Der L&G Gerd Kommer Multifactor Equity-ETF verfolgt den Weltansatz: weniger USA, mehr Schwellenländer, Faktorstrategie. 2025 performte er damit erstmals den MSCI World aus.

Als „ETF-Papst“ ist Gerd Kommer seit Jahren bekannt. Vor hat er mit dem L&G Gerd Kommer Multifactor Equity UCITS ETF (WKN: WELT0A) sogar sein eigenes Produkt an den Markt gebracht. 

Seit dem Start im Juni 2023 hat der Fonds eine respektable Rendite von 32 Prozent erzielt. Doch lohnt sich der Blick über den bekannten MSCI World hinaus wirklich?

Der Ansatz: Welt-AG statt US-Dominanz

Während der MSCI World klassische Marktkapitalisierung abbildet und damit aktuell zu mehr als 70 Prozent in Nordamerika investiert ist, geht der Kommer-ETF einen anderen Weg: Er kombiniert eine 50-Prozent-Gewichtung nach BIP mit 50 Prozent nach Marktkapitalisierung. Dadurch sinkt der US-Anteil im Portfolio auf etwa 43 Prozent.

Zudem streut der ETF über mehr als 4.000 Unternehmen weltweit und integriert nicht nur Industriestaaten, sondern auch Schwellenländer. Die größten Positionen sind die Big Techs Nvidia, Meta oder Apple – aber auch europäische Titel wie die Deutsche Telekom (0,90 Prozent) sowie asiatische Player wie TSMC (0,77 Prozent) haben einen Platz unter den Top-Ten-Positionen gefunden. Zusammen machen die ersten größten Positionen lediglich rund 9,3 Prozent des Fondsvolumens aus.

Ein weiterer Unterschied zum MSCI World ist die Faktorstrategie: Kommer setzt systematisch auf Size, Value, Quality, Momentum, Investment und Political Risk – Faktoren, die in der Vergangenheit statistisch eine Outperformance erzeugten.

Performance im Vergleich: Überraschung 2025

Seit der Auflage vor 27 Monaten hat der Kommer-ETF trotz guter Entwicklung von 32 Prozent Plus dennoch knapp hinter dem MSCI World, der im Vergleichszeitraum um 38 Prozent zugelegt hat.  

Doch 2025 zeigt sich erstmals ein Vorteil: Wegen der  Dollarschwäche hat der MSCI World seit Jahresbeginn lediglich um 3 Prozent zugelegt, der Kommer-ETF dagegen aber mit mit 5,5 Prozent  erstmals besser abgeschnitten.  Der niedrigere US-Anteil dämpfte also den Währungsnachteil.

Kritikpunkte und Alternativen

Ganz ohne Schwächen ist das Kommer-Konzept freilich nicht. Mit einer jährlichen Gesamtkostenquote (TER) von 0,5 Prozent ist der Kommer-ETF spürbar teurer als viele klassische Indexfonds, die oft nur ein Zehntel davon verlangen. 

Zudem wird das Portfolio nach ESG-Kriterien gefiltert: Unternehmen aus Tabak, Rüstung oder fossilen Brennstoffen finden keinen Eingang in den Fonds. Für Anleger, die Wert auf Nachhaltigkeit legen, ist das ein Vorteil, wer hingegen maximale Diversifikation und potenziell höhere Renditen in allen Branchen sucht, könnte dies als Einschränkung empfinden. 

Schließlich handelt es sich bei dem Produkt um einen reinen Aktienfonds mit einer Quote von 100 Prozent – Anleihen oder Rohstoffe sind nicht enthalten. Für langfristig orientierte Investoren mag das attraktiv sein, sicherheitsorientierte Anleger müssen dagegen berücksichtigen, dass es in Krisenzeiten keinerlei Puffer gibt.

Für Anleger, die eine breitere Lösung suchen, bietet sich etwa der Arero Weltfonds an, der neben Aktien auch Anleihen und Rohstoffe abbildet. Wer den Faktoransatz bevorzugt, findet mit dem HSBC Multi-Factor Worldwide Equity ETF eine günstigere Alternative.

Die bessere Alternative zum MSCI World?

Ob der Kommer-ETF den MSCI World langfristig schlagen kann, hängt im Wesentlichen von der Entwicklung der US-Märkte ab. Läuft Amerika wie in den vergangenen zehn Jahren weiter vornweg, bleibt der MSCI World schwer zu schlagen. Schwächelt die Wall Street dagegen bzw. hält vor allem die Talfahrt des Dollars an, dürfte Kommers Ansatz ausgleichend wirken.

Für Anleger, die skeptisch gegenüber der US-Dominanz und der Dollar-Entwicklung  sind und zugleich auf die wissenschaftlich fundierte Faktorstrategie setzen wollen, ist der Kommer-Fonds eine spannende Ergänzung – wenn man die höheren Kosten akzeptiert.

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L&G Gerd Kommer Multifactor Equity UCITS ETF USD (WKN: WELT0A)