Um beim Handel mit CFDs erfolgreich zu sein, ist charttechnisches Wissen unerlässlich. Die wichtigsten Grundlagen und wie sie sich gewinnbringend nutzen lassen. Von Karen Szola, Euro am Sonntag

Nirgends sei Geld so leicht zu verdienen wie an der Börse, heißt es. Ganz so einfach ist es natürlich nicht. Denn bevor das Geld fließen kann, wartet auf den ungeduldigen Anleger eine Menge Arbeit: Nicht nur die fundamentalen Zahlen eines Unternehmens wollen bei der Kaufentscheidung einer Aktie recherchiert und bedacht sein, ebenso von Bedeutung ist der Chartverlauf.

So hat sich ein ganzer Wissenschaftszweig der Technischen Analyse, auch Charttechnik genannt, verschrieben. Sie hat sich mittlerweile einen festen Platz unter den Analysemethoden gesichert. Bei der Technischen Analyse steht die grafische Darstellung des Kursverlaufs im Mittelpunkt. Auf dieser Basis lassen sich Trends bestimmen und werden Kursmuster sichtbar, die auf die zu erwartende Bewegung hinweisen. Wenn man sie richtig zu lesen vermag.

Wichtige Infos im Chart vereint


Besonders beim Handel von riskanten Differenzgeschäften, den CFDs (Contracts for Difference), kommen Trader nicht ohne charttechnisches Rüstzeug aus. Neben dem Aufspüren von Trends geht es auch darum, die optimalen Ein- oder Ausstiegszeitpunkte beim Handel mit CFDs für Aktien, Indizes, Währungen oder Rohstoffpreise zu finden, um erfolgreich zu sein. Gerade in Marktphasen, in denen fundamentale Bewertungsmodelle an ihre Grenzen stoßen, kann die Technische Analyse wichtige Hinweise geben.

Charttechniker gehen davon aus, dass sich alle relevanten Marktinformationen im Kursverlauf selbst ablesen lassen beziehungsweise vorweggenommen sind. Damit sind nicht nur Bilanzzahlen eines Unternehmens oder die Auslastung der Produktion gemeint, auch die Fähigkeit des Managements sowie die Wettbewerbssituation sind bereits im Chartbild enthalten. Grund: Die Börse bildet den Kurs auf Grundlage der Anlegererwartungen ab. Ein Chart ist daher nichts anderes als ein Spiegel, der das Kräfteverhältnis von Angebot und Nachfrage wiedergibt.

Obwohl die Charttechnik mit ihren vielfältigen Analysemethoden hochkomplex ist, sollten Anleger mit ihren Grundlagen vertraut sein. Dazu zählen das Erkennen von Unterstützungen und Widerständen, die Fähigkeit, Trends gemäß der Theorie von Charles Dow aufzuspüren, sowie das Ermitteln der daraus ableitbaren Trendbestätigungs- und Trendwendeformationen. In Anlehnung an die Physik stellte Charles Dow bereits im Jahr 1900 fest, dass Kurse so lange treu einer Richtung folgen, oft Jahre oder gar Jahrzehnte, bis es ein­deutige Hinweise auf einen anstehenden Bruch des bis dato vorherrschenden Trends gibt.

Wenn der Trend schwächelt


Trends sind zwar hartnäckig, doch irgendwann fangen sie an zu schwächeln. Auch hier hält die Charttechnik klar definierte Regeln bereit, wie Trendbrüche oder Trendbestätigungen zu ermitteln sind. Zu den Trendbestätigungsforma­tionen, verursacht durch eine Verschnaufpause, die sowohl im Auf- als auch im Abwärtstrend vorzufinden ist, gehören geometrische Gebilde wie Dreiecke, Flaggen, Wimpel oder Keile. Vorsicht ist dagegen angebracht, wenn ein vormals intakter Aufwärtstrend nach unten bricht. Wird dann noch ein als Unterstützung geltender weiterer Kursbereich, bei dem normalerweise vorher Kaufdruck aufkam, der die Kurse wieder nach oben drückte, nachhaltig unterhandelt, löst dies eine neuerliche Abwärtsbewegung aus. Oftmals ist das dann der Startschuss für einen neuen Trend - aber in entgegengesetzter Richtung.

