Zehn Jahre nach der Entstehung des Bitcoins macht sich in der Welt der Kryptowährungen wieder Goldgräberstimmung breit. Der Kurs legte innerhalb eines Monats um 40 Prozent zu. Marktbeobachter ziehen bereits Parallelen zum Jahr 2016, als der große Hype gestartet war.

Nach dem Absturz von fast 20.000 auf 3.200 Dollar 2018 war das Interesse an Bitcoins nahezu er­loschen. Nun verändert sich aber die Wahrnehmung der Anleger. Der Bitcoin und die dahinterstehende Technologie stehen an einer entscheidenden Abzweigung. So wächst das Interesse von seriösen Konzernen, die Vorteile der Kryptowährung zu nutzen. Und es steht zudem eine bei der Erfindung des Bitcoins bereits eingebaute Verknappungsmaßnahme bevor, das sogenannte Halving. Beide Faktoren zusammen könnten einen neuen Hausse- Zyklus auslösen.

Der Krypto-Hype von 2017, als der Bitcoin-Kurs um über 1.300 Prozent stieg, wird mit der Dotcom-Blase zur Jahrtausendwende verglichen. Die Parallelen sind offensichtlich: Nach dem extremen Anstieg verlor der Bitcoin binnen eines Jahres fast 80 Prozent seines Werts.

Das Platzen der Dotcom-Blase war bekanntlich nicht das Ende der Internetbranche. Im Gegenteil: Die folgende Generation an Unternehmen wie Amazon oder Google war um ein Vielfaches erfolgreicher als die Vorgänger. Genau das erhoffen sich viele Experten auch von Kryptowährungen und der zugrunde liegenden Blockchain-Technologie.

Eine Vielzahl an positiven Nachrichten untermauert diese Erwartungen: Spekulationen, dass Unternehmen wie Ebay und Amazon Kryptowährungen als Zahlungsmittel akzeptieren wollen, befeuern die Kurse genauso wie das wachsende Interesse institutioneller Anleger wie etwa Fidelity, die sich am Kryptomarkt beteiligen wollen. Zudem deutet sich an, dass Kryptowährungen immer stärker in den Alltag vordringen. Es kursieren Gerüchte, dass die IT-Riesen Samsung und Facebook eigene Kryptowährungen entwickeln wollen.

Sogar der Handelskonflikt zwischen China und den USA heizt den Kurs an. Da Chinas Währung Yuan unter Druck geraten ist, wird vermutet, dass viele Chinesen in die Kryptowährung Nummer 1 flüchten, um sich abzusichern.

Der wichtigste Grund für die aktuelle Euphorie ist jedoch das sogenannte ­Halving. Das ist ein Mechanismus, der künstlich Knappheit erzeugen und Coin-Inflationen vermeiden soll. Das Halving wurde beim Bitcoin - im Gegensatz zu den meisten anderen Krypto­währungen - bereits mit der Erfindung im Code eingebaut.

Denn Bitcoins entstehen in einem wechselseitigen Prozess: Diejenigen, die Rechenleistung bereitstellen, um Transaktionen zu bearbeiten und zu verifizieren, werden dafür mit Bitcoins belohnt. Um die Menge der Bitcoins dadurch jedoch nicht unkontrolliert wachsen zu lassen, wird diese Belohnung in regelmäßigen Abständen automatisch halbiert. Von den auf maximal 21 Millionen Stück limitierten Bitcoins wurden auf diesem Weg bereits 17,6 Millionen erschaffen. Nach dem nächsten anstehenden Halving, das für Ende Mai 2020 erwartet wird, wird das auch "Schürfen" oder "Mining" genannte Bereitstellen der Rechenleistung nur noch mit 6,25 Bitcoins entlohnt. 2009 hatten Schürfer noch 50 Bitcoins erhalten, zuletzt waren es noch 12,5.

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Halving wirkt als Kursturbo


Genau diese Regelmäßigkeit ist es nun, die Kursfantasien weckt, wird doch die Zufuhr von Bitcoins als Folge dieses Mechanismus zyklisch knapper. Wenn das Angebot an Bitcoins nach jedem Halving langsamer wächst, aber die Nachfrage nach den limitierten Bitcoins sich deutlich erhöht, klettern die Preise für einen einzelnen Bitcoin. Da nun die Vorbereitungen für den anstehenden Zyklus anlaufen, wird das vom Markt bereits eingepreist. Das könnte die aktuellen Kurssprünge erklären.

Jedes Mal kam es bisher im Vorfeld des Halvings zuerst zu einer Verdreifachung des Kurses. Allein in der Phase rund um das erste Halving stieg der Bitcoin-Kurs um rund 7.500 Prozent. Zwischen 2016 und 2017, nach dem zweiten Halving, waren es dann 2.700 Prozent. Und so setzen optimistische An­leger auf kommende Kurssprünge als Folge einer vergleichbaren Konstellation wie im Jahr 2016: Sollte sich das Muster nur annähernd bestätigen, "könnte der Bitcoin bis Ende 2020 einen astronomischen Wert von 50.000 US-Dollar erreichen", sagte Arthur Hayes, CEO der Krypto-Trading-Plattform BitMex, jüngst gegenüber dem US-Wirtschafts-­Nachrichtensender CNBC. Aber es gibt auch bekanntere Fans. "Die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Bitcoin verzehnfacht, ist real; dass er sich halbiert, ist auch real. Es ist asymmetrisch. Ich kann mehr gewinnen als verlieren. ­Darum halte ich ihn weiter", so der Chef der Fondsgesellschaft Acatis Hendrik Leber im Interview mit "Das Investment".

