Nippons Firmen erwirtschaften wieder Rekordgewinne, die Kurse an den Aktienmärkten haben sich mehr als verdoppelt. Die Unternehmensbewertungen sind im historischen Vergleich auf einem attraktiven Niveau angelangt, daher kann sich ein Investment in japanische Werte lohnen. Denn die -Weichen für ein dauerhaftes Wirtschaftswachstum sind gestellt. Insgesamt erfährt die japanische Wirtschaft die längste Wachstums-periode in mehr als zehn Jahren.

Auch die Strukturreformen am Arbeitsmarkt, bei der Unternehmensbesteuerung und im Tourismus spielen dabei eine wichtige Rolle. So ist die Zahl der Touristen aus dem Ausland seit Einführung der Abenomics von acht Millionen 2012 auf 24 Millionen 2016 enorm gestiegen. Auf ihren Reisen durch Japan gaben die Besucher dabei mehr aus denn je: Im dritten Quartal 2017 waren es 1,2 Billionen Yen. Die Olympischen Spiele 2020 in Tokio sollten weiteren Auftrieb geben.

Seit Dezember 2012 ist die Wirtschaft stark gewachsen, die Arbeitslosigkeit hat den niedrigsten Stand seit 1994 erreicht. Das Beschäftigungswachstum zeigt sich robust. Auch die Folgen des demografischen Wandels scheint Japan bestens abfedern zu können. So ist die Erwerbsquote der Frauen und über 65-Jährigen rasant gestiegen. Steigende Gewinne stärken das Geschäftsvertrauen und kurbeln Investitionen an. Produzierende Betriebe legen dabei den Schwerpunkt auf Effizienzsteigerungen durch Automatisierung und Konsolidierung. Auch Dienstleister setzen verstärkt auf arbeitssparende Technologien. Spannend sind zudem die positiven Auswirkungen der Corporate-Governance--Reformen, die einen massiven Mentalitätswechsel ausgelöst haben. Japanische Unternehmen achten heute mehr denn je darauf, profitabel zu arbeiten und auch die Rechte ihrer Minderheitsaktionäre zu schützen. So sind die Aktionärsrenditen seit 2012 um mehr als 80 Prozent gestiegen.

Auch wenn die Bewertungsniveaus im Schnitt noch attraktiv sind, scheinen einige Branchen bereits überbewertet. Das spricht gegen ein breites Investment in den Markt und für eine gezielte Einzeltitelauswahl. Kriterien sind hier das Kurs-Gewinn-Verhältnis, die Dividendenrendite oder auch das Kurs-Buchwert-Verhältnis. Ein Beispiel dafür ist der Reifenhersteller Bridge-stone. Derzeit wird der Titel unter dem branchen-üblichen Kurs--Gewinn-Verhältnis gehandelt. Ein kontinuierlicher freier Cashflow und eine Dividendenrendite von drei Prozent sprechen für eine sehr gute Finanzlage. Außerdem gilt -Bridgestone als gut gerüstet für den Wandel der Automobil-industrie hin zur Elektromobilität. Oder Fujifilm: Der Hersteller von Kameras hat im Gegensatz zu vielen Konkurrenten die Digitalisierung erfolgreich bewältigt. Zusätzlich bestehen langfristige Wachstums-chancen mit hochwertigen Röntgensystemen - und das bei einem hohen freien Cashflow und einem Kurs--Gewinn-Verhältnis von unter 15.

Vor allem in den Branchen Finanzen und Konsumgüter finden sich aktuell attraktive und unterbewertete Unternehmen. Hier sind viele Unternehmen mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von unter 15 bewertet: Insbesondere japanische Aktien aus dem Bankensektor erscheinen aussichtsreich. Denn ihre Kurse profitieren, sollte es zu einer stärkeren Straffung der Geldpolitik und höheren Zinsen durch die japanische Notenbank kommen. In anderen Branchen wie im Einzelhandel, bei Pharmawerten, der Technologie- und Maschinenbaubranche lässt sich das gute Umfeld nutzen, um Aktien von Unternehmen zu verkaufen, die mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 30 bewertet sind.

Japan war lange Zeit der kranke Mann Asiens. Anleger tun also gut daran, diesen Blick auf Japan zu revidieren, wollen sie vom Land der aufgehenden Sonne profitieren.

Carsten Roemheld ist Diplom-Kaufmann, er wurde am CFA Institute ausgebildet. Er ist Kapitalmarktstratege bei Fidelity Interna-tional und betreut seit Januar 2014 als Director Fund Selection Units Vertriebspartner von Fidelity. Fidelity International bietet Investment- und Altersvorsorgelösungen für institutionelle Anleger, Privatkunden und deren Berater an und verwaltet -aktuell ein Kundenvermögen in Höhe von 356 Milliarden Euro.