Die Bitcoin-Rally wurde in der vergangenen Woche gestoppt. Nachdem der Preis kurz bis zur 200-Tage-­Linie vorgestoßen war, kamen die Preise zunächst wieder zurück. Chartanalysten sehen das Abprallen an der Linie kritisch und werten dies als mögliches Vorzeichen eines größeren Rückgangs, bevor die Preise dann endgültig in einen Hausse-­Modus überlaufen könnten.

Dafür spricht auch die Parallelität der Chartformation nach dem Death Cross im März 2018 und jetzt im Oktober 2019. Dem scharfen Kursanstieg folgte unmittelbar danach jeweils ein ebensolcher Kursrückgang. Anschließend gab es jeweils einen kräftigen Anstieg von 40 bis 50 Prozent bis an die 200-Tage-Linie, an der der Kurs dann abprallte. Aktuell befinden wir uns genau an diesem Punkt. Setzt sich die Analogie fort, auf die wir schon vor einigen Wochen hingewiesen hatten, würde der Bitcoin-Preis zunächst wieder bis in den 6000er-Bereich abrutschen.

Die bisherige erstaunliche Analogie des Chartverlaufs wäre durchbrochen, wenn der Preis signifikant über die 200-Tage-­Linie steigt. Bei einem sauberen Schnitt dürfte der Preis schnell über die allseits beachtete Marke von 10 000 Dollar klettern. Wie schon häufig in der Vergangenheit bleibt aber die kurzfristige Prognose des Bitcoin-Preisverlaufs schwierig. Zumal andere Analysten Zielkurse von 12 500 Dollar vor dem Halving im Mai erwarten. Denn das wäre der Zielkurs für die vor Kurzem nach oben aufgelöste inverse Kopf-Schulter-Formation. Für Bitcoin-Trader sind diese Überlegungen relevant, für Langfristinvestoren weniger. Sie halten ihre Coins in Erwartung einer erneuten großen Aufwärtsbewegung.

Das chinesische Neujahr fiel in diesem Jahr auf den 25. Januar. In den vergangenen Jahren hatte sich meist gezeigt, dass die Bitcoin-Preise vorher schwächer waren und danach zumindest kurzfristig deutlich anzogen. In diesem Jahr wird der wichtigste chinesische Feiertag überschattet von den Ängsten rund um das Coronavirus. Millionen von Menschen stehen quasi unter Quarantäne. So wurde die Millionenstadt Wuhan, in welcher das Virus ausbrach, praktisch abgeriegelt. Verschiedene westliche Regierungen überlegen, ihre Bürger aus der Region zu evakuieren.

Für den Bitcoin könnte das in diesem Zusammenhang gegenläufige Einflüsse haben. Zum einen hatten sich die Kurse im Januar vor allem zu den asiatischen Handelszeiten deutlich nach oben bewegt und die Anleger dort hatten ganz wesentlich zu der Aufwärtsbewegung beigetragen. Zuletzt war hier eher das Gegenteil der Fall. Zum anderen steht diesem negativen Faktor in Krisenzeiten aber die Bitcoin-Funktion als Safe Haven gegenüber. Die Verunsicherung wegen des Coronavirus sollte deshalb eher zu einer Stärkung des Bitcoin führen.

Adoption mühsam, aber unaufhaltsam


Die Massenadoption von Bitcoin ist mühsamer, als manche Fans erwartet haben, schreitet aber unaufhaltsam voran. Eines der Probleme ist die mangelnde Skalierbarkeit und damit die noch zu lange Dauer bei Zahlungen mit Bitcoin. Zur Lösung dieses Problems wurde vor zwei Jahren das Bitcoin-Lightning-Netzwerk entwickelt. Durch dessen Integration können Zahlungen nicht nur extrem günstig, sondern auch sehr schnell abgewickelt werden. Nun will der Mobile-Payment-Anbieter Square Crypto mit dem Lightning Development Kit (LDK) die Bitcoin-Adoption fördern.

Der CEO von Square, Jack Dorsey, ist gleichzeitig CEO von Twitter und kann dessen enorme Reichweite nutzen. Mit dem LDK will er Entwicklern ein Tool zur einfachen Integration des Lightning-Netzwerks zur Verfügung stellen. Square setzt darauf, dass sich schnelle und günstige Bitcoin-Zahlungen in Zukunft durchsetzen und gerade für Menschen ohne Bankverbindung weltweit eine echte Alternative werden. Die Analysefirma ARK Invest hat ihre "Big Ideas 2020" veröffentlicht. Darin geht es neben den Aussichten bei Trendthemen wie Deep Learning, Strea­ming Media, Electric Vehicles auch um den Bitcoin. ARK stellt die Frage, ob es Bitcoin in die elitäre Liga der Eine-Billion-Dollar-Unternehmen wie Apple oder Microsoft schafft. Auch wenn Bitcoin kein Unternehmen ist, wäre das eine Art Ritterschlag. Aktuell liegt die Kapitalisierung bei 15 Milliarden.

Libra: Vodafone steigt aus


Auch Vodafone steigt nun aus der Libra Association aus. Ähnlich wie die großen Namen, die sich bereits verabschiedet haben, hält sich Vodafone eine kleine Hintertür offen. Man will die weitere Entwicklung beobachten und schließt eine spätere Zusammenarbeit nicht aus. Vodafone verfolgt nach wie vor das Ziel, einen Beitrag zur finanziellen Inklusion zu leisten. Dies soll über den afrikanischen Online- Zahlungsdienst M-Pesa erfolgen, der von einem kenianischen Partnerunternehmen von Vodafone betrieben wird. Damit steigt nach Visa, Mastercard, eBay und Paypal noch ein Top-Partner aus dem Face­book-Projekt mit dem Libra-Coin aus.

Südkorea: Steuer auf Bitcoin


Mit den Kursgewinnen und der höheren Verbreitung von Bitcoin & Co wachsen auch steuerliche Begehrlichkeiten. Süd­korea will Gewinne aus dem Handel mit Kryptowährungen mit 20 Prozent besteuern. Damit werden sie auf eine Stufe mit Gewinnen aus Preisgeldern oder Lotteriegewinnen gestellt. Zum Jahreswechsel gab es bereits Verunsicherung, als die Steuerbehörden die führende Kryptobörse des Landes, Bithumb, mit einer hohen Steuerforderungen konfrontierte. Dabei ging es um die Gewinne ausländischer Anleger, die auf der Börse gehandelt hatten. Steuern auf deren Gewinne wurden direkt über die Börse eingezogen.