Und noch ein neuer Broker made in Germany: Nach Trade Republic im Frühjahr möchte im Sommer Justtrade seine virtuellen Pforten für Trading-affine Anleger öffnen - und Wertpapierkäufe komplett kostenlos anbieten. Das dürfte den Wettbewerb um wertpapierbegeisterte Kunden weiter anheizen. BÖRSE ­ONLINE klärt die wichtigsten Fragen und Antworten zum neuen Anbieter.

Welche Wertpapiere und welche ­Börsenplätze werden offeriert?
Das Produktspektrum soll rund 6500 Aktien, 1500 ETFs, ETCs und circa 500 000 Zertifikate, Optionsscheine und Hebelprodukte umfassen. Später sollen Fonds und Anleihen hinzukommen. "Uns war es wichtig, zum Start mit allen relevanten Wertpapiergattungen in den Markt zu gehen, um Einsteiger, aber auch Profis im Wertpapiergeschäft anzusprechen", sagt Michael B. Bußhaus, einer der beiden Geschäftsführer bei der JT Technologies GmbH, einem Fintech-Start-up aus Frankfurt, das den Broker betreibt. Zum Vergleich: Der Konkurrent Trade Republic war zunächst ohne Derivate gestartet, hat aber seit 16. Juli rund 40 000 Derivate im Angebot. Gehandelt wird nach Angaben von Justtrade mit namhaften internationalen Handelspartnern und an deutschen Börsen im Wege des reinen Quote-Handels; weitere Details werden noch bekannt gegeben. Da zwischen 7.30 und 23 Uhr gehandelt werden kann, ist klar, dass die Lang & Schwarz Exchange an der Börse Hamburg auf jeden Fall mit dabei ist.

Was kosten Orders und Depot?
Ordern kostet nichts, auch keine Fremdspesen. Die Depotführung ist ebenfalls kostenlos.

Wie finanziert sich der Broker - etwa durch schlechtere Kursstellung?
Es ist keine Überraschung, dass sich Justtrade, wie andere in Deutschland tätige Broker, über Rückvergütungen von Handelspartnern finanziert. "Dadurch und durch den Einsatz modernster Technologien konnten wir ein echtes, volldigitales Null-Euro-Angebot schaffen", sagt Co-Geschäftsführer Ralf Oetting. Ferner soll es zu einem späteren Zeitpunkt gegen Gebühr Zusatzangebote geben, etwa ein professionelles Handelsfrontend. Auf die Kursstellung hat das Preismodell keine Auswirkung, versichert der Broker: Orders werden stets wie an der deutschen Haupthandelsplattform ­Xetra oder besser abgewickelt. "Justtrade-Kunden bekommen dieselben Kurse wie Kunden anderer Broker auch", stellt Oetting klar.

Gibt es für Anleger einen Haken?
Anlegern, die Geld auf dem Verrechnungskonto liegen haben, werden die Minuszinsen der Europäischen Zen­tralbank weiterberechnet, derzeit -0,4 Prozent ab dem ersten Euro. Sie sind daher gut beraten, nur das Geld bei Justtrade zu deponieren, das sie unmittelbar fürs Traden benötigen. Wie es der Name schon sagt, offeriert der Broker nur das, was Anleger unmittelbar fürs Traden brauchen. "Individuelle Sonderleistungen dürfen Anleger bei uns nicht erwarten", sagt Oetting. Girokonto, Quellensteuerservice, Immobilienkredit? Fehlanzeige. Gut zu wissen: Depotüberträge zu Justtrade hin werden nicht möglich sein, ebenso wenig Gemeinschaftsdepots.

Wo erfolgt die Depotführung? Ist mein Geld dort sicher?
Dazu verrät Justtrade nur so viel: Die Depotführung erfolgt in Kooperation mit einer renommierten deutschen Privatbank, die der deutschen Einlagensicherung unterliegt. Ein Depot soll sich inklusive der erforderlichen Legitimation vollständig digital binnen weniger Minuten eröffnen lassen. "Unser Ziel ist: Wir möchten nicht einen Brief verschicken. Alle erforderlichen Infos bekommen unsere Kunden auf digitalem Weg", sagt Bußhaus. Er und Oetting waren zuletzt gemeinsam Geschäftsführer der Onvista Bank, die nun zur Comdirect Bank gehört.

Ist Justtrade beim Traden wirklich ­billiger als andere Broker?
Es scheint so zu sein, sieht man einmal vom anderen Marktneuling Trade Republic ab. Der nimmt zwar Fremdspesen pro Order in Höhe von einem Euro, dafür aber keine Negativzinsen. Bislang wird Wertpapierhandel von in Deutschland ansässigen Brokern selten und häufig nur aktionsweise für weniger als fünf Euro angeboten. Eine Ausnahme ist Degiro, den die BÖRSE-ONLINE-Leser zum Onlinebroker des Jahres 2019 gewählt hatten. Allerdings behält Degiro als niederländischer Broker keine deutsche Abgeltungsteuer ein, Anleger müssen sich selbst darum kümmern.

Degiro verlangt für den Kauf eines DAX-Titels am Börsenplatz Xetra im Volumen von 1000 Euro genau 2,26 Euro. Flatex nimmt für denselben Börsenplatz 8,27 Euro inklusive Fremdspesen; die eigene Provision beträgt stets 5,90 Euro. Die Onvista Bank offeriert ein Free-Buy-Depot, Verkäufe sind jedoch nicht umsonst. Möglicherweise wird Justtrade Nebendienstleistungen bepreisen, so verlangt etwa Konkurrent Trade Republic für Eintrittskarten zu Hauptversammlungen 25 Euro, für Eintragungen in Aktienregister zwei Euro. "Fakt ist: Unser Preis-Leistungs-Verzeichnis wird maximal ein bis zwei Seiten lang", sagt Bußhaus.