Selbst Anleger, die den Begriff Metaverse nicht kennen, dürften mitbekommen haben, dass Facebook-Chef Mark Zuckerberg den Namen seines Unternehmens gerade in Meta geändert hat. Mit dem neuen Firmennamen will der Social-Media-Gigant seine künftige Fokussierung auf das Metaversum unterstreichen.

"Wir glauben, dass das ,Metaverse‘ der Nachfolger des mobilen Internets sein wird", sagte Zuckerberg bei der Vorstellung des neuen Namens. Facebook baut seine virtuellen Metaverse-Welten unter dem Namen Horizon aus. Ist Metaverse also das nächste große Ding? Dafür spricht, dass führende Technologiekonzerne dieses Thema als große Geschäftschance anpreisen, etliche Marktforscher in umfassenden Berichten hohe Wachstumsaussichten prognostizieren und Investmentbanken in ausführlichen Studien lukrative Anlagechancen wittern. Aber was genau steckt hinter dem kryptischen Begriff?

Zusammengesetzt ist das Wort aus zwei Teilen, der griechischen Vorsilbe "meta", die "nach" oder "jenseits" bedeutet, und "verse", was für "Universum" steht. Die Analysten von Julius Bär schreiben, der Begriff stamme aus dem 1991 veröffentlichten Science-Fiction-Roman "Snow Crash" von Neal Stephenson, in dem Menschen als Avatare in einem 3-D-Raum interagieren. Wie die Schweizer Privatbank weiter erklärt, ist das Metaverse eine Onlinewelt, die parallel zur realen Welt existiert und in der Menschen in einer virtuellen Realität leben, Kontakte knüpfen, arbeiten und kommunizieren können. Noch steht das Metaverse allerdings am Anfang und niemand weiß derzeit, wie es letztlich aussehen wird und was es leisten kann. Auch weil es dazu noch neue Technologien braucht.

Aber für Gregory Hung steht fest, dass es sich bereits heute formt: "Es bildet sich organisch aus jenen Medien, die uns bereits sehr vertraut sind. Und es entsteht rund um Gemeinschaften, die eine Medienaffinität teilen und die Technologie nutzen. Das umfasst Bereiche wie Gaming, Film, Musik und Mode", erklärt der Partner bei der Investmentboutique The Singularity Group.

Hohe Wachstumsraten

Aus der Sicht von Guido Zimmermann benötigt das Entstehen des Metaversums zwar noch viele Jahre. Aufzuhalten sei es aber nicht mehr, glaubt der Volkswirt der Landesbank Baden-Württemberg. Entscheidend dafür sei, dass Konsumenten ihre Daten von einem Anbieter und Medium zum anderen friktionslos transferieren können. Dass dies funktionieren kann, darauf setzen diverse Marktforscher. Das belegen die von ihnen in Studien prognostizierten strammen Wachstumsraten. Auch PwC ist optimistisch. Laut den Schätzungen der Beratungsgesellschaft haben mit Virtual und Augmented Reality allein zwei zum Metaversum zählende Teilbereiche bereits das Potenzial, die Weltwirtschaft bis 2030 um 1,5 Billionen US-Dollar anzukurbeln.

Vom Aufbau der digitalen Zukunft versprechen sich viele Unternehmen lukrative Geschäfte. Potenzielle Profiteure sind insbesondere Firmen aus den Bereichen Videospiele, Virtual Reality, künstliche Intelligenz, Cloud-Computing, digitaler Handel und bargeldloser Zahlungsverkehr. Natürlich lässt sich heute noch nicht genau sagen, welche Unternehmen zu den großen Playern des Metaversums zählen werden. Aber es gibt durchaus Konzerne, bei denen die Chancen gut stehen, dass sie mitmischen werden.

