalando-Aktie am Dienstag jedoch kräftig auf. Warum sich der DAX-Wert trotz der mauen Zahlen an die DAX-Spitze setzt und was beim Zalando-Kurs nun noch drin ist. 

Im vergangenen Jahr hat Zalando die Kaufzurückhaltung der Verbraucher voll zu spüren bekommen, auch wenn die Zahl der aktiven Kunden stieg. So stagnierte der Umsatz bei gut 10,3 Milliarden Euro, wie Zalando weiter mitteilte. Das bereinigte Ebit lag mit 184,6 Millionen Euro deutlich unter dem Vorjahreswert von 468,4 Millionen Euro, als Zalando noch stark von der Einkauflust der Konsumenten während der Corona-Pandemie profitiert hatte.

Dabei saß Zalando wie der Rest der Branche auf hohen Lagerbeständen, die das Unternehmen mit Rabatten losschlagen musste. Unter dem Strich verdiente Zalando 16,8 Millionen nach 234,5 Millionen Euro im Vorjahr. Mit den Zahlen erreichte das Unternehmen wie angekündigt das untere Ende seiner Prognose.

Mehr Ertragskraft

Künftig will Zalando nun seine Profitabilität deutlich verbessern."Das Unternehmen geht davon aus, dass es sich bis 2025 dem oberen Ende seines Margenziels von drei bis sechs Prozent nähern und langfristig zweistellige Margen erreichen wird", sagte Robert Gentz, Co-Chef des Online-Modehändlers am Dienstag.

Um dies zu erreichen, will Zalando unter anderem weiteren Firmen Logistik-Dienstleistungen anbieten. Bislang konnten nur Anbieter, die ihre Waren auch über die Zalando-Plattform verkauften, diesen Service nutzen - etwa Hersteller wie Nike, Adidas, Puma und Hugo Boss. Zum geplanten Konzernumbau gehört außerdem die im Februar angekündigte Streichung von mehreren Hundert der insgesamt rund 17.000 Stellen.

Neue Gebühren

Bei der Suche nach weiteren Erlösquellen will Zalando neue Gebühren einführen. Konkret geht es um eine Grundgebühr für das Zalando-Partnerprogramm sowie ein "neues Provisionsmodell" für "Connected Retail“, schreibt die WirtschaftsWoche. Wie hoch diese neue Grundgebühr nun ausfallen wird, hat Zalando noch nicht verraten.

Der Brutto-Warenwert (GMV) aller über die Zalando-Plattform verkauften Güter soll im laufenden Jahr um ein bis sieben Prozent gesteigert werden, während die Konzernerlöse voraussichtlich um maximal vier Prozent zulegen dürften, teilte Zalando mit.

An der Börse kamen die Zahlen für 2022 anfangs gar nicht gut an. Die Zalando-Aktie rutschte vorbörslich um gut drei Prozent ab. Die Zahlen lägen etwas unter den Erwartungen, sagte ein Börsianer am Morgen. Doch im Laufe des Vormittags dreht die Aktie auf und schiebt sich mit einem Tagesplus von mehr als fünf Prozent an die DAX-Spitze.

Zalando (WKN: ZAL111)

Einschätzungen zur Zalando-Aktie

Die Schweizer Großbank UBS hat die Einstufung für Zalando nach den Geschäftszahlen auf "Buy" mit einem Kursziel von 48 Euro belassen. Der Ausblick des Online-Modehändlers auf das Wachstum des Bruttowarenwerts liege selbst im günstigsten Fall etwas unter der Markterwartung, schrieb Analyst Sreedhar Mahamkali in einer ersten Einschätzung am Dienstag. Dagegen liege die Prognose für die Kapitalausgaben unter der Konsensschätzung.

Die Baader Bank hat sogar ein Kursziel von 50 Euro ausgegeben. Analyst Volker Bosse hob die Zunahme des Anteils des Partnerprogramms am Bruttowarenvolumen als positives Zeichen hervor. Denn dieses Segment dürfte in der Zukunft der größte Treiber für die Profitabilität sein.

Auch BÖRSE ONLINE ist optimistisch für die Zalando-Aktie. Sollte die 50-Tage-Linie (derzeit bei 40 Euro) nachhaltig überwunden werden, winken neue 12-Monats-Höhen jenseits von 46 Euro. Bei gut 50 Euro trifft der DAX-Wert dann auf charttechnischen Widerstand in Form eines Zwischenhochs aus April 2022. 

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(Mit Material von dpa-AFX und Reuters)