Der Vorteil des Kerzencharts


Zum Einmaleins der charttechnischen Grundlagen gehört auch das Wissen über die unterschiedlichen Darstellungsformen von Chartverläufen wie ­Linien-, Balken-, Bar-, Point & Figure-, Wolken- oder Kerzencharts. Letztere sind die am häufigsten verwendeten, da sie gegenüber vielen anderen einen Informationsmehrwert bieten.

Neben den fünf Grundinformationen, die in jeder Kerze enthalten sind (siehe Glossar), lassen sich viele weitere Aussagen durch die Lage einer einzelnen Kerze - vor allem in Beziehung zu anderen - treffen. Ein klassisches Beispiel ist eine Kerzenformation mit dem Namen "Hammer", die diesem Werkzeug durch einen oberen Kerzenkörper mit längerer Lunte ähnelt.

Tritt der Hammer im Kursverlauf auf, markiert er oft das Ende eines bestehenden Abwärtstrends, deutet also eine positive Wende an. Diese bestätigt sich dann, sofern sich nachfolgend eine weitere positive, also höher liegende Kerze anschließt. Um sich eingehend mit dieser Analyse­methode zu beschäftigen, greifen In­teressierte zum Klassiker "Technische Analyse mit Candlesticks" von Steve Nison. Der Experte verhalf dieser aus dem 17. Jahrhundert stammenden japanischen Technik zu neuer Blüte. Ebenfalls empfehlenswert zum Thema ist das Werk "Das große Lehrbuch der Chart­analyse" von Stefan Salomon, der im deutschsprachigen Raum als Kerzenchartkenner gilt.

Absichern und Risiken begrenzen


Um beim CFD-Trading nicht Gefahr zu laufen, Verluste einzufahren oder gar das komplette Kapital zu verlieren, bietet die Technische Analyse geeignete Hilfestellung - insbesondere auch bei Ausstiegsszenarien. Denn oftmals entscheiden charttechnische Timing-Aspekte darüber, ob sich der nächste Verkauf in einen Gewinn- oder einen Verlust-Trade wandelt. Aus diesem Grund sind Stopps unerlässlich, die sich auf verschiedene Weise umsetzen lassen.

Um einen Volatilitäts-Stopp zu setzen, wird die Schwankungsbreite des Basiswerts einbezogen und leicht unter dem tiefsten Kurs des gewählten Zeithorizonts platziert. Ein geeigneter Indikator ist der Average True Range (ATR). Beim strukturellen Stopp wird beispielsweise eine Unterstützung identifiziert, da der Kurs in dieser Region regelmäßig wieder ansteigt. Sinnvoll ist es, den Stopp unterhalb dieser Marke zu setzen. Wird der Stopp ausgelöst, ist die Struktur gebrochen. Mit einem zu nahen Stopp besteht die Gefahr, unglücklich ausgestoppt zu werden. Um also an der Börse wirklich Geld zu verdienen, ist ein strenges Stopp- und Risikomanagement für jeden CFD-Trader obligat.

Glossar:

Chartverläufe darstellen: Beliebt und daher am häufigsten verwendet werden die Kerzencharts, die Candlesticks. Sie informieren neben dem Eröffnungs- und Schlusskurs auch über das Hoch und Tief einer Periode (Stunde, Tag, Woche, Monat). Am gebräuchlichsten ist die Darstellung von Tageskerzen.

Kerzen mit Mehrwert: Bereits eine einzige Kerze bietet noch eine weitere wesentliche Information: die Tendenz. Helle Kerzenkörper signalisieren eine steigende Tendenz - der Basiswert ist mit Gewinnen aus dem Handel gegangen. Im Umkehrschluss bedeutet ein dunkler, meist roter oder schwarzer Candlestick einen Verlust. Daneben liefert aber auch die Kombination zweier oder mehrerer Kerzen taugliche Handelssignale.

Wenn der Trend bricht: Am Kursgipfel bilden sich Trendwenden wie Einfach- und Doppeltops oder Schulter-Kopf-Schulter-Formationen, aus denen sich ein rechnerisches Abschlagspotenzial ableiten lässt. Häufig startet ein entgegengesetzter Trend.