Kommende Woche legen mit Citigroup, JP Morgan, Goldman Sachs und Wells Fargo die ersten großen US-Institute ihre Zwischenberichte für das dritte Geschäftsquartal vor. In Deutschland leitet SAP zwei Wochen später die Berichtssaison im DAX ein, wobei einzelne Unternehmen schon in den Tagen zuvor Vorabzahlen melden. Einen Vorgeschmack lieferte die Deutsche Post. Der DAX-Konzern ist ein Gewinner der Corona-Krise und hat nach einem Ergebnissprung im dritten Quartal seine Gewinnziele angehoben.

Die Commerzbank rechnet mit stark unterschiedlicher Gewinnentwicklung bei den einzelnen DAX-Konzernen. "Während die Ergebnisse bei den Corona- Verlierern aus der Touristik oder der Luftfahrt auch im dritten Quartal sehr schlecht ausfallen, sieht es bei den Corona- Gewinnern aus den Bereichen E-Commerce oder Logistik sehr gut aus", erläutert Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.

"Ansonsten fällt auf, dass der Autoabsatz im dritten Quartal überraschend stark war, vor allem wegen anziehender Nachfrage aus China." Im zweiten Quartal, dem ersten Quartal, in dem die Auswirkungen der Corona-Krise voll zu spüren waren, brachen die Gewinne der DAX-Konzerne um rund 35 Prozent ein. "Wir rechnen für das dritte Quartal mit einem Minus von 20 Prozent. Das Schlimmste dürfte hinter uns liegen", meint Krämer. "Das erkennt man auch daran, dass Analysten ihre Schätzungen für die Gewinne des gesamten Jahres 2020 in den zurückliegenden Monaten nicht weiter zurückgenommen haben."

Zu viel Skepsis?


Bei vielen DAX- und MDAX-Unternehmen gebe es Spielräume für positive Überraschungen, auch weil die Erwartungen teilweise noch zu pessisimistisch seien. Als Beispiel nennt die Commerzbank in einer Studie den Chemiekonzern BASF. Nach den die Erwartungen übertreffenden Zahlen zum zweiten Quartal hätten die Analystenschätzungen für den Vorsteuergewinn für das Gesamtjahr um vier Prozent erhöht werden müssen. Stattdessen seien sie im Konsens um zwei Prozent gefallen.

Ähnlich sei die Lage bei Conti oder Siemens. Diese geringen Erwartungen erhöhten die Chancen, dass die Ergebnisse einiger Unternehmen im dritten Quartal überraschend gut ausfielen, auch weil sich die Wirtschaft weiter auf Erholungskurs befinde. Bei der Deutschen Post sorgten die positiven Zahlen unterdessen für einen Kurssprung. Der Logistikkonzern profitiert vom florierenden Onlinehandel.

Post-Chef Frank Appel setzt beim höheren Gewinnziel für 2020 auch auf ein florierendes Weihnachtsgeschäft. Für das Gesamtjahr erwartet er einen operativen Gewinn (Ebit) zwischen 4,1 und 4,4 Milliarden Euro. Zuvor lag die Prognose bei 3,5 bis 3,8 Milliarden Euro (2019: 4,1 Milliarden Euro).