Lebensversicherte erhalten für 2021 im Schnitt so wenig Rendite wie nie zuvor. Das zeigen Berechnungen des Policenaufkäufers Policen Direkt. Demnach sank die sogenannte laufende Verzinsung auf 2,06 Prozent. Schon der Vorjahreswert von 2,21 Prozent hatte ein Allzeittief markiert. Die Daten stammen von Unternehmen, die insgesamt mehr als 95 Prozent Marktanteil haben.

Damit geht der langjährige Renditeabschwung weiter. Seit 2008 war fast in jedem Jahr ein mehr oder weniger deutlicher Rückgang zu verzeichnen. Hintergrund: Die Investments der Assekuranzen stecken zum größten Teil in festverzinslichen Anlagen. Hier sind die Marktzinsen im Zuge der Corona-Krise auf immer neue Tiefs gefallen. So betrug die Rendite einer 30 Jahre laufenden Bundesanleihe Ende 2020 minus 0,15 Prozent, während es vor Jahresfrist noch plus 0,33 Prozent waren.

Zu den einzelnen Anbietern: Am stärksten nach unten geht es 2021 bei der R + V a.G. (-1,05 Prozentpunkte), der kleinen Schwester des genossenschaftlichen Versicherers R + V AG. Letzterer liegt bei der Absturzbilanz an zweiter Stelle (-0,55 Prozent). Absolut gesehen ist nun am wenigsten zu holen bei Debeka, Proxalto (ehemals Generali) und R + V a.G. (jeweils 1,25 Prozent). Am meisten gibt es bei Ideal (drei Prozent).

Unter den 20 größten Anbietern liegen die verbundenen Unternehmen AXA/DBV mit 2,60 Prozent ganz vorn (siehe Tabelle). Allerdings berechnen sie die laufende Verzinsung auf einem Weg, der zwar legal, aber besonders vorteilhaft für sie selbst ist. Auf dem zweiten Platz folgt Marktführer Allianz, der zurückhaltender kalkuliert.

Wichtig zu wissen: Die laufende Verzinsung ist garantiert, wenn sie für ein bestimmtes Jahr festgelegt ist. Es kommen unverbindliche Zusagen hinzu, alles zusammen heißt Überschussbeteiligung. Die Prozentsätze beziehen sich auf Verträge, deren gesetzlicher Garantiezins unterhalb der laufenden Verzinsung liegt. Alte Verträge mit hohen Garantien bekommen nach wie vor bis zu vier Prozent zugewiesen.

Alle Zahlen beziehen sich auf den sogenannten Sparanteil, also Einzahlungen minus Kosten. Auf die gesamten Einzahlungen gerechnet liegt die Verzinsung also niedriger. Gut 50 Millionen Kapitallebens- und private Rentenversicherungen gibt es, und für fast alle ist die laufende Verzinsung relevant.

Weil die Garantien immer schwieriger zu erwirtschaften sind, sind viele Anbieter aus dem Geschäft mit klassischen Policen mit Garantiezins ausgestiegen - zu Jahresbeginn die Allianz, zudem etwa Ergo, HDI und Zurich Deutscher Herold.

Andere haben ihre Vertragsbestände an andere Firmen übertragen. Die Käufer führen die Kontrakte weiter. Zuletzt machte Generali mit einem solchen Deal Schlagzeilen. Sämtliche Verträge gingen an den Abwickler Proxalto. Im Gegenzug übernahm Generali alle Policen der AachenMünchener, die weniger Garantiepolicen im Portfolio hat. Andere Akteure verkaufen solche Produkte nur noch auf ausdrücklichen Wunsch der Kunden, etwa die Bayern-Versicherung, eine Tochter der Versicherungskammer Bayern.

Alternativen im Blick

Die Misere bei klassischen Policen ist also augenfällig. Doch gibt es Alternativen, die weniger bis gar nicht auf Anleihen setzen und deshalb höhere Renditen versprechen.

Erstens existiert unter dem Schlagwort "moderne Klassik" ein Sammelsurium neuartiger Konstruktionen, von denen die meisten nah an klassischen Policen sind. So ist der Anlagemix bei der modernen und der alten Klassik oft der gleiche, denn das Investment erfolgt in beiden Fällen im sogenannten Sicherungsvermögen - also in Eigenregie des Anbieters.

Eine höhere Rendite soll dadurch erzielt werden, dass der Versicherer durch die gekürzten Garantien weniger Kapital beiseitelegen muss. Entsprechend wird eine höhere Überschussbeteiligung in Aussicht gestellt. All diesen Angeboten ist gemein, dass es keine Orientierung an einem Index gibt.

Zweites neues Segment sind sogenannte Indexpolicen. Hier haben Kunden in jedem Jahr vorab die Wahl: Wollen sie eine feste Verzinsung haben? Oder möchten sie mit der Überschussbeteiligung teilweise oder komplett an der Entwicklung eines oder mehrerer Indizes partizipieren? Dabei werden bei den meisten Anbietern jeweils am Jahresende die monatlichen Wertentwicklungen addiert, jeweils bis zu einem prozentualen Höchstwert (dem sogenannten Cap) oder mit einer prozentualen Beteiligung an den Gewinnen (der Partizipationsquote).

Von den Kosten abgesehen, ist es ausgeschlossen, dass der Versicherte draufzahlt, denn Verluste auf Jahressicht werden nicht mitberechnet. Wenn er sich am Index beteiligt, fällt die Rendite in der Rückrechnung meist höher aus als bei klassischen Policen.

Nachteile: Die Renditechancen sind durch Cap beziehungsweise Quote limitiert. Zudem schrumpft bei sinkenden Zinsen die Überschussbeteiligung, die für die Indexpartizipation zur Verfügung steht.