Themen-ETFs klingen nach Zukunft, liefern aber oft Verluste: Diese drei Hype-Produkte laufen bis heute ihrem Ausgabekurs hinterher und haben viele Anlegern einiges gekostet.
ETFs gelten als Königsweg für langfristigen Vermögensaufbau: breit diversifiziert, kostengünstig, transparent. Doch was in der Theorie einfach klingt, wird in der Praxis schnell zum Bumerang – vor allem bei sogenannten Themen-ETFs.
In den vergangenen Jahren haben sich einige dieser Produkte als regelrechte Geldverbrennungsmaschinen entpuppt. Sie lockten mit großen Zukunftsversprechen – und enttäuschten oft brutal. Die Crux: Weil Themen-ETFs oft auf dem Höhepunkt eines Hypes aufgelegt werden, performen sie in den Folgejahren oft umso schwächer. Ein Blick auf drei schwer abgestürzte ETFs, die 2025 allerdings teilweise ein Comeback erlebten.
ARK Innovation ETF – Mutter aller Themen-ETFs unter Druck
Wenn es ein Symbol für den globalen Themen-ETF-Boom der Pandemiejahre gibt, dann ist es Cathie Woods ARK Innovation ETF (WKN: A408AW). Der aktiv gemanagte Fonds versprach nicht weniger als die Zukunft selbst: Disruption, exponentielles Wachstum, neue Märkte. Tech-Darlings wie Tesla, Roku, Zoom oder Block sollten die nächste Dekade prägen – und Anleger reich machen.
2020 verdoppelte sich der Fonds beinahe innerhalb eines Jahres, Cathie Wood wurde zur Börsenikone, die ARK-Flotte zum Synonym für visionäres Investieren. Anleger weltweit sprangen auf den Zug auf – getrieben von der Überzeugung, Innovation schlage jede klassische Bewertung. Doch genau hier liegt die Falle vieler Themen-ETFs: Wenn Wachstumserwartungen der Realität vorauslaufen, kippt die Stimmung schnell.
Die Performance ist entsprechend brutal: In der Spitze ein Drawdown von –80 Prozent gegenüber dem Allzeithoch. Viele einst gefeierte Titel haben ihre Bewertungen nicht halten können – weil die Kapitalmärkte im höheren Zinsumfeld von 2022 keine Geduld mehr für ferne Zukunftsgewinne haben.
Gleichwohl hat die AI-Hausse der vergangenen drei Jahre auch Cathie Woods ARK Innovation ETF wieder deutlich nach oben gespült. Das Kursplus im laufenden Jahr beträgt bemerkenswerte 56 Prozent. Indes: Anleger sollten sich bewusst sein, welches Risiko sie im Portfolio haben. Die ARK-Strategie ist radikal konzentriert: wenige hochbewertete Einzeltitel, starkes Momentum, wenig Absicherung durch klassische Value-Elemente. Damit verstärken sich Ausschläge in beide Richtungen – nach oben wie nach unten. Platz die AI-Blase und die Kurse von Tech-Aktien geraten unter Druck wie 2022, dürfte sich die Geschichte wiederholen. Für Anleger ohne hohes Risikobewusstsein ist das gefährlich.
L&G Hydrogen Economy ETF – Wasserstoffblase geplatzt
Wasserstoff war die Erzählung der Dekade: Dekarbonisierung, industrielle Großprojekte, milliardenschwere Förderzusagen. Der L&G Hydrogen Economy ETF (WKN: A2QMAL) destillierte genau diese Hoffnung – ein Portfolio aus Elektrolyseuren, Brennstoffzellen-Herstellern, Anlagenbauern und Zulieferern entlang der H₂-Wertschöpfungskette. In der Theorie klingt das nach einer sauberen Wette auf die Energiewende. In der Praxis prallten aber Kapitalintensität, Zinsregime und fehlende Profitabilität frontal aufeinander.
Die Unternehmen im Fonds kämpfen bis heute mit negativen Cashflows, Verzögerungen bei Ausschreibungen und einem Projektgeschäft, das bei jedem Zinsschritt neu durchkalkuliert werden muss. Gleichzeitig blieb der Markthochlauf hinter den politischen Ankündigungen zurück: Viele „Ankerkunden“ vertagen Abnahmen, während Kostendegressionen in der Fertigung langsamer eintreten als in optimistischen Pitch-Decks versprochen. Das Resultat ist eine Ertrag-Durststrecke, die den ETF strukturell anfällig macht – Kursrallyes entstehen eher aus Narrativ-Repricing als aus harten Gewinnen.
Immerhin: Die beachtliche Year-to-Date-Performance von rund 35 Prozent Plus signalisiert Erleichterung – getragen von der Fantasie sinkender Zinsen, einzelner Förderbescheide und vereinzelte Großaufträge. Aber solange die Unit Economics vieler Kernpositionen nicht überzeugend drehen, bleibt die Frage offen, ob diese Bewegung mehr ist als ein Strohfeuer. Denn selbst nach dem Rebound liegt der Fonds seit Auflage (Anfang 2021) bei etwa –26 Prozent – eine schmerzhafte Erinnerung, wie brutal Themenzyklen rückwärts bilanzieren, wenn Hype der Realität vorausläuft.
iShares Global Clean Energy ETF – grüne Hoffnung, schwarze Zahlen Fehlanzeige
Kaum ein Produkt verkörpert die Diskrepanz zwischen politischem Rückenwind und enttäuschender Börsenbilanz so deutlich wie der iShares Global Clean Energy ETF. Aufgelegt 2007, gilt er als Pionierfonds im Bereich erneuerbare Energien und verspricht Anlegern Zugang zu den größten und liquidesten Unternehmen der globalen Energiewende. Grundlage ist der S&P Global Clean Energy Transition Index, der Schwergewichte aus Wind-, Solar-, Wasser- und Speichertechnologien bündelt.
Die Story klingt überzeugend: Dekarbonisierung, staatliche Förderpakete in Billionenhöhe, technologischer Fortschritt – ein struktureller Megatrend. Doch ausgerechnet dieser ETF zeigt, wie gnadenlos Märkte sein können, wenn große Visionen nicht zu stabilen Erträgen führen. Trotz seiner Größe von über 2,1 Mrd. Euro Fondsvolumen und einer jährlichen Gesamtkostenquote (TER) von 0,65 % ist die Bilanz über längere Zeiträume verheerend.
Seit Jahresbeginn liegt die Performance des Fonds zwar bei respektablen +30 %, und auch auf Jahressicht ergibt sich mit +4,6 % ein leicht positives Ergebnis. Doch ein Blick über den kurzfristigen Horizont hinaus offenbart das eigentliche Problem: Über drei Jahre beträgt die annualisierte Rendite rund –15 %, über fünf Jahre liegt der ETF ebenfalls im Minus. Noch gravierender fällt die Bilanz seit der Auflage im Jahr 2007 aus: rund –45 % Wertverlust. Besonders deutlich wird die Fallhöhe beim Maximum Drawdown, der bei etwa –70 % liegt – ein drastischer Beleg dafür, wie brutal Rückschläge in hochspekulativen Themenmärkten ausfallen können.
Das bedeutet: Wer vor Jahren auf den Clean-Energy-Boom gesetzt hat, liegt heute trotz globaler Klimapolitik, EU-Green Deal und US-Inflation Reduction Act tief im Minus. Der Sektor kämpft mit massiven Gegenwinden: Hohe Kapitalintensität, Zinsanstiege, Lieferkettenprobleme, geopolitische Unsicherheit und fehlende Profitabilität bei vielen Indexmitgliedern.
Hinzu kommt, dass der ETF keine Allokation auf profitable Energieversorger oder Mischkonzerne enthält, sondern stark auf spezialisierte Pure Plays setzt. Das macht ihn anfällig für Bewertungsblasen und schmerzhafte Korrekturen. Der jüngste Kursanstieg um 30 % im laufenden Jahr nährt zwar Hoffnungen auf eine Trendwende – doch ob es sich dabei um eine nachhaltige Neubewertung oder lediglich ein Zwischenspurt in einem volatilen Bärenmarkt handelt, ist offen.
Themen-ETFs sind kein Selbstläufer
Themen-ETFs erzählen verlockende Zukunftsgeschichten – aber Anleger kaufen dabei oft teure Hoffnungen statt belastbarer Geschäftsmodelle. Im Gegensatz zu breit gestreuten Indizes wie dem MSCI World oder dem FTSE All World fehlt die Stabilität, Diversifikation und Resilienz gegen Marktschwankungen.
Wer unbedingt thematisch investieren möchte, sollte dies nur mit klarer Strategie, langfristigem Horizont und in kleiner Depotbeimischung tun. Oder besser: erst investieren, wenn der Hype vorbei ist. Denn die größten Verluste entstehen nicht durch falsche Themen – sondern durch falsches Timing.
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