Ein Indiz dafür, dass sich das Kursmuster auch diesmal wiederholen könnte, liefert die Charttechnik: Nach seiner jüngsten Erholung zeigte der Bitcoin Ende April eine seltene charttechnische Konstellation: ein sogenanntes "Golden Cross". Es gilt als vergleichsweise verläss­liches Kaufsignal, bei dem die längerfristige 200-Tage-Durchschnittslinie eines Kurses von der 50-Tage-Linie nach oben durchkreuzt wurde - ein Signal, welches der Bitcoin schon einmal Ende 2015 generiert hatte.

Wer in Bitcoins investieren möchte, hat mehrere Möglichkeiten: Kurzfristig orientierte Anleger, die ohne eigene Coins auf der aktuellen Welle mitreiten möchten, können sich beispielsweise das Bitcoin-Tracking-Zertifikat von Vontobel kaufen oder sich über Contracts for Difference (CFDs) in der Kryptowährung engagieren.

Investoren, die dagegen nicht direkt in die Kryptowährung, sondern in die ­damit zusammenhängende Technologie und Infrastruktur investieren wollen, sind mit dem Global Blockchain UCITS ETF von Invesco und Elwood Asset Management gut bedient. Damit engagieren sie sich in allen typischen Blockchain-Themengebieten wie vernetzte Objekte (Internet of Things) und Mining-Farmen. Ein Investment getreu dem alten Börsenmotto: "Nicht die Goldgräber, sondern vor allem die Schaufelhersteller profitieren vom Boom", so Christopher Mellor von Invesco.

Die Börse Stuttgart ermöglicht den "physischen" Erwerb von Bitcoins. Das ist vor allem für mittel- und langfristig orientierte Anleger interessant. Denn einige Experten erklären die Bitcoin- Rally inzwischen auch mit einem Wert- und Vertrauensverlust der realen Devisen gegenüber den digitalen Währungen in Zeiten ultralockerer Geldpolitik und permanent niedriger Zinsen.

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Bitcoin als Goldersatz


Das geht einher mit der Hoffnung, dass sich der Bitcoin entweder als virtuelle Währungsalternative durchsetzt oder wegen seiner Limitiertheit zum Wertespeicher und somit zum Goldersatz wird. Damit ist der Besitz der digitalen Währung auch für solche Investoren interessant, die sich gegen die Risiken des Weltfinanzsystems absichern wollen und ­daher neben physischem Gold noch ­virtuelles Gold besitzen wollen.

In jedem Fall sollten Anleger sich im Klaren sein, dass sie sich im Bereich der wilden Spekulation befinden. Gehen die Erwartungen nicht auf, sind riesige Verluste möglich. So fiel der Bitcoin-­Kurs ­allein vergangenen Freitag um fast 1.000 US-Dollar, da viele Spekulanten gegen den Bitcoin-Boom gewettet hatten und Anleger ihre Gewinne mitgenommen haben.

Wer sowieso davon überzeugt ist, dass es sich beim Bitcoin nur um eine Sternschnuppe handelt, kann mit CFDs auf fallende Kurse der virtuellen Währung setzen. Ab kommender Woche emittiert auch die Schweizer Bank Vontobel neue Mini-­Short-Zertifikate mit Hebel auf einen rückläufigen Bitcoin-Kurs.


Investor-Info

Vont. Bitcoin-Partiz.-Zertifikat
Einfach partizipieren


Mit dem Zertifikat von Vontobel beteiligen sich Anleger 1 : 1 an der Kursentwicklung von einem Zehntel eines Bitcoin, ohne ihn physisch zu besitzen. Das Papier ist nicht devisengesichert zum US-Dollar, es läuft endlos. Nachteile: 1,5 Prozent jährliche Gebühr sind nicht gerade wenig und Käufe und Verkäufe sind nur zu Börsen-Handelszeiten möglich. Nur für Mutige! Mit Stoppkursen arbeiten.

Invesco EL. Gl. Blockchain ETF
Schaufeln für die Goldgräber


Invesco hat in Kooperation mit Elwood Asset Management den Invesco Elwood Global Blockchain UCITS ETF entwickelt. Die Blockchain ist das Grundbuch des Bitcoins und bietet viele weitere Anwendungsmöglichkeiten. Mit diesem ETF kann in alle Blockchain-Themen wie vernetzte Objekte oder Mining-Farmen investiert werden.

CFDS
Long und short spekulieren


Viele CFD-Broker offerieren Papiere, mit denen Anleger auf einen steigenden oder fallenden Bitcoin setzen können, ohne diesen physisch zu besitzen. Dazu zählen etwa CMC Markets, IG, ActivTrades, eToro, XTB. Der Hebel wurde durch die Aufsichtsbehörden auf zwei begrenzt. Vor allem zur Absicherung eignen sich CFDs auf den Bitcoin gut. Mit ihnen kann auch am Wochenende und fast rund um die Uhr gehandelt werden. Anleger müssen dazu ein Konto bei einem CFD-Broker eröffnen.

Börse Stuttgart/Bison App
Bitcoin direkt kaufen


Mit der Bison-App der Börse Stuttgart kann man Kryptowährungen physisch über das Smartphone erwerben und verkaufen. Zudem kann man seine so erworbenen Coins in eine eigene Wallet, die digitale Krypto-Brieftasche, übertragen. Auch dabei: ein Demo-Programm zum Testen, und der Kryptoradar, der über die aktuelle Nachrichtenlage informiert.