Bei unseren fünf Empfehlungen handelt es sich um etablierte Tech-Unternehmen, denen wir vor allem auch zutrauen, dass sie die für das Metaversum nötigen Investitionen stemmen können. Alphabet ist in dieser Hinsicht über jeden Zweifel erhaben. Die Google-Mutter sitzt auf liquiden Mitteln von 137 Milliarden Dollar und verfügt über eine Eigenkapitalquote von 70 Prozent. Das weltgrößte Unternehmen für Internetwerbung betreibt nicht nur ein wachsendes Cloud-Geschäft, sondern besitzt mit Android OS auch das global beliebteste Smartphone-Betriebssystem.

Ein weiterer Pluspunkt ist die herausragende Marktstellung der Datenkrake. Töchter wie der Fitness-Tracker-Anbieter Fitbit, die Smart-Home-Einheit Nest oder der Spezialist für selbstfahrende Autos Waymo bedeuten geballtes Know-how, um im Metaversum vorne mitzumischen.

Der Name ist Programm

Meta, wie der Facebook-Konzern ab sofort heißt, will das Metaversum wesentlich mitgestalten. Unter dem Meta-Dach gehören neben Facebook und Instagram auch die Chat-Apps Whatsapp und Messenger zum Unternehmen. Da künftige Nutzer Spezialbrillen brauchen, um in die virtuelle Welt zu gelangen, hat Facebook-Gründer Zuckerberg mit Oculus bereits vor Jahren einen wichtigen Baustein zugekauft. Vergangene Woche hatte das Unternehmen Zahlen für das dritte Quartal gemeldet, die, trotz einer deutlichen Umsatzsteigerung, die Erwartungen der Analysten nicht erfüllten. Hinzu kommen Vorwürfe, der Konzern wisse über schädliche Inhalte auf seinen Plattformen Bescheid, unternehme aber nichts dagegen. Die Aktie korrigierte zuletzt, aber die Imageaufbesserung mit dem neuen Namen sorgte für eine kleine Erholung.

Immer neue Bestmarken setzt indes die Aktie von Nvidia. Die Erklärung ist einfach: Die Produkte des Entwicklers von Grafikprozessoren und Chipsätzen für Computer, Server und Spielekonsolen sind leistungsstark. Metaverse-Systeme benötigen viele und vor allem sehr leistungsstarke Verarbeitungschips. Zudem punkten die Kalifornier mit der Open-Source-Plattform Omniverse, die das Metaversum für konkrete Anwendungen in verschiedenen Bereichen nutzbar macht.

Gut positioniert ist auch Sony. Die Aufstellung des japanischen Konzerns umfasst mit der Playstation, einer Sensorsparte, dem Musik- und Filmgeschäft sowie der Unterhaltungselektronik vieles, was zum Metaversum passt. Zudem hat Sony mit Playstation VR ein exklusiv für die Playstation 4 entwickeltes Virtual-Reality-Headset angekündigt. Die Ambitionen in diesem Bereich hat Sony zudem mit seinem stattlichen Investment in den Videospieleanbieter Epic Games unterstrichen. Zusammen wollen die beiden soziale Echtzeit-3-D-Erlebnisse etablieren, die zu einer Konvergenz von Spiel, Film und Musik führen. An der Börse kann der Titel im Übrigen mit den höchsten Notierungen seit dem Jahr 2000 glänzen.

Kurz ist die Kurshistorie von Warner Music Group. Der Musikkonzern ist erst seit Juni 2020 zurück an der Börse. Gegenüber dem Ausgabepreis von 25 Dollar konnte der Kurs stark zulegen. Das Wachstum im Bereich Musikstreaming ist immens und sorgt für steigende Einnahmen. Warner investierte in die Online-Spieleplattform Roblox und die virtuelle Konzertplattform Wave Wave. Zudem gibt es eine Kooperation mit Genies, einem Spezialisten für Avatar-Technologie, der virtuelle Ebenbilder und digitale Wearables für Künstler entwickelt.

 


Auf einen Blick

Internet 4.0

Fluch oder Segen: Werden wir uns in ferner Zukunft nur noch im Cyberspace als Avatare bewegen? Sollte das der Fall sein, vergehen bis dahin auf alle Fälle noch etliche Jahre.