Während in vielen Ländern wie Deutschland über schleppend angelaufene Impfkampagnen geklagt wird, kommen aus Großbritannien laufend neue Erfolgsmeldungen zum Fortschritt der Corona-Impfungen. Daher hat das Pfund gegenüber anderen Währungen wie dem Euro seit Jahresanfang deutlich zugelegt.

Dabei gerät mitunter in Vergessenheit, dass das Vereinigte Königreich zu den von der Pandemie am stärksten getroffenen Ländern gehört und die Wirtschaft durch Lockdown und Brexit massiv beeinträchtigt wird. Die meisten Devisenanalysten erwarten deshalb für die nächsten Monate eine Abwertung des Pfund, einige Experten rechnen nach den jüngsten Zugewinnen sogar mit einer heftigen Gegenbewegung.

Rückfall in die Rezession

"Wirtschaftliche Realitäten blendet der Markt aktuell komplett aus", erläutert Sonja Marten, Leiterin des Devisenresearch bei der DZ Bank. Großbritannien werde ungeachtet der erfolgreichen Impfkampagne zunächst in eine erneute Rezession fallen und sich danach im laufenden Jahr auch nicht dynamisch erholen, im Gegensatz etwa zur EU oder den USA. "Wir bleiben bei unserer Einschätzung, dass das Pfund auf aktuellen Kursen deutlich überbewertet ist", sagt Marten. Die DZ Bank rechnet für 2021 nur mit einem Plus von zwei Prozent fürs britische BIP und erst für 2022 mit einer deutlicheren Erholung. Zum Vergleich: Für die Eurozone liegt die Wachstumsprognose für 2021 bei 3,7 Prozent, für die USA bei sechs Prozent. Zwar haben sich London und Brüssel Ende 2020 auf den letzten Drücker auf ein Freihandelsabkommen geeinigt, zahlreiche Handelshemmnisse gibt es seit Jahresanfang dennoch. "Wir gehen davon aus, dass die von uns erwarteten sehr schwachen Wirtschaftsdaten für das erste Quartal den Markt wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen werden", sagt Marten.

Analysten erwarten Abwertung

Mitte der Woche mussten zeitweise nur 0,87 Pfund für einen Euro gezahlt werden. Im Konsens erwarten die Devisenanalysten auf Sicht von sechs Monaten eine Abwertung auf 0,89 Pfund. Die Experten der DZ Bank rechnen mit wesentlich kräftigeren Einbußen und Kursen von 0,92 Pfund in sechs sowie 0,95 Pfund je Euro in zwölf Monaten.

Anleger, die auf ein zum Euro schwächeres Pfund setzen wollen, greifen zu einem Knock-out-Zertifikat von Goldman Sachs (ISIN: DE 000 GB4 9SL 6), das die Wechselkursentwicklung mit einem Hebel von derzeit 3,8 nachzeichnet. Sollte das Pfund wider Erwarten doch weiter an Wert gewinnen, gibt es entsprechend große Einbußen. Die Barriere, bei der Totalverlust droht, ist aktuell rund 26 Prozent entfernt.