Der Reisepass von Nick Price weist viele Länderstempel auf. Seit dem Jahr 2004 ist der gebürtige Südafrikaner für den Fidelity Emerging Markets verantwortlich. Der Fonds ist sowohl Klassiker als auch Dickschiff der Anlageklasse: Fünf Milliarden Euro haben Investoren Price anvertraut. Sie schätzen seinen Anlagestil "quality growth". Das heißt: Bei der Titelauswahl orientiert sich Price nicht am Vergleichsindex MSCI Emerging Markets. Stattdessen filtert er aus dem großen Anlageuniversum bis zu 120 günstig bewertete Qualitätsunternehmen heraus, die bereits klare Wettbewerbsvorteile aufweisen und auch künftig stark wachsen können. Die Chancen und Risiken der Unternehmen lassen sich seiner Erfahrung nach jedoch nicht nur anhand ihrer Bilanzen einschätzen. Price sucht daher immer wieder das Gespräch mit den Firmenlenkern vor Ort.

Zu seinen aktuellen Topwerten zählt das von Aditya Puri geführte indische Kreditinstitut HDFC. "Die Privatbank nimmt indischen Staatsbanken zunehmend Marktanteile ab", begründet Price sein Engagement. Das Wachstumspotenzial sei enorm. "Bei einer Bevölkerungszahl von 1,3 Milliarden Menschen verfügt HDFC bislang erst über 32 Millionen Kunden." Weitere Favoriten des Managers sind der südafrikanische Unterhaltungskonzern Naspers, das Technologieunternehmen Taiwan Semiconductors sowie der chinesische Internetriese Alibaba.

Auf die Unternehmen komme es in erster Linie an, meint Price. Länder- und Sektorengewichtungen im Fonds sind daher Folge seines Stockpickings. Aktuell entfallen auf chinesische Aktien rund 22 Prozent, auf indische Titel etwa zehn Prozent. Branchenfavorit ist der Finanzsektor mit 36 Prozent. Die IT-Branche ist mit etwa zehn Prozent gewichtet.

Kräftiger Gegenwind



Nicht immer investiert Price in Werte, die an der Börse gerade laufen. Der Fonds hinkt dann der Benchmark hinterher. Zuletzt etwa mied Price Energieunternehmen: "Die passen wegen der meist schwachen Unternehmensführung nicht zu meinem Investmentansatz", erklärt er. Finanztitel in ölfördernden Ländern wie Russland oder Nigeria hält er dagegen für weniger riskant und besser geeignet, um als Aktieninvestor vom steigenden Ölpreis zu profitieren.

Neben der Analyse der Unternehmen beachtet Price auch makroökonomische und politische Entwicklungen inner- und außerhalb der Schwellenländer und schätzt die Folgen für die Unternehmen ab. Etliche Börsen sind aufgrund des Handelskriegs zwischen den USA und dem Reich der Mitte sowie des starken Dollar derzeit unter Druck. Insbesondere der türkische Leitindex, aber auch chinesische Aktien rutschten tief nach unten. Der Gegenwind dürfte noch eine Weile anhalten, prognostiziert der Manager. Price sieht in der aktuellen Schwäche jedoch eine gute Kaufgelegenheit. Die sollten auch Privatanleger nutzen und sich im Fonds engagieren. Allerdings nur dann, wenn sie mit zwischenzeitlichen Schwankungen umgehen können.