Manche Fondsmanager sind in ihre Aktien richtiggehend vernarrt. Sie halten einzelne Titel über Jahre hinweg und erfreuen sich an steigenden Kursen. Ob die Liebe der Portfoliolenker dann so weit geht, dass sie Bilder der Konzernlogos in ihrem Büro aufhängen, sei einmal dahingestellt. Doch wertgeschätzt werden die Unternehmen, die im eigenen Produkt versammelt sind, auf jeden Fall.

Welche Aktien die Geldprofis in ihren Portfolios halten, verraten sie allerdings nur zum Teil. Einmal pro Monat veröffentlichen die Fondsgesellschaften ein Datenblatt, das sogenannte Factsheet, in dem im Regelfall die zehn größten Positionen eines Fonds aufgeführt sind. Über die Vorlieben einzelner Manager kann man sich auf diesem Weg recht gut informieren.

Ein aussagekräftigeres Bild ergibt sich indes, wenn man eine Reihe von Portfolios betrachtet und damit auf die Expertise gleich mehrerer Kapitalverwalter zurückgreift. Und wenn man schon dabei ist, sollte man sich am besten auf die Meister ihres Fachs verlassen.

Diese Meister hat €uro am Sonntag unter die Lupe genommen. Die Redaktion hat für vier wichtige Anlagekategorien die erfolgreichsten Fonds ermittelt und einen Blick in ihre Portfolios werfen lassen. Anleger erfahren so, was die Favoriten der Könner sind.

Analysiert wurden Aktienfonds für Deutschland und Europa sowie Portfolios für globale Aktien aus Industrie- und aus Schwellenländern. Bei den internationalen Portfolios wurden 25 Top-Produkte durchleuchtet, bei Fonds für deutsche Aktien nur 15, weil die Gruppe deutlich kleiner ist. Die Auswertung konzentriert sich auf Fonds, die in Standardwerte investieren. Reine Nebenwerte-Portfolios blieben außen vor.

Um die Top-Fonds zu bestimmen, wurde die Wertentwicklung über fünf Jahre zugrunde gelegt. Aus der sich ergebenden Rangfolge wurden Produkte ausgeschlossen, die auf Jahressicht klar unterdurchschnittlich abgeschnitten haben. Damit gingen nur solche Fonds in die Auswertung ein, die langfristig eine Spitzenleistung gezeigt haben, ohne kurzfristig zu schwächeln.

Die Portfolios dieser Top-Fonds hat der renommierte Finanzdatenanbieter Mountain-View Data durchleuchtet und ermittelt, welche Aktien je Kategorie im Durchschnitt am höchsten gewichtet sind. Die sieben Top-Aktien pro Region listen wir auf den folgenden Seiten auf und stellen Fonds vor, bei denen die beliebtesten Aktien je Kategorie eine wichtige Rolle spielen.

Deutschland

In den Portfolios guter deutscher Aktienfonds nimmt SAP die Spitzenposition ein. Im Durchschnitt stecken rund sieben Prozent des Vermögens im Softwarekonzern aus Walldorf. Diese Dominanz verwundert nicht, denn SAP ist nicht nur nach Börsenwert das größte Unternehmen hierzulande, sondern auch der deutsche Vorzeigekonzern aus dem IT-Sektor. Ihre Zukunft sieht die Firma im Geschäft mit Software-Abonnements über das Internet. "SAP wird langfristig eines der größten Cloud-Unternehmen der Welt sein", prognostizierte Konzernchef Christian Klein am Montag im "Handelsblatt". Viele erfolgreiche Fondsmanager glauben daran, dass dieser Wandel gelingt. Die jüngsten Zahlen jedenfalls überzeugten: Die Cloud-Erlöse haben sich im dritten Quartal um 20 Prozent auf 2,34 Milliarden Euro erhöht, der Gesamtumsatz um fünf Prozent auf 6,85 Milliarden Euro.

Bei der Aktie der Allianz ist das Hauptargument für den Einstieg weniger ein hohes Wachstumspotenzial. Das Unternehmen überzeugt vielmehr durch seine solide Geschäftsentwicklung und seine hohen Ausschüttungen. Im vergangenen Jahr lag die Dividendenrendite bei 4,8 Prozent, 2021 dürfte sie die Fünf-Prozent-Marke übersteigen.

Auf Platz 3 der beliebtesten Aktien findet sich Siemens. Unter anderem ein verstärktes Engagement im Bereich Automatisierung der Industrie (digital factory) und ein gutes Wachstum in Asien machen den Titel interessant.

Alle drei Aktien sind im DWS Deutschland (ISIN: DE 000 849 096 2) prominent vertreten. Tim Albrecht sucht mit Co-Manager Christoph Ohme nach Unternehmen mit überproportionalem Wachstum und hohen Gewinnmargen, die auch in schwierigen Zeiten eine gewisse Widerstandsfähigkeit haben.

Europa

Unter den Spitzenfonds für europäische Aktien ist die von ASML am beliebtesten. Sie ist im Durchschnitt mit 4,5 Prozent gewichtet. Der niederländische Konzern ist seit Jahren Marktführer beim Bau von Lithografiemaschinen, die für die Produktion von Mikrochips benötigt werden. "ASML ist im Grunde das einzige Unternehmen, dessen Maschinen in der Lage sind, Chips in der momentan benötigten Qualität herzustellen", sagt Thorsten Winkelmann, Fondsmanager des Allianz Europe Equity Growth Select (ISIN: LU 092 083 934 6).

