Bis zu 12 % Dividendenrendite: Covered-Call-ETFs boomen. Doch hinter den hohen Ausschüttungen lauern Kursrisiken, Steuerfallen und Wachstumsverzicht.

Hohe Ausschüttungen, monatlicher Cashflow, geringere Schwankungen – so lautet das Verkaufsversprechen vieler Covered-Call-ETFs, die aktuell einen regelrechten Boom erleben. Produkte wie der JPM Global Equity Premium Income Active UCITS ETF (Dividendenrendite: 7,46%), JPMorgan US Equity Premium Income Active UCITS ETF (Dividendenrendite: 7,47%), JPMorgan Nasdaq Equity Premium Income Active ETF (Dividendenrendite: 8,73%) oder der Global X Nasdaq 100 Covered Call ETF (Dividendenrendite: 11,56%) locken mit hohen Ausschüttungsrenditen. 

In einer Welt, in der Tagesgeld und Anleihen lange kaum Zinsen abwarfen, klingen 8 %, 10 % oder gar 12 % pro Jahr nach einer verlockenden Alternative. Doch hinter dem Versprechen verbirgt sich ein Geschäft mit klaren Kompromissen – und Risiken, die viele Privatanleger unterschätzen.

Wie Covered-Call-ETFs funktionieren

Das Grundprinzip ist elegant – und transparent. Covered-Call-ETFs investieren zunächst ganz klassisch in Aktienindizes, etwa in die großen Tech-Werte des Nasdaq 100 oder die Blue Chips des S&P 500. Parallel verkauft der Fonds Call-Optionen auf diese Positionen. Der Verkauf dieser Optionen bringt regelmäßige Optionsprämien, die dann an die Anleger ausgeschüttet werden.

Dieser Optionsverkauf ist die eigentliche „Quelle“ der hohen Erträge. Er funktioniert jedoch nicht ohne Preis. Denn wer eine Call-Option verkauft, gibt die Chance auf weitere Kursgewinne oberhalb des vereinbarten Strike-Preises auf. Steigt der Markt stark, gehen diese Gewinne an den Optionskäufer, nicht an den ETF. Das Ergebnis: Anleger kassieren zwar regelmäßig hohe Ausschüttungen, partizipieren aber nur eingeschränkt an Aufwärtsbewegungen.

Das Paradoxon: hohe Ausschüttungen, aber schwache Performance

Ein Blick auf die Performance verdeutlicht dieses Dilemma. Während ein klassischer Nasdaq-ETF in den vergangenen Jahren zweistellige Gesamtrenditen erzielte, blieben Covered-Call-ETFs deutlich zurück.

Ein besonders prägnantes Beispiel liefert der Global X Nasdaq 100 Covered Call ETF (WKN: A2QR39). Im Februar 2025 notierte der ETF noch bei über 17 Euro nahe seiner Höchstkurse. Nach dem „Trump Tariffs"-Crash im Frühjahr fiel der Kurs schnell auf rund 13 Euro. Bis heute kletterte er jedoch nur wieder auf 14 Euro, obwohl der Nasdaq 100 seit Februar um mehr als 50 Prozent gestiegen und längst wieder auf neue Allzeithochs geklettert ist.

Anleger, die in dieser Zeit auf den klassischen Nasdaq gesetzt haben, profitierten von der Erholung und Kursgewinnen. Covered-Call-Investoren erhielten zwar monatlich attraktive Ausschüttungen, blieben aber auf einem gedrückten Kursniveau sitzen. Dieses Muster ist typisch: In Bärenmärkten stürzen Covered-Call-ETFs ähnlich stark wie der Markt ab. In Bullenmärkten bleiben sie deutlich zurück. Die Ausschüttung ersetzt also nicht eine zusätzliche Renditequelle – sie ist der Preis dafür, dass man an der Hausse nicht teilnimmt. 

Das Risiko-Rendite-Profil: schlechter als gedacht

Ein oft gehörtes Argument: „Weniger Rendite für weniger Risiko – das ist doch fair.“ Tatsächlich war die Volatilität von Covered-Call-ETFs in der Vergangenheit etwas geringer als die klassischer ETFs, und auch der maximale Drawdown lag leicht darunter. 

Doch das entscheidende Detail steckt in der Relation: Die Rendite ist teilweise nur halb so groß wie bei klassischen Indexfonds, die Volatilität aber lediglich leicht reduziert. Das bedeutet: Das Risiko-Rendite-Verhältnis verschlechtert sich. Anleger verzichten auf erhebliche Renditechancen, ohne dafür wirklich mehr Sicherheit zu bekommen. Noch problematischer aber wird es in plötzlichen Crash-Szenarien (s.o.). Alle Premium-Income-ETF-Trendprodukte von JP Morgan als auch der Global X Nasdaq 100 notieren seit Jahresbeginn im Minus, obwohl die US-Leitindizes 2025 allesamt im Plus notieren.  

Steuerlicher Aspekt: Die Ausschüttung ist nicht netto

Hinzu kommt ein Punkt, den viele Privatanleger übersehen: Steuern. Die oft monatlichen Ausschüttungen unterliegen der Abgeltungssteuer (26 % plus Solidaritätszuschlag, ggf. Kirchensteuer).

Ein Anleger, der z. B. eine Bruttoausschüttung von 10 % erhält, hat nach Steuern deutlich weniger Nettoertrag – während ein klassischer ETF Kursgewinne steuerlich erst beim Verkauf realisiert. Wer die Strategie also rein auf Basis der Bruttorendite beurteilt, unterschätzt die steuerliche Wirkung massiv.

Covered-Call-ETFs klingen besser, als sie wirklich sind

Covered-Call-ETFs versprechen hohe Ausschüttungen, stabile Erträge und weniger Schwankung – und klingen damit nach dem perfekten Anlagebaustein. In Wahrheit sind sie jedoch ein Tauschgeschäft: Ertrag heute gegen Wachstum morgen. Wer langfristig Vermögen aufbauen will, zahlt für die schöne Renditeillusion oft mit verpassten Kursgewinnen, schlechterem Risiko-Rendite-Profil und steuerlichen Nachteilen.

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JPM-GL EQ.PR.IN JPETFDIUS (WKN: A3EHRE)

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