Wirtschaftsforschungsinstitute, Re- gierungen und Notenbanken auf beiden Seiten des Atlantiks haben die Wachstumsprognosen für 2021 gesenkt. Die Börsen reagierten mit teils empfindlichen Kursverlusten. Auch wenn es Mitte der vergangenen Woche nur ein kurzes Intermezzo war - die Angst, es könnte zu einem ähnlich heftigen Kurseinbruch kommen wie im Februar und März 2020, ist wieder da.

Auf vielfachen Wunsch unserer Leserinnen und Leser wollen wir deshalb zum Abschluss unserer Serie "Sicher durch die Krise" das in Ausgabe 02/2021 bereits kurz beschriebene Allwetter-Portfolio von Ray Dalio etwas genauer vorstellen. Die Rendite kann in steigenden Märkten zwar nicht ganz mit dem Ivy- oder Ivy-11-Portfolio aus den beiden vorangegangenen Serienteilen mithalten, dafür fielen die Rückschläge in schlechten Börsenphasen aber erheblich moderater aus.

Ray Dalio ist ein amerikanischer Unternehmer, Milliardär, Philanthrop und Gründer des Hedgefonds Bridgewater Associates. In den 1990er-Jahren tüftelte er an einem Portfolio, das jede Börsenphase gut überstehen sollte. So entstand 1996 das Allwetter-Depot, das über ETFs abgebildet werden kann und aus 55 Prozent Staatsanleihen, 35 Prozent Aktien und 15 Prozent Rohstoffen besteht, von denen Gold die Hälfte ausmacht.

Längere Testreihen zeigen, dass der größte Jahresverlust seit 1988 bei lediglich 3,9 Prozent lag. Grund dafür ist der hohe Anteil an US-Staatsanleihen. Auch bei den mit 35 Prozent gewichteten Aktien vertraut Dalio größtenteils seinem Heimatmarkt. Europäische Anleger müssten bei der exakten Nachbildung also das Dollar-Risiko ins Kalkül ziehen oder auf einen währungsgesicherten ETF auf den MSCI-World-Index setzen, der zudem den Vorteil einer weltweiten Streuung bietet. Zu merklichen Unterschieden in der Performance sollte das nicht führen.

Zum Jahreswechsel zurück auf Los

Der entscheidende Punkt bei Dalios Allwetter-Portfolio ist, dass immer zu Jahresbeginn die vorher festgelegten Gewichtungen (Anleihen/Aktien/Rohstoffe) wiederhergestellt werden. Es findet also ein sogenanntes "Rebalancing" statt.

War beispielsweise ein Aktienjahr im Vergleich zu Anleihen und Rohstoffen stark, wird zum Jahreswechsel aus dem gewachsenen Aktienanteil etwas Kapital in die beiden schwächeren Gruppen umgeschichtet. Zum Jahreswechsel 2020/21 hätte man also einen Teil der Aktien verkaufen und dafür Anleihen sowie die zuvor deutlich gefallenen Rohstoffe aufstocken müssen. Nach einem schwachen Aktien- und starken Rohstoffjahr wäre es genau umgekehrt. Diese einfache Regel des Rebalancierens zwingt Anleger zu antizyklischem Handeln. Man entkommt damit dem sogenannten Nachlaufeffekt, dass man aus Frust am Tief aussteigt und nahe der Höchststände zu viele Wertpapiere einer gestiegenen Anlageklasse kauft. Auf diese Weise erreicht das Portfolio eine deutliche Verbesserung gegenüber einer reinen Buy-and-Hold-Strategie.

Kein hektisches Handeln

Zudem umgeht man den vermeintlichen Zwang, in Crashs handeln zu müssen, beispielsweise alle Aktien zur Unzeit zu verkaufen und den Wiedereinstieg zu verpassen. Auch wenn es schnell abwärtsgeht wie im Corona-Crash 2020, federt der Portfolio-Mix die Einbrüche etwas ab. Wenn Aktien fallen, steigen in der Regel die Anleihen (zumindest vorübergehend). So kommen Anleger recht entspannt durch die Krise, ohne in Aktionismus zu verfallen, was häufig selbst Profis viel Geld kostet.

In Ausgabe 02/2021 haben wir zudem zwei Varianten zu Dalios Originalportfolio vorgestellt, welche die Anleihen wegen des aktuellen Minuszinsumfelds deutlich reduzieren und demzufolge Rohstoffe und Aktien höher gewichten. Zudem kann der Rohstoffanteil auch allein durch Gold abgedeckt werden. Alle drei Varianten hätten am Jahresende 2020 eine zweistellige Rendite gebracht, waren aber zwischendurch, zu Beginn der Corona-Krise, jeweils über zehn Prozent "unter Wasser".

Die vereinfachten Strategien lassen sich mit nur zwei bis drei ETFs umsetzen. In der konservativeren Variante entscheidet man sich für jeweils ein Drittel Gold, Aktien und Staatsanleihen mit hoher Bonität und kurzer Laufzeit.

Gemessen am Chance-Risiko-Verhältnis hat sich die Variante mit je einem Drittel Aktien/Gold/Anleihen mit einer Jahresrendite von über 15 Prozent bei einem zeitweiligen Rückgang von zwölf Prozent am besten geschlagen. Mehr Rendite verspricht die Abwandlung, die auf Staatsanleihen komplett verzichtet. 50 Prozent Gold und 50 Prozent Aktien bringen langfristig die beste Performance, allerdings eben auch zum Preis erheblich stärkerer Kursschwankungen.

 


Multi-Asset-Fonds: Einer für alles

Wer eine ganz einfache Lösung sucht, um die verschiedenen Anlageklassen abzudecken, wird bei sogenannten Multi-Asset-Fonds fündig. Am offensivsten ist aktuell der Concept Aurelia, der zurzeit ganz auf Anleihen verzichtet. Er ist aktiv gemanagt, hier kann ein Ausgabeaufschlag von bis zu fünf Prozent anfallen. Der Klassiker Arero setzt zu 60 Prozent auf Aktien. Für dieses passive Produkt wird kein Ausgabe- aufschlag erhoben. Das gilt auch für den Lyxor Portfolio Defensiv, der mit 50 Prozent Anleihen vor allem für vorsichtige Anleger geeignet ist. Vom Lyxor-ETF gibt es auch zwei offensivere Varianten mit 60 und sogar 80 Prozent Aktienanteil. Von Jens Castner