Am 27. September feiert Walter Riester seinen 75. Geburtstag. Obwohl sich der Jubilar 2009 aus der aktiven Politik zurückgezogen hat, hallt sein Name nach. Grund: 2002 führte Riester als Arbeitsminister der rot-grünen Koalition eine nach ihm benannte private Altersvorsorge ein.

Seien es hohe Gebühren oder magere Renditen, das staatlich geförderte Rentenmodell ist bis heute heftig umstritten. Zudem stagniert die Gesamtzahl der Verträge seit einigen Jahren. Das gilt nicht für das Segment der auf Invest-mentfonds basierenden Kontrakte. Dieses erreichte im ersten Quartal 2018 mit knapp 3,3 Millionen Verträgen einen neuen Höchststand.



Die neue Lust auf Börse



In gewisser Weise hat Walter Riester also einen Anteil daran, dass immer mehr Menschen die Welt der Kapitalmärkte für sich entdecken. Investmentfonds decken von der Anleihe über Aktien bis zu Rohstoffen das gesamte Spektrum ab. Anders als bei den unter dem notorischen Zinstief leidenden klassischen Sparformen gibt es hier einiges zu holen.

"Ein Sparplan mit weltweit anlegenden Aktienfonds erreichte in den zurückliegenden zehn Jahren per Ende Dezember 2017 eine jährliche durchschnittliche Rendite von 7,9 Prozent", stellt Armin Schmitz, Sprecher des deutschen Fondsverbands BVI, fest. Seinen Angaben zufolge sind 20 Millionen Deutsche direkt oder indirekt an einem Investmentfonds beteiligt. "Rund die Hälfte davon spart nach Plan", ergänzt Schmitz.

Die Zahlen der führenden Anbieter passen in dieses Bild. Union Investment verwaltete Ende 2017 knapp 1,9 Millionen Fondssparpläne - 29 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Derweil hat die Deka die Zahl der neu abgeschlossenen Wertpapiersparverträge im vergangenen Jahr auf 600 000 verdoppelt. Neben den aktiven Fonds halten auch immer mehr Exchange Traded Funds (ETF) in die langfristige Vermögensplanung Einzug. "Die Anzahl der ETF-Sparpläne hat sich seit 2013 in etwa versechsfacht", teilt die Comdirect auf Anfrage mit. Genaue Zahlen zu den Depotbeständen nennt der Broker nicht.

Antizyklische Orderplatzierung



Egal ob aktiver oder passiver Fonds, das Prinzip dieser zusehends beliebten Anlageform ist recht einfach: Der Sparer zahlt regelmäßig eine bestimmte Summe in das Anlagevehikel seiner Wahl ein. In der Regel ist der langfristige Vermögensaufbau bereits ab einem Betrag von 25 Euro möglich. Neben der niedrigen Eintrittsbarriere stellt die Flexibilität eine zentrale Stärke des Sparplans dar. Die Raten lassen sich je nach finanzieller Situation und Lebensphase erhöhen, reduzieren oder vorübergehend aussetzen. Als vorteilhaft kann sich überdies die antizyklische Orderplatzierung entpuppen. Sind die Kurse an der Börse im Keller, bekommt der Sparer für seinen Einsatz relativ viele Fondsanteile. Dagegen wird das Depot in Boomphasen um vergleichsweise weniger Stücke aufgestockt. Auf diese Weise entsteht im Zeitverlauf ein geglätteter durchschnittlicher Kaufpreis. Der Fachjargon spricht hier vom Cost-Average-Effekt.

Ein Fondssparplan muss aber nicht auf die eigene Vermögensplanung beschränkt sein - auch Eltern können auf diese Weise Geld für ihre Kinder beiseitelegen. Dadurch profitieren die Sprösslinge von klein auf von den Chancen der Kapitalmärkte.

