Die EZB hat in diesem Jahr die Leitzinsen bereits um 100 Basispunkte gesenkt, während in den USA bislang eine Zinsreduktion um lediglich 25 Basispunkte erfolgte. Weil weitere Zinssenkungen als wahrscheinlich gelten, könnten die Zinsen für Festgelder demnächst sinken.
Deutsche Sparer erleben derzeit eine Phase zunehmender Dynamik bei den Festgeldkonditionen, die eng mit den geldpolitischen Erwartungen an die US-Notenbank und die Europäische Zentralbank (EZB) verknüpft ist. Nach einer relativ langen Periode hoher Zinsen zeichnet sich eine Wende ab: Das FedWatch-Tool der CME Group prognostiziert mit einer Wahrscheinlichkeit von 81 Prozent für das laufende Jahr noch zwei weitere US-Zinssenkungen um insgesamt 50 Basispunkte. Diese Erwartung deutet darauf hin, dass auch in Europa angesichts der schwachen Konjunktur die Spitzen der Zinsentwicklung erreicht sein könnten – möglicherweise ein Signal für viele Banken, ihre Festgeldangebote allmählich nach unten anzupassen.
Was bei der Festgeldanlage zu beachten ist
Aktuell erhalten Anleger für Laufzeiten zwischen 12 und 36 Monaten im Durchschnitt rund 2,5 Prozent p.a., während längere Bindungen etwas attraktiver verzinst werden: Bei 120 Monaten (also zehn Jahren) liegt der Zinssatz derzeit bei rund 3,4 Prozent p.a. Ob dieser Zinsaufschlag das höhere Risiko und die geringere Flexibilität längerer Laufzeiten wert ist, muss jeder Anleger selbst entscheiden, schließlich kann in einem Jahrzehnt ziemlich viel passieren.
Anleger sollten bei Festgeldern jedoch nicht allein auf den Zinssatz achten. Drei Kriterien sind entscheidend:
Erstens: Laufzeit – Sie definiert, wie lange das Kapital gebunden ist. Wer früher über sein Geld verfügen will, muss meist auf Zinsen verzichten.
Zweitens: Bonität der Bank – Die Sicherheit des Emittenten ist von zentraler Bedeutung. Eine hohe Verzinsung bei einer schwachen Bonität sollte ein Warnsignal sein.
Drittens: Einlagensicherung – In der EU sind Einlagen bis 100.000 Euro pro Kunde und Bank gesetzlich geschützt, dennoch lohnt ein Blick auf zusätzliche Einlagensicherungsfonds oder nationale Schutzsysteme, die darüber hinausgehen.
Ein weiteres Augenmerk gilt der Zinsauszahlung: Manche Banken zahlen Zinsen jährlich aus, andere erst am Ende der Laufzeit – was unter steuerlichen und Liquiditäts-Aspekten wichtig werden kann. Auch sollte man prüfen, ob Zinsen bei vorzeitiger Kündigung teilweise oder vollständig entfallen.
Wer die aktuellen Konditionen vergleichen möchte, findet auf der Website boerse-online.de/festgeld-vergleich ein nützliches Hilfsmittel zur Recherche. Vor einem Abschluss sollten allerdings die konkreten Konditionen genau inspiziert werden.
Inflationsrisiko nicht außer Acht lassen
Grundsätzlich sollte bei Festgeldanlagen auch die aktuelle Teuerungsrate sowie die Inflationserwartungen gebührend berücksichtigt werden. Für den Monat September lag diese in Deutschland bei immerhin 2,4 Prozent p.a. Das heißt: Mit der oben erwähnten Rendite von 2,5 Prozent p.a. hat man nicht wirklich viel gewonnen. Sollte die durchschnittliche jährliche Inflation während der Laufzeit die Marke von 2,5 Prozent überschreiten, entstünden somit Kaufkraftverluste. Zur Erinnerung: Im November 2022 wurde mit 8,8 Prozent p.a. der höchste Wert seit mehreren Jahrzehnten gemeldet.
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