Das versetzt die Firma in eine günstige Marktposition. Denn die Nachfrage nach Mikrochips wächst beständig - wer sie herstellen will, braucht Ausrüstung von ASML. Deshalb quellen die Auftragsbücher über. Künftige Umsätze und Gewinne werden so bereits heute sichtbar. "ASML ist ein perfektes Beispiel für Unternehmen, die unabhängig vom Konjunkturzyklus sind und aufgrund langfristiger Trends strukturell wachsen", sagt Winkelmann. Genau solche Titel sucht der Manager und hat die ASML-Aktie deshalb in seinem Fonds hoch gewichtet.

Auch die Aktien von Novo Nordisk und LVMH, die die Plätze 2 und 3 in der Auswertung belegen, finden sich im Portfolio des Allianz Europe Equity Growth Select. Genauso wie ASML hält Winkelmann die beiden Titel bereits seit mehr als zwölf Jahren. Novo Nordisk überzeugt als Marktführer bei Wirkstoffen zur Bekämpfung von Diabetes. "Der Wettbewerb ist hier überschaubar, weltweit konkurrieren nur zwei größere Unternehmen mit Novo Nordisk", berichtet der Fondsmanager. Das französische Firmenkonglomerat Louis Vuitton Moët Hennessy glänzt als bedeutendster Luxusgüterhersteller der Welt mit seinen insgesamt 75 Marken.

Welt

Bei den erfolgreichen global anlegenden Aktienfonds steht ebenfalls ein Techwert an der Spitze der Rangliste: Der Softwareanbieter Microsoft kommt im Mittel auf einen Anteil von 4,2 Prozent. Auch im Threadneedle (Lux) Global Focus (ISIN: LU 075 743 106 8) besetzt der Titel die Poleposition. Fondsmanager David Dudding hat ihn mit rund neun Prozent gewichtet.

"Microsoft ist eine relativ defensive Aktie", sagt er. "So gut wie jedes Unternehmen auf der Welt kauft Produkte von Microsoft." Das mache sie ähnlich verlässlich wie klassische Versorger, die Wasser oder Elektrizität bereitstellen.

Grundlage des Erfolgs von Microsoft ist der fortschreitende Ausbau des Cloud-Geschäfts. Mit den Gebühren für die Vermietung von Software via Internet generiert der Konzern stabile Einnahmen. "Das Unternehmen hat eine große Preissetzungsmacht", hebt Dudding zudem hervor. In einem Umfeld höherer Inflation könnte Microsoft seine Preise recht unkompliziert anpassen.

Auch das Firmenalter ist ein Pluspunkt. "Microsoft gilt als vertrauensvoller Partner und ist schon wesentlich länger am Markt als viele andere IT-Unternehmen", sagt Dudding. Das wirkt sich gerade im Geschäft mit Unternehmen positiv aus. Zudem bietet Microsoft viele Dienste aus einer Hand und ist deshalb bequem für die Nutzer.

Daneben zählen Amazon und Alphabet zu den Top-Picks der Fondsmanager. Dudding überrascht das nicht. "Die drei Unternehmen sind die größten Cloud-Anbieter der Welt", sagt er. Besonders bei Amazon, aber auch bei Alphabet macht die Vermietung von Speicherkapazitäten im Internet einen großen Teil der Gewinne aus - und der Bedarf an Speicherplatz wächst weiter.

Schwellenländer

Bei den Fondsmanagern, die in Aktien aus Schwellenländern investieren, setzt sich das Muster der anderen Kategorien fort: Technologiewerte stürmen die Spitze der Charts. Mit Taiwan Semiconductor (TSMC) steht einer der größten Chiphersteller der Welt auf der Beliebtheitsskala ganz oben. Im Durchschnitt stecken die Topmanager 4,5 Prozent des Geldes in diese Aktie.

"TSMC ist einer der größten Nutznießer des strukturellen Wachstums im Bereich Halbleiter", sagt Pierre-Henri Cloarec, Fondsmanager des Nordea 1 - Emerging Stars Equity Fund (ISIN: LU 060 253 986 7). "Das Unternehmen ist gut positioniert, um von den Trends 5G-Mobilfunk, Hochleistungscomputer, Internet der Dinge und Elektromobilität zu profitieren." In Sachen Technologie sei der Konzern führend. "TSMC nutzt die fortschrittlichste Technologie beim Herstellungsprozess, wodurch es einen deutlichen Kostenvorteil und signifikante Preissetzungsmacht erhält", sagt er. Aus diesen Gründen hat Cloarec die Aktie in seinem Portfolio am höchsten gewichtet.

Beliebt bei den besten Schwellenländer-Managern ist auch der Internetkonzern Tencent. Sein Aktienkurs litt im laufenden Jahr zwar unter der schärferen Regulierung der chinesischen Regierung, "wir glauben aber, dass das Schlimmste hinter uns liegt und sind überzeugt von den Wachstumsaussichten des Unternehmens", sagt Cloarec.

Das Favoritentrio komplettiert Samsung. Der Tech-Riese aus Südkorea ist sowohl im Bereich Halbleiter gut aufgestellt als auch beim Geschäft mit Netzwerklösungen und Smartphones.