Unabhängig vom Motiv finden Anleger attraktive Konditionen vor. Bei Sparplänen auf zahlreiche aktiv verwaltete Fonds gewähren die Banken einen Discount auf den Ausgabeaufschlag oder verzichten ganz auf diesen Obolus. Dagegen bieten insbesondere die Direktbroker für ETF-Sparpläne vergünstigte Ordergebühren an. Auch fahren die Banken häufig Preisaktionen. Dabei verzichten sie bei der Besparung bestimmter börsengehandelter Indexfonds vorübergehend oder dauerhaft auf das Orderentgelt. In der Tabelle auf Seite 36 haben wir die Konditionen für ETF-Sparpläne von mehreren Direktbanken zusammengetragen. Dabei zeigt sich, dass die sieben analysierten Broker eine Auswahl von mehr als 2600 börsengehandelten Indexfonds bieten. Bei rund 43 Prozent dieser ETFs können die Kunden ihren Sparplan ohne Handelsgebühren bestücken.

Um insbesondere Neueinsteigern die Suche nach dem passenden Instrument zu erleichtern, hat BÖRSE ONLINE den enormen Fundus an aktiven und passiven Produkten durchforstet und gute Anlagen gefunden.

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Erfolgsstory made in Germany



Für heimische Sparer liegt es auf der Hand, den DAX in den persönlichen Vermögensaufbau mit einzubeziehen. Schließlich holen sie sich mit einem entsprechenden ETF die 30 größten Börsenkonzerne Deutschlands in ihr Portfolio. Gleichzeitig schreibt der heimische Leitindex seit nunmehr genau 30 Jahren eine echte Erfolgsstory. Seit seiner Einführung am 1. Juli 1988 gewann der DAX um nahezu 1000 Prozent oder durchschnittlich mehr als acht Prozent jährlich an Wert.

Zu den größten und günstigsten ETFs auf das heimische Börsenbarometer zählt ein Produkt von Xtrackers. Die DWS verwaltet 3,7 Milliarden Euro in dem 2007 aufgelegten Fonds und kommt dabei mit einer tiefen Total Expense Ratio (TER) von 0,09 Prozent per annum aus. Die Abbildung des DAX erfolgt physisch, der ETF hält also sämtliche Indexmitglieder analog zu ihrer Gewichtung. Die derzeit besonders üppigen Dividenden der heimischen Großkonzerne werden dem Fondsvermögen zugeführt - der Fachjargon spricht hier von der "Thesaurierung". Der Xtrackers-ETF zählt bei den meisten Banken zum Sparplan-Repertoire. Unter anderem können die Kunden von Consors gebührenfrei in diesen Indexfons investieren.

Ein kleines Manko ist beim DAX die geringe Zahl an enthaltenen Aktien. Dagegen punkten globale Börsengradmesser mit einer enormen Streuung. Das gilt auch und gerade für den MSCI World: Aktuell umfasst diese bekannte Benchmark 1643 Unternehmen aus 23 entwickelten Märkten. Dadurch deckt der Index rund 85 Prozent der Börsenkapitalisierung jedes einzelnen Landes ab. Was die geografische Allokation betrifft, kommt der MSCI World einem Spiegelbild der Weltwirtschaft gleich: Mit einem Anteil von mehr als 60 Prozent geben US-Aktien den Ton an. Angeführt vom Computerriesen Apple, handelt es sich bei den zehn Schwergewichten derzeit ausschließlich um Large Caps von der Wall Street.

Bei Profis und Sparern beliebt



Während Japan 8,6 Prozent zum "Weltindex" beisteuert, sind britische Aktien mit 6,2 Prozent gewichtet. Hinter Frankreich belegt Deutschland im Länderranking die fünfte Position. Dabei fällt SAP, Siemens und Bayer das größte Gewicht zu.

Dass der MSCI World zu den wichtigsten Referenzindizes im ETF-Geschäft zählt, liegt auf der Hand. Dabei hebt sich ein passiver Fonds von iShares mit Assets under Management (AuM), also verwaltetem Vermögen, von 12,7 Milliarden Euro ab. Zwar dürfte der Großteil der Summe von institutionellen Anlegern kommen, gleichwohl ist der ETF auch bei Sparern sehr beliebt. Er rangiert im Sparplangeschäft der Comdirect unter den drei Top-Produkten. In puncto AuM zählt der Comstage Vermögensstrategie ETF zu den kleineren Indexfonds. Allerdings tut dies der Eignung des Produkts gerade für eine langfristige Anlage kaum einen Abbruch. 2016 hat Comstage den ETF nicht zuletzt wegen der wachsenden Begeisterung vieler Kunden für Sparpläne aufgelegt. Das Besondere an der Vermögensstrategie ist die Streuung über mehrere Anlageklassen: 60 Prozent Aktien, 30 Prozent Anleihen und ein Zehntel Rohstoffe.

Anders als bei aktiv verwalteten Mischfonds bleibt diese Aufteilung fest. Es erfolgt lediglich einmal jährlich eine Rückführung auf die fixierte Gewichtung. Comstage realisiert die gewählte Strategie durch den Einsatz von zehn verschiedenen ETFs. Dabei handelt es sich um eigene Fonds sowie um zwei Produkte von iShares. Die Performance der Vermögensstrategie kann sich sehen lassen. Gegenüber der Auflage hat sich der Comstage-ETF um nahezu ein Fünftel verteuert.

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Hier stimmt die Mischung



Selbst der Siemens Balanced konnte als einer der erfolgreichsten aktiven Mischfonds nicht mit diesem Tempo Schritt halten. Allerdings hinkt der Vergleich insofern, als das Management einen eher defensiven Ansatz verfolgt. Momentan beträgt die Aktienquote beim Siemens Balanced lediglich 30,4 Prozent. Gut zwei Drittel des Vermögens liegen in Unternehmensanleihen. Mit diesem Ansatz erwirtschaftet die Fondsgesellschaft des Münchner Industriekonzerns stabile Erträge.

Seit der Auflage im September 2006 hat sich der Wert des Siemens Balanced in etwa verdoppelt - pro Jahr errechnet sich daraus ein durchschnittlicher Gewinn von 6,1 Prozent. Angesichts dieser Performance ist die erfolgsabhängige Vergütung in Höhe von 20 Prozent - sie fällt an, sobald das Management die Benchmark schlägt - absolut gerechtfertigt. Zumal der Fonds ansonsten mit laufenden Kosten von 0,33 Prozent per annum auskommt und auf einen Ausgabeaufschlag verzichtet.

Anlage mit gutem Gewissen



Vergleichsweise offensiv ausgerichtet ist das Portfolio beim UniRak Nachhaltig. Der vor gut sechs Jahren aufgelegte Mischfonds ist aktuell zu 63 Prozent in Aktien investiert, ein Drittel des Vermögens liegt in Anleihen. Nomen ist für das Managementteam Omen: Bei der Suche nach den richtigen Wertpapieren und Emittenten spielen ethische, soziale und ökologische Kriterien eine wesentliche Rolle. Unter anderem genügen momentan das IT-Beratungsunternehmen Capgemini, der Technologiegigant Microsoft sowie der Modekonzern Hugo Boss den Anforderungen - das Trio führt die Aktienseite an. Bei den Staatsanleihen setzt der UniRak Nachhaltig einen Schwerpunkt auf die Bundesrepublik Deutschland sowie die Republik Österreich.

Wer bereit ist, etwas mehr Risiko einzugehen, kann in der langfristigen Vermögensplanung auch auf reine Aktienfonds setzen. Zu den Klassikern dieses Segments zählt der bereits 1950 aufgelegte -Fondak. Seit seiner Einführung warf der erste deutsche Aktienfonds im Schnitt eine jährliche Rendite von stattlichen 10,5 Prozent ab. Anfang 2017 übernahm Thomas Orthen die Verantwortung für das aktuell knapp 2,2 Milliarden Euro schwere Portfolio. Er setzte einen Schwerpunkt auf die IT-Branche. Deren wichtigster Vertreter in Deutschland, SAP, bildet die größte Position im Fondak. Mit Infineon und United Internet sind zwei weitere namhafte deutsche Technologieaktien unter den zehn Schwergewichten zu finden.