Nach tödlichen Unfällen, die bei Testfahrten mit Autopilot von Uber und Tesla verursacht wurden, zweifeln manche an der Sicherheit und Funktionalität des autonomen und vernetzten Fahrens. Dies ändert aber nichts daran, dass sich diese Technologie durchsetzen wird. Im Gegenteil: Langfristig gesehen werden autonome und mit der Umwelt vernetzte Fahrzeuge die Sicherheit auf den Straßen drastisch verbessern.

Noch werden 90 Prozent der 35 000 Straßenunfälle allein in den USA durch menschliches Versagen verursacht. Zukünftig könnten viele davon durch sogenannte "Fahrerassistenz- und Autopilotsysteme" vermieden werden. Aufgrund der Relevanz dieses Themas planen 80 Prozent der weltweit zehn größten Fahrzeugerstausrüster bereits bis 2025 den Einsatz von Technologien zum autonomen Fahren. Auch die Lastwagenbranche verzeichnet Fortschritte. Das Konzept autonomer Lastwagenflotten, die von einem Fahrzeug geleitet werden, wurde in Deutschland, den USA, Schweden und Japan bereits erfolgreich getestet. Etablierte Unternehmen, wie etwa Daimler, General Motors oder Panasonic, haben den Trend längst erkannt und arbeiten an zukunftsfähigen Lösungen.

Staus verursachen allein in den USA Kosten von schätzungsweise 160 Milliarden US-Dollar - samt den sieben Milliarden Stunden, die man im Stau feststeckt, und den mehr als elf Milliarden Litern Benzin, die man zusätzlich verbraucht. Mitfahrmodelle durch Unternehmen wie Uber oder Lyft könnten die Anzahl an Fahrzeugen um ein Drittel reduzieren. Für Städte wie London, die unter chronischer Überlastung des Straßennetzes leiden, wäre dies ein Segen: Ein Drittel der Autofahrten wird überflüssig, sobald autonome Mitfahrsysteme eingeführt sind. Bis heute sind deshalb bereits mindestens 32 Milliarden US-Dollar in Start-ups investiert, die Technologien für unterschiedliche Mitfahrsysteme entwickeln. Anleger sollten allerdings bedenken, dass die Technologien sich zurzeit noch in einem frühen Entwicklungsstadium befinden und es bisher weltweit nur wenige Unternehmen gibt, deren Aktien an der Börse notiert sind.

Auf dem heutigen Stand der Technologie können Fahrzeuge nicht nur mit dem Internet und GPS verbunden werden, sondern auch andere Fahrzeuge, Fußgänger und die umliegende Infrastruktur einbeziehen. Beispielsweise können Fahrzeuge erkennen, dass sich ein Krankenwagen nähert, bevor der Fahrer überhaupt die Sirene hört. Dem Fahrer kann lange vor dem Ziel ein Parkplatz angeboten werden. Oder er wird frühzeitig informiert, dass Passanten einen Zebrastreifen überqueren.

Derartige Entwicklungen sind keine Science-Fiction. Sie gibt es bereits. Es bedarf nur einer stärkeren Verbreitung. Dies wird wiederum dazu führen, dass sich die gesamte Dateninfrastruktur in den nächsten Jahren stark weiterentwickeln wird. Heute braucht es schätzungsweise immer noch 25 Gigabyte pro Stunde, um ein Fahrzeug zu vernetzen. Im Vergleich dazu sind nur 869 Megabyte pro Stunde nötig, um einen hochauflösenden Film zu streamen. Diese Lücke wird die Industrie in den Bereichen Datenmanagement, Halbleiterausstattung, Cloud-Computing, Breitband-Internetzugang und Echtzeitkommunikations-Technologie schließen müssen. Denn autonome und vernetzte Mobilität kann nur funktionieren, wenn wir ein Internet haben, das in Echtzeit Daten verarbeitet und weiterleitet.

In diesen Bereichen sind Unternehmen wie der Kommunikationsausrüster Lumentum, der Internetsoftware-Hersteller Autohome oder der Halbleiterproduzent ON Semiconductor bereits gut positioniert. "Mobilität" ist ein Trend, der heute noch in den Kinderschuhen steckt. Anleger, die das Potenzial erkennen und Chancen und Risiken realistisch einschätzen, sollten aus unserer Sicht jedoch nicht warten, sondern frühzeitig dabei sein.

Zur Person: Thilo Wolf hat einen BBA in International Finance und einen BBA in International Management der California State University Fullerton und hat mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Finanzbranche. Seit 2015 ist er Länderchef für Deutschland bei BNY Mellon Investment Management. Das Unternehmen ist eine der weltweit führenden Investmentgesellschaften mit einem verwalteten Vermögen von rund 1,8 Billionen US-Dollar.