Wer nicht wagt, der nicht gewinnt", lautet ein Sprichwort, das auch an der Börse gilt. Denn mit Aktien fahren Anleger auf lange Sicht meist besser als mit Anleihen. Bei Aktien haben Forscher jedoch eine Anomalie entdeckt. Demnach schneiden schwankungsarme Aktien langfristig besser ab als besonders schwankungsfreudige Aktien.

Sprich: Wer weniger Risiken eingeht, wird belohnt. Nicht umgekehrt. Anleger können sich diese Anomalie mit sogenannten Minimum-Volatility-ETFs zunutze machen. Möglich ist dies bei Schwellenländern etwa mit dem iShares Edge MSCI EM Minimum Volatility ETF. Anleger investieren dort in Emerging-Markets-Aktien, die wenig schwanken und wenig miteinander korreliert sind. Bei diesem Ansatz geht es also nicht primär um die höchsten Renditen, sondern um ein Portfolio mit niedrigen Schwankungen und einem guten Rendite-Risiko-Verhältnis.

Würde der Indexanbieter MSCI seinen "MinVol"-Ansatz in Reinkultur umsetzen, bestünde das Portfolio vor allem aus Versorgern und nichtzyklischen Konsumwerten. Um derartige Klumpenrisiken zu vermeiden, dürfen die Sektoren im iShares MSCI EM MinVol ETF maximal um fünf Prozentpunkte vom MSCI Emerging Markets Index abweichen. Bei den Ländern gilt die gleiche Regel.

In den vergangenen drei, fünf und zehn Jahren schwankte der "MinVol"-Index durchgängig weniger als der MSCI EM Index. Zudem wies er während der Krisenjahre 2007/2008 einen geringeren maximalen Verlust auf, sodass er sich über zehn Jahre auch besser entwickelte als der MSCI EM Index. Hier traf die Anomalie also zu. Allerdings erzielen Anleger mit dem "MinVol"-Ansatz nicht per se höhere Renditen. In den vergangenen drei und fünf Jahren war der MSCI EM Index erfolgreicher.

Fazit: Der "MinVol"-Ansatz ist nicht der heilige Gral, der bei niedrigen Schwankungen immer auch höhere Renditen garantiert. Für defensive Anleger ist diese Strategie aber sehr gut